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Der Weg zurück

Der Weg zurück

Titel: Der Weg zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.M. Remarque
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Ruck, ein erstickter Schmerz im Hals, der Tote schleift mich vorwärts, dem Abhang der Kalkgrube zu, er wälzt mich hinunter, ich verliere das Gleichgewicht und versuche, mich festzuhalten, ich rutsche, falle, schreie, falle endlos, schreie, schlage auf, schreie. –
    Dunkel bricht in Klumpen unter meinen krallenden Händen, krachend poltert etwas neben mir herunter, ich pralle gegen Steine, Ecken, Eisen, hemmungslos rast das Schreien aus mir heraus, jäh gellend, ich kann nicht aufhören, Rufe dazwischen, Griffe nach meinen Armen, ich stoße sie weg, jemand stolpert über mich, ich erwische ein Gewehr, ertaste eine Deckung, reiße es an die Schulter, drücke ab, immer noch schreiend, dann zuckt es wie ein Messer durch den Knäuel – »Birkholz« – wieder – »Birkholz« – ich springe auf, da kommt Hilfe, ich muss mich durchschlagen, ich reiße mich los, renne, bekomme einen Hieb gegen das Knie, stürze in eine weiche Grube, in Licht, grelles, zuckendes Licht, »Birkholz« – »Birkholz« – nur noch mein Schreien ist spitz im Raum – plötzlich bricht es ab –.
    Vor mir steht der Bauer und seine Frau. Ich liege halb auf dem Bett, halb auf der Erde, neben mir rappelt der Knecht sich hoch, krampfhaft halte ich einen Spazierstock wie ein Gewehr in der Faust, irgendwo muss ich bluten, dann spüre ich, dass nur der Hund mir die Hand leckt.
    »Lehrer«, sagt die Bäuerin zitternd, »was habt Ihr nur?«
    Ich begreife nichts. »Wie komme ich denn hierher?«, frage ich mit rauer Stimme.
    »Aber Lehrer – wacht doch auf – Ihr habt geträumt.«
    »Geträumt«, sage ich, »das soll ich geträumt haben?« Und auf einmal lache ich, lache, dass es mich schüttelt, dass es mir wehtut, lache …
    Aber plötzlich zerbirst das Lachen in mir. »Es war der englische Hauptmann«, flüstere ich – »der von damals. –«
    Der Knecht reibt sich seinen abgeschürften Arm. »Sie haben geträumt, Lehrer, und sind aus dem Bett gefallen«, sagt er, »Sie hörten ja gar nichts und haben mich fast totgeschlagen. –«
    Ich verstehe ihn nicht, ich bin grenzenlos schlapp und elend. Dann sehe ich den Stock in meiner Hand. Ich lege ihn weg und setze mich auf das Bett. Der Hund drängt sich an meine Knie. »Geben Sie mir ein Glas Wasser, Mutter Schomaker«, sage ich, »und geht nur wieder zu Bett. –«
    Aber ich lege mich nicht wieder nieder, sondern bleibe mit einer Decke am Tisch sitzen. Das Licht lasse ich brennen.
    So hocke ich lange, still und mit abwesendem Blick, wie nur Soldaten sitzen können, wenn sie allein sind. Nach einiger Zeit werde ich unruhig und habe das Gefühl, als wäre noch jemand im Zimmer. Ich spüre, wie langsam, ohne dass ich mich rühre, wieder Blick und Sehen in meine Augen kommt. Als ich die Lider etwas hebe, bemerke ich, dass ich gerade gegenüber vom Spiegel sitze, der über dem kleinen Waschtisch hängt. Aus seinem etwas welligen Glas heraus blickt mich ein Gesicht mit Schatten und schwarzen Augenhöhlen an. Mein Gesicht. –
    Ich stehe auf, nehme den Spiegel herab und stelle ihn in eine Ecke, mit dem Glas zur Wand.
    Es wird Morgen. Ich gehe hinüber in meine Klasse. Die Kleinen sitzen mit gefalteten Händen da. In ihren großen Augen ist noch das ganze scheue Erstaunen der Kinderjahre. Sie sehen mich so vertrauensvoll und gläubig an, dass ich es plötzlich wie einen Schlag aufs Herz spüre. –
    Hier stehe ich vor euch, einer der hunderttausend Bankrotteure, denen der Krieg jeden Glauben und fast alle Kraft zerschlug. – Hier stehe ich vor euch und empfinde, wie viel lebendiger und daseinsverbundener ihr seid als ich – hier stehe ich vor euch und soll euch nun Lehrer und Führer sein. Was soll ich euch denn lehren? Soll ich euch sagen, dass ihr in zwanzig Jahren ausgetrocknet und verkrüppelt seid, verkümmert in euren freiesten Trieben und unbarmherzig zu Dutzendware gepresst? Soll ich euch erzählen, dass alle Bildung, alle Kultur und alle Wissenschaft nichts ist als grauenhafter Hohn, solange sich Menschen noch mit Gas, Eisen, Pulver und Feuer im Namen Gottes und der Menschheit bekriegen? Was soll ich euch denn lehren, ihr kleinen Geschöpfe – ihr, die ihr allein rein geblieben seid in diesen furchtbaren Jahren?
    Was kann ich euch denn lehren? Soll ich euch sagen, wie man Handgranaten abreißt und gegen Menschen wirft? Soll ich euch zeigen, wie man jemand mit einem Seitengewehr ersticht, mit einem Kolben erschlägt, mit einem Spaten abschlachtet? Soll ich euch vormachen, wie man einen Gewehrlauf

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