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Der Weg zurück

Der Weg zurück

Titel: Der Weg zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.M. Remarque
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durch und greift von unten an, er umkreist sie, jagt herum, verbeißt sich plötzlich in ihrem Bauch und hält fest.
    Wie verrückt heult die Dogge auf und wirft sich zu Boden, um ihn so zu fassen. Aber mit einem Ruck, schneller als ein Schatten, hat Wolf losgelassen und die Gelegenheit benutzt, ihr an die Kehle zu gehen. Und jetzt, zum ersten Male, höre ich ihn knurren, dumpf, gefährlich, jetzt wo er den Gegner hat und festhält, sosehr die Dogge auch um sich schlägt und sich über den Boden rollt.
    »Um Gottes willen, Lehrer«, ruft der Bauer, »ruft Euren Hund! Er beißt den Pluto ja in Stücke!«
    »Den kann ich ruhig rufen, der kommt jetzt nicht«, sage ich, »und das ist auch richtig. Erst soll er mal diesen Scheißpluto fertigmachen.«
    Die Dogge stöhnt und jault. Der Bauer hebt den Knüppel, um ihr beizustehen. Ich reiße ihm den Prügel weg, fasse ihn vor der Brust und brülle: »Verflucht, der Bastard hat doch angefangen.« Es fehlt nicht viel, dann gehe ich noch auf den Bauern los.
    Zum Glück stehe ich so, dass ich sehe, wie Wolf jäh die Dogge loslässt und heranrast, weil er glaubt, ich würde angefallen. So kann ich ihn abfangen, sonst hätte der Bauer mindestens eine neue Jacke gebraucht.
    Inzwischen hat sich Pluto verdrückt. Ich klopfe Wolf den Hals und beruhige ihn. »Das ist ja der wahre Satan«, stottert der Bauer entgeistert.
    »Jawohl«, sage ich stolz, »das ist eben altes Militär. Damit soll man nicht anfangen.«
    Wir gehen weiter. Hinter dem Dorf liegen einige Wiesen, dann beginnt die Heide mit Wacholdern und Hünengräbern. In der Nähe des Birkenwäldchens weidet eine Herde Schafe. Ihre wolligen Rücken glänzen im Schein der untergehenden Sonne wie mattes Gold.
    Mit einmal bemerke ich, wie Wolf in gestreckten Sätzen auf die Herde lossaust. Ich glaube, dass das Erlebnis mit der Dogge ihn wild gemacht hat, und laufe hinterher, um ein Blutbad unter den Schafen zu verhindern. »Achtung! Pass auf den Hund auf!«, rufe ich dem Schäfer zu.
    Er lacht. »Ist ja ein Schäferhund, der tut nichts!«
    »Doch, doch!«, rufe ich, »der kennt das nicht! Das ist ein Kriegshund!«
    »Ach wo«, sagt der Schäfer, »Kriegshund oder nicht. Der macht nichts. Da – sehen Sie – sehen Sie bloß! Gut, mein Hund, weiter! Hol sie!«
    Ich traue meinen Augen nicht. Wolf – Wolf, der früher nie ein Schaf gesehen hat, treibt die Herde jetzt zusammen, als hätte er nie etwas anderes getan. In langen Sprüngen fegt er bellend hinter zwei ausgerissenen Lämmern her und jagt sie zurück. Jedes Mal, wenn sie ausbrechen oder stehen bleiben wollen, verlegt er ihnen den Weg und zwickt sie in die Beine, sodass sie geradeaus weiterlaufen.
    »Tipptopp«, sagt der Schäfer, »er kneift sie nur, tadellos richtig.« Der Hund ist wie verwandelt. Seine Augen funkeln, sein zerschossenes Ohr flattert, er umkreist wachsam die Herde, und ich sehe, dass er ungeheuer aufgeregt ist.
    »Den kauf’ ich sofort«, erklärt der Schäfer, »meiner kann’s nicht besser. Sehen Sie mal, wie er die Herde zum Dorf rüberdrückt! Der braucht nichts mehr zu lernen.«
    Ich weiß nicht, was mit mir los ist. »Wolf«, rufe ich, »Wolf«, und ich könnte gleich losheulen, wie ich ihn so sehe. Da ist er unter Granaten groß geworden, und jetzt, ohne dass ihm jemand was gezeigt hat, weiß er, was seine Aufgabe ist.
    »Hundert Mark in bar und ein geschlachtetes Schaf«, sagt der Schäfer.
    Ich schüttle den Kopf. »Nicht für eine Million Mark, Mensch«, erwidere ich.
    Jetzt schüttelt der Schäfer den Kopf.
    Die harten Rispen des Heidekrautes streifen mein Gesicht. Ich biege sie beiseite und lege den Kopf auf die Arme. Der Hund atmet ruhig neben mir, und von weit her kommt das schwache Läuten von Herdenglocken. Sonst ist es still.
    Wolken schwimmen langsam über den Abendhimmel. Die Sonne geht unter. Das dunkle Grün der Wacholderbüsche wird zu tiefem Braun, und ich spüre, wie der Nachtwind sich jetzt leise von den fernen Wäldern hebt. In einer Stunde wird er in den Birken wehen. Soldaten ist die Landschaft ebenso vertraut wie Bauern und Förstern, sie haben nicht im Zimmer gelebt; sie wissen um die Zeiten des Windes und den zimtfarbenen Duft verschleierter Abende, sie kennen die Schatten, die über dem Boden schwanken, wenn die Wolken das Licht fangen, und die Wege des Mondes. –
    In Flandern, nach einem rasenden Feuerüberfall, dauerte es lange, bis Hilfe für einen Verwundeten kam. Wir hatten alle Verbandpäckchen um ihn gewickelt und

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