Der weibliche Weg Gottes
liegen. Jesus soll Maria den Auftrag gegeben haben, Jakobus in Spanien zum Bau eines Gotteshaus aufzufordern. Jesus möchte, dass seine Mutter hier angerufen und verehrt werden kann. Maria erledigt den Auftrag. Glaubt man der Quelle, so beginnen Maria und Jesus ihr Wirken fast zeitgleich. Von Jesus haben wir seit der Auferstehung nichts mehr gehört, Maria lebt zu diesem Zeitpunkt noch in Palästina.
Jetzt ist es der Sohn, der die Mutter anschiebt. Maria, die Frau ohne Machtansprüche, wäre wahrscheinlich auch weiterhin im Verborgenen geblieben. Aber das Göttliche hat mehr mit ihr vor.
Seitdem sind in jedem Jahrhundert Marienerscheinungen dokumentiert, auf allen Kontinenten, und die Zahl steigt. Waren es im 18. Jahrhundert 31 Erscheinungen und Phänomene, so sind es im 19. Jahrhundert 106 und im 20. Jahrhundert sogar 427 Berichte, davon 47 allein in Deutschland.
Marias Erscheinungsformen sind vielfältig. Sie erscheint als wunderschöne junge Frau, als Trauernde, mit Rosen vor der Brust oder Dornen unter den Füßen. Sie zeigt sich liebevoll, traurig, schön, verschleiert, allein oder mit Kind. Sie nennt sich Unsere Liebe Frau vom Heiligsten Herzen, Magd der Armen, Schmerzhafte Mutter, Unbefleckte Empfängnis — um nur einige Namen zu nennen. Maria heilt, mahnt, schweigt, prophezeit, ruft zur Umkehr und Buße auf, weint blutige Tränen.
Sie spricht über Sünden und Buße, Hölle und Verdammnis, über Erlösung und Vergebung, fordert unbedingten Gehorsam gegenüber Kirche und Papst. Die Verkündung des Ersten, Zweiten und Dritten Weltkrieges ist ebenso Inhalt wie die Rolle Russlands als die ihr geweihte Nation. Bevorstehende Verwüstungen und schreckliche Krankheiten für die Menschen kündigt sie an. Und immer wieder fordert sie die Hinwendung zu Gott und Jesus.
Sie erscheint oft jungen und zumeist einfachen Menschen, mehr Kindern als Erwachsenen, mehr Männern als Frauen. Es gibt unter ihnen viele Stigmatisierte, mit Wundmalen, wie sie Jesus getragen hat, viele, die ihr Leben lang leiden. Auch Zweifelnde, Mitglieder anderer Religionen, Ungläubige berichten über Erscheinungen. Es gibt kein Muster, dass sich durch alle Berichte zieht, außer: Sie erscheint — und damit gibt es sie.
Manche Orte haben sich nach den Marienerscheinungen zu Wallfahrtsorten entwickelt, in die jedes Jahr viele Millionen von Besuchern kommen, wie zum Beispiel Lourdes, Fatima, Guadalupe, Medjugorje.
Andere sind zumindest als Beleg nicht weniger bedeutend, wenn auch nicht so populär, wie zum Beispiel eine Erscheinung im Jahre 1968 nahe Kairo vor Hunderttausenden Christen und Moslems. Maria schweigt, lächelt, blickt traurig, gütig, Wunderheilungen geschehen, ebenso Bekehrungen. Der koptische Patriarch erkennt die Erscheinungen an, die in mehreren Nächten stattgefunden haben, ebenso der katholische Patriarch und der Leiter der evangelischen Kirche in Kairo. Diese ökumenische Anerkennung ist einmalig, weil sich alle drei Kirchen in Bezug auf diese Marienerscheinung einig sind. Ansonsten kann man schon sagen, dass die Mehrzahl der Erscheinungen Katholiken widerfährt. Diese Tatsache allein, würde den Verdacht der bloßen Projektion von Wunschvorstellungen nahe legen. Aber hunderttausend Wunschvorstellungen gleichzeitig ... wie in Kairo?
Die Autoren Hierzenberger und Nedomansky haben die Marienerscheinungen zusammengetragen. Ein Dokument des Staunens — aber auch des Glaubens? Eine fremde Welt jenseits des rationalen Verstandes öffnet sich beim Lesen der Berichte. Mein Glaube endet dort, wo mein Gefühl versagt. Bei diesen Berichten fühle ich nichts Schönes, Hoffnungsvolles, kein Aufflackern des Herzens, keine Freude — allenfalls Verwirrung und Ablehnung.
Dieser Maria bin ich nicht begegnet, will ihr auch nicht näher kommen. Zu viele Drohungen, zu viele Strafen, zu oft spricht sie von Kämpfen und Schlachten der Christenheit gegen das Böse. Zu viele Tränen, zu viel Blut, das sie weint. Zu viele Drohungen. Zu viel Gehorsam gegenüber der Institution wird gefordert, die ihre Macht missbraucht, der die Form wichtiger zu sein scheint als der Inhalt. Zu viele Geheimnisse, die nur dem Papst weitergegeben werden dürfen — zu viel Katholizismus. Die Maria in mir braucht keine Stimme. Sie muss nicht wahrsagen um Sicherheit zu geben, sie weint nicht, leidet nicht. SIE ist da in mir, präsent, stark und liebevoll. Sie gibt, ohne zu fordern, beschützt, ohne zu binden, liebt ohne Bedingung.
Nach dem Lesen dieser Berichte
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