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Der Weg zurück

Der Weg zurück

Titel: Der Weg zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.M. Remarque
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und spielerisch? Man muss wohl über sich selbst hinwegspringen dabei.
    Das Schwälbchen ist lieb, es gehört ja wohl auch zu ihrem kleinen Leben, dass jemand kommt und es in die Arme nimmt und dann wieder geht; die Nähmaschine surrt, ein anderer kommt, das Schwälbchen lacht, das Schwälbchen weint und näht immerzu. – Es wirft eine kleine bunte Decke über die Maschine, die dadurch aus einem Arbeitstier von Nickel und Stahl zu einem Hügel von roten und blauen Seidenblumen wird. Es will nicht an den Tag erinnert sein, es kuschelt sich in meinen Arm und plaudert, es summt und murmelt und singt in seinem leichten Kleid, es ist so schmal und blass und ein wenig verhungert und so leicht, dass man es zum Bett, zu dem eisernen Feldbett tragen kann, es hat einen so süßen Ausdruck der Hingebung, wie es sich dabei am Hals festhält, es seufzt und lächelt, ein Kind mit geschlossenen Augen, es seufzt und bebt und stammelt ein bisschen, es atmet tief und hat kleine Schreie, ich schaue es an, ich schaue es immerfort an, ich will auch so sein und frage schweigend: ist es das – ist es das? – und dann nennt mich das Schwälbchen mit allerlei bunten Namen und ist verschämt und zärtlich und schmiegt sich an, und als ich gehe und frage: »Bist du glücklich, Schwälbchen?«, da küsst es mich viele Male und schneidet Grimassen und winkt und nickt und nickt. –
    Ich aber steige die Treppen hinunter und bin voll Verwunderung. Sie ist glücklich – wie schnell das geht. Ich begreife es nicht. Ist sie nicht immer noch ein anderer Mensch, ein Leben für sich, in das ich nie hinein kann? Bliebe sie es nicht, auch wenn ich alle Brände der Liebe hätte? Ach, Liebe – eine Fackel, die in einen Abgrund fällt und erst zeigt, wie tief er ist.
    Ich gehe über die Straßen, dem Bahnhof zu. Nein, das ist es nicht, das auch nicht. Da ist man ja noch mehr allein als sonst. –
III
    Der Lichtkreis der Lampe erhellt den Tisch. Vor mir liegen Stapel von blauen Heften. Daneben steht eine Flasche mit roter Tinte. Ich sehe die Hefte durch, streiche die Fehler an, lege die Löschblätter hinein und klappe sie zu.
    Dann stehe ich auf. Ist das nun das Leben? Dieses monotone Gleichmaß der Tage und Stunden? Wie wenig füllt es im Grunde doch aus! Es bleibt noch immer viel zu viel Zeit zum Denken. Ich hatte gehofft, die Einförmigkeit würde mich beruhigen. Aber sie macht mich nur unruhiger. Wie lang die Abende hier sind!
    Ich gehe über die Diele. Die Kühe schnauben und stampfen im Halbdunkel. Auf niedrigen Schemeln hocken die Mägde neben ihnen, um sie zu melken. Jede sitzt für sich wie in einem kleinen Zimmer, dessen Wände nach beiden Seiten von den schwarzbunten Körpern der Tiere gebildet werden. Kleine Lichter flackern über ihnen im warmen Stalldunst, die Milch spritzt dünn in die Eimer, und die Brüste der Mädchen wippen in den blauen Waschkleidern. Sie heben die Köpfe und lächeln und atmen und zeigen gesunde weiße Zähne. Ihre Augen funkeln im Dunkel. Es riecht nach Heu und Vieh.
    Ich stehe eine Zeit lang vor der Tür, dann kehre ich in mein Zimmer zurück. Die blauen Hefte liegen unter der Lampe – so werden sie immer liegen –, werde ich auch immer so sitzen, bis ich allmählich alt werde und endlich sterbe? Ich will schlafen gehen. Langsam wandert der rote Mond über das Dach der Scheune und wirft den Umriss des Fensters auf den Fußboden, ein schräges Viereck mit einem Kreuz darin, das sich unaufhörlich verschiebt, je höher es steigt. Nach einer Stunde kriecht er mein Bett herauf, und das Schattenkreuz schleicht über meine Brust. Ich liege in dem großen, blaurot karierten Bauernbett und kann nicht schlafen. Manchmal fallen mir die Augen zu, und ich sinke sausend in einen Raum ohne Grenzen – aber im letzten Augenblick reißt mich eine jäh hervorspringende Angst wieder zurück ins Wachsein, und ich höre weiter, wie die Kirchenuhr die Stunden schlägt, ich horche und warte und wälze mich herum.
    Schließlich stehe ich auf und ziehe mich wieder an. Dann steige ich aus dem Fenster, hebe den Hund hinterher und lauf in die Heide hinaus. Der Mond scheint, die Luft braust, und weit dehnt sich die Ebene. Dunkel schneidet der Bahndamm hindurch.
    Ich setze mich unter einen Wacholderbusch. Nach einiger Zeit sehe ich die Signallampenkette an der Bahnstrecke aufflammen. Der Nachtzug kommt. Leise und metallisch beginnen die Schienen zu dröhnen. Die Scheinwerfer der Lokomotive blitzen am Horizont auf und jagen eine Woge Licht

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