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Der Weihnachtsfluch - Roman

Der Weihnachtsfluch - Roman

Titel: Der Weihnachtsfluch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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höheren gesellschaftlichen Stellung, die sie von ihrem ersten Ehemann erworben hatte. Sie war immer noch im Besitz des Geldes, das er ihr für ihren Sohn anvertraut hatte.
    Jack hatte sie um keinerlei Änderungen gebeten, um keinerlei Verzicht, nicht mal um die Unterbringung eines unangenehmen Verwandten. Bestürzt stellte sie fest, dass sie nicht einmal seine Eltern kannte, oder Freunde aus der Zeit, bevor sie sich kennenlernten. Es ging immer nur um ihre Familie. Was sie besaßen, gehörte alles ihr.
    Zum ersten Mal in ihren gemeinsamen Jahren spürte sie, dass ihr etwas fehlte, und sie wusste nicht genau, was es war, nur dass sich eine Angst eingeschlichen hatte, die sie zuvor nicht gekannt hatte. Auch sie musste ihre Erfahrungen machen, bittere und süße. Es war nicht mehr möglich, wegzusehen.
     
    Als sie zurück ins Haus kam und ins Wohnzimmer ging, stellte sie erstaunt fest, dass Susannah Besuch hatte; eine ziemlich korpulente ältere Dame mit hübschem Gesicht und Haaren, die wie poliertes Mahagoniholz glänzten. Sie hatte in einem der Sessel Platz genommen, und neben ihr stand ein mindestens zwanzig Jahre jüngerer
Mann mit ähnlichen Gesichtszügen, die bei ihm noch vorteilhafter zur Geltung kamen. Seine Augen hatten ein zartes Haselnussbraun.
    Ganz in Blau gekleidet und mit elegant frisierten Locken saß Susannah ihnen gegenüber. Sie sah sehr blass aus, schien aber fröhlich und zuvorkommend zu sein. Emily konnte sich nur zu gut vorstellen, welche Anstrengung sie das kostete. Susannah stellte die Besucher als Mrs. Flaherty und deren Sohn Brendan vor und erzählte ihnen, dass Emily ihre Nichte war.
    »Haben Sie einen schönen Spaziergang gemacht?«, fragte Mrs. Flaherty.
    »Oh ja, danke«, antwortete Emily, die in einem der anderen Sessel Platz genommen hatte. »Ich bin überrascht, wie schön die Küste ist. Ganz anders als alles, was ich sonst kenne, viel …« Sie suchte nach den richtigen Worten.
    »Wilder«, half ihr Brendan Flaherty aus. »Wie ein schönes Tier, nicht absichtlich wild, nur seiner Stärke nicht bewusst. Wenn man es reizt, wird es einen zerreißen, weil das in seiner Natur liegt.«
    »Sie müssen nachsichtig gegenüber Brendan sein«, entschuldigte ihn Mrs. Flaherty. »Er hat zu viel Fantasie. Er wollte Sie nicht beunruhigen.«
    Die Röte stieg in Brendans Gesicht. Emily war sich sicher, dass er verlegen war, weil sich seine Mutter eingemischt hatte, nicht wegen seiner Worte.
    »Ich finde, er hat das ganz genau beschrieben.« Emily lächelte, damit sie nicht zu maßregelnd wirkte. »Ich glaube, mich hat die mächtige Schönheit beeindruckt
und irgendwie auch das Zarte, die winzigen wilden Pflänzchen überall, die es selbst zu dieser Jahreszeit gibt.«
    »Schön, dass sie das heute noch sehen konnten«, sagte Mrs. Flaherty. »Der Sturm wird sie alle zerstören. Keine Ahnung, was der Sand alles bedecken wird. Und natürlich werden die ganzen Algen herumliegen.«
    Emily fiel dazu nichts Passendes ein. Mrs. Flahertys düsterer Gesichtsausdruck machte es unmöglich, einfach so zu plaudern. »Ich habe Mrs. O’Donnell aus dem Dorfladen kennengelernt«, sagte sie stattdessen. »Und meine Briefe aufgegeben. Auf dem Rückweg bin ich ein Stück mit einem äußerst interessanten Mann gegangen, einem Mr. Yorke, der mir Geschichten über das Dorf und über die ganze Gegend hier erzählt hat.«
    Brendan lächelte. »Das kann ich mir denken. Er ist unser Historiker im Ort, eine Art Hüter der gemeinsamen Vergangenheit. Und so was wie ein Dichter.«
    Mrs. Flaherty zwang sich zu lächeln. »Er nimmt sich auch einige Freiheiten heraus«, fügte sie noch hinzu. »In seine Darstellungen der Geschichte baut er verschiedene Legenden ein.«
    »Vielleicht nicht bis ins letzte Detail, aber im Wesentlichen sind es wahre Geschichten«, teilte Brendan Emily mit.
    »Da bist du aber zu nachsichtig«, warf seine Mutter scharf ein. »Einiges von dem, was er als Geschichte bezeichnet, sind nur böse Gerüchte, nutzloses Geschwätz von Leuten, die nichts Besseres zu tun haben.«
    »Er hat nichts Unfreundliches erzählt«, warf Emily
schnell ein, obwohl das nicht ganz der Wahrheit entsprach. »Nur Geschichten von früher.«
    »Oh, das wundert mich aber«, antwortete Mrs. Flaherty ungläubig. Sie blickte erst Brendan, dann Emily an. »Wir sind nun mal ein kleines Dorf. Wir kennen uns alle nur zu gut.« Sie stand mit steifen Gliedern auf. »Aber ich hoffe, es wird Ihnen hier gefallen. Schön, dass Sie da sind. Wir

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