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Der Weg zurück

Der Weg zurück

Titel: Der Weg zurück Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: E.M. Remarque
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ist die Weinabteilung. Die meisten Vorhänge sind zugezogen. Quietschen und Lachen ertönt dahinter hervor. Willy grinst von einem Ohr bis zum andern. »Grägers Privatpuff.«
    Wir nehmen weiter vorn Platz. Das Café ist voll besetzt. Rechts sind die Tische der Huren. Wo Geschäfte gedeihen, blüht die Lebensfreude. Deshalb sind zwölf Weiber hier nicht einmal zu viel. Allerdings haben sie Konkurrenz. Karl zeigt uns Frau Nickel, einen üppigen, schwarzen Feger. Ihr Mann ist nur ein kleiner Gelegenheitsschieber, der ohne sie verhungert wäre. Sie hilft ihm deshalb, indem sie mit seinen Geschäftspartnern gewöhnlich vorher eine Stunde allein in ihrer Wohnung verhandelt. An allen Tischen herrscht erregtes Hin und Her. Getuschel, Geflüster, Gezischel und Radau. Leute mit englischen Anzügen und neuen Hüten werden von anderen mit Joppen, ohne Kragen, in die Ecke gezogen, geheimnisvoll werden Päckchen und Proben aus den Taschen geholt, geprüft, zurückgewiesen, wieder angeboten, Notizbücher erscheinen, Bleistifte sind in Bewegung, ab und zu stürzt jemand zum Telefon oder nach draußen, und die Luft schwirrt nur so von Waggons, Kilos, Butter, Heringen, Speck, Ampullen, Dollars, Guiden, Aktiennamen und Zahlen. Dicht neben uns wird besonders eifrig über einen Waggon Kohle debattiert. Aber Karl macht nur eine abweisende Geste. »Das sind alles Luftgeschäfte. Der eine hat mal irgendwo etwas gehört, ein Zweiter vermittelt weiter, ein Dritter interessiert einen Vierten, sie rennen herum und tun sich wichtig, aber es steckt fast nie etwas dahinter. Das sind nur Mitläufer, die gern eine Provision schnappen möchten. Die echten Schiebefürsten machen ihre Geschäfte höchstens mit ein bis zwei Mittelspersonen, die sie kennen. Da drüben der Dicke hat gestern zwei Waggons Eier in Polen gekauft. Die laufen jetzt angeblich nach Holland, werden unterwegs anders deklariert und kommen dann als frische holländische Trinkeier zum dreifachen Preis wieder zurück. Das da vorn sind Kokainhändler; sie verdienen natürlich kolossal. Links sitzt Diederichs; der handelt nur mit Speck. Auch sehr gut.«
    »Wegen diesen Schweinen müssen wir nun Kohldampf schieben«, knurrt Willy.
    »Das müsstest du ohne sie auch«, erwidert Karl. »Vorige Woche wurden noch zehn Fass Butter von Staats wegen verkauft, weil sie völlig verdorben waren durch das lange Stehen. Mit dem Getreide ist das ebenso. Bartscher hat neulich noch ein paar Fuder für ein paar Pfennige kaufen können, weil sie dem Staat in einem baufälligen Schuppen ganz verregnet und verpilzt waren.«
    »Wie heißt der?«, fragt Albert.
    »Bartscher. Julius Bartscher.«
    »Ist der öfter hier?« –
    »Ich glaube wohl«, sagt Karl, »willst du mit ihm Geschäfte machen?« –
    Albert schüttelt den Kopf. »Hat er Geld?«
    »Wie Heu«, erwidert Karl mit einem gewissen Respekt. »Seht mal, da kommt Arthur!«, ruft Willy lachend.
    Der kanariengelbe Gummimantel taucht in der Hintertür auf. Ein paar Leute stehen auf und stürzen auf ihn los. Ledderhose schiebt sie beiseite, grüßt gönnerhaft diesen und jenen und geht zwischen den Tischen weiter wie ein General. Erstaunt sehe ich, welch einen harten, unangenehmen Ausdruck sein Gesicht gekriegt hat, einen Ausdruck, der bleibt, auch wenn er lächelt.
    Er begrüßt uns ziemlich von oben herab. »Setz dich, Arthur«, schmunzelt Willy. Ledderhose zögert, aber er kann der Versuchung nicht widerstehen, uns hier in seinem Reich mal zu zeigen, was für ein Kerl er geworden ist.
    »Nur für einen Augenblick«, sagt er und nimmt den Stuhl von Albert, der gerade durchs Lokal streift, als suche er jemand. Ich will hinter ihm herlaufen, lasse es aber, weil ich glaube, dass er nur mal in den Hof muss. Ledderhose lässt Schnaps anfahren und beginnt, über zehntausend Militärstiefel und zwanzig Waggons Altmaterial mit einem Manne zu verhandeln, dessen Finger nur so blitzen von Diamanten. Ab und zu vergewissert Arthur sich durch einen Blick, ob wir auch zuhören.
    Albert aber geht die Kojen entlang. Jemand hat ihm etwas erzählt, das er nicht glauben kann, und das ihm trotzdem den ganzen Tag wie ein Brett im Kopf sitzt. Als er durch den Spalt der vorletzten Koje späht, hat er das Gefühl, als ob ein riesiges Beil auf ihn heruntersause. Er taumelt eine Sekunde, dann reißt er den Vorhang beiseite.
    Sektgläser stehen auf dem Tisch, ein Bukett Rosen liegt daneben, das Tischtuch ist verschoben und hängt halb auf dem Boden. Hinter dem Tisch kauert eine

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