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Der Weg zurück

Der Weg zurück

Titel: Der Weg zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.M. Remarque
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gerächt. »Das war schön«, sagt er und wischt sich das Blut ab. Dann gibt er uns die Hand. »So, jetzt muss ich aber schleunigst wieder zu meiner Frau, sonst meint die nachher noch, ich wäre in eine richtige Schlägerei gekommen.«
    Wir trennen uns auf dem Marktplatz. Jupp und Valentin gehen zur Kaserne. Ihre Stiefel klappern über das mondbeschienene Pflaster.
    »Am liebsten möchte ich mit«, sagt Albert auf einmal.
    »Kann ich verstehen«, bestätigt Willy, der wohl noch an seinen Hahn denkt. »Etwas kleinlich sind die Menschen hier, was?«
    Ich nicke. »Nun müssen wir ja auch wohl bald wieder in die Schule. –«
    Wir bleiben stehen und grinsen. Tjaden kann sich gar nicht fassen vor Vergnügen darüber. Dann läuft er lachend hinter Valentin und Jupp her.
    Willy kratzt sich den Schädel. »Glaubt ihr, dass die sich da auf uns freuen? Ganz so bequem sind wir doch wohl nicht mehr. –«
    »Als Helden, möglichst weit weg, waren wir ihnen sicher lieber«, sagt Karl.
    »Ich bin ja gespannt auf das Theater«, erklärt Willy, »so wie wir jetzt gebaut sind – im Stahlbad gehärtet …«
    Er hebt ein Bein etwas an und lässt einen gewaltigen Furz losheulen. »Dreißigkommafünf«, konstatiert er befriedigt.
IV
    Als unsere Kompanie aufgelöst wurde, mussten wir unsere Waffen mitnehmen. Wir hatten Anweisung, sie erst in unserm Heimatort abzuliefern. Jetzt sind wir in der Kaserne und geben die Gewehre ab. Gleichzeitig erhalten wir unsere Abmusterungslöhnung: Fünfzig Mark Entlassungsgeld und fünfzehn Marschgeld für jeden. Außerdem haben wir das Anrecht auf einen Mantel, ein Paar Schuhe, Wäsche und eine Uniform. Wir klettern zum Dachstock hinauf, um die Brocken in Empfang zu nehmen. Der Kammerspieß macht eine lässige Handbewegung: »Sucht euch was aus.«
    Willy beschnuppert auf einem flüchtigen Rundgang die aufgehängten Sachen. »Hör mal«, sagt er dann väterlich, »das kannst du mit Rekruten machen. Die Brocken stammen ja aus der Arche Noah. Zeig mal neue vor!«
    »Hab’ keine«, erwidert der Kammerfritze mürrisch.
    »So«, sagt Willy und betrachtet ihn eine Weile. Darauf holt er ein Aluminiumetui hervor. »Rauchst du?«
    Der andere schüttelt seinen Glatzkopf.
    »Na, dann priemst du, was?« Willy greift in die Rocktasche.
    »Nee.«
    »Schön, dann säufst du doch?« Willy hat an alles gedacht; er fasst nach einer Erhöhung auf der Brust.
    »Auch nicht«, meint der Kammerbulle pomadig.
    »Dann bleibt mir nichts übrig, als dir ein paar in die Schnauze zu schlagen«, erklärt Willy freundlich. »Wir gehen hier ohne tadellose, neue Kluft nicht weg.«
    Zum Glück kommt in diesem Moment Jupp dazu, der als Soldatenrat jetzt eine große Nummer hat. Er kneift dem Kammerfritzen ein Auge. »Landsleute, Heinrich! Alte Fußlatscher. Zeig ihnen mal den Salong!«
    Der Kammerspieß heitert sich auf. »Konntet ihr doch gleich sagen!«
    Wir gehen mit ihm nach hinten. Da hängen die neuen Sachen.
    Rasch werfen wir unsern alten Kram beiseite und ziehen uns um. Willy erklärt, zwei Mäntel zu brauchen, er sei bei den Preußen blutarm geworden. Der Kammerbulle zögert. Jupp nimmt ihn unter den Arm und spricht in einer Ecke mit ihm über Verpflegungsgelder. Als beide zurückkommen, ist der Spieß beruhigt. Er streift Tjaden und Willy, die bedeutend dicker geworden sind, mit halbem Auge. »Na, ja«, brummt er, »soll mir egal sein. Manche holen ihren Kram ja auch nicht ab. Haben Marie genug. Hauptsache, dass mein Bestand stimmt.«
    Wir unterschreiben, dass wir alles bekommen haben. »Sagtest du vorhin nicht was von Rauchen?«, fragt der Spieß Willy.
    Verblüfft grinsend holt der sein Etui heraus.
    »Und von Priemen?«, fährt der andere fort.
    Willy greift in die Rocktasche. »Aber saufen tust du nicht, was?«, erkundigt er sich.
    »Doch«, sagt der Spieß ruhig, »das ist mir sogar direkt vom Arzt verschrieben. Ich bin nämlich auch blutarm. Lass den Buddel mal hier.«
    »Sekunde!« Willy macht einen gewaltigen Zug, um wenigstens etwas zu retten. Dann überreicht er dem staunenden Kammerfloh die Flasche, die eben noch voll war. Jetzt ist nur noch die Hälfte drin.
    Jupp begleitet uns bis zum Kasernentor. »Wisst ihr, wer jetzt auch hier ist?«, fragt er. »Max Weil! Im Soldatenrat!«
    »Da gehört er auch hin«, erklärt Kosole. »Ganz schöner Druckposten, was?«
    »Teils, teils«, meint Jupp. »Vorläufig halten wir die Stellung, Valentin und ich. Wenn ihr mal was braucht, Freifahrtscheine oder so was, ich sitze an der

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