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Der Weihnachtsfluch - Roman

Der Weihnachtsfluch - Roman

Titel: Der Weihnachtsfluch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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oder sie war hier auf dem Sand einfach nur dichter am Wasser.
    »Ich bin froh, dass sie hier glücklich war«, sagte sie spontan. »Haben Sie ihren Mann gekannt?«
    »Natürlich. Jeder kennt hier jeden. Das ist seit Generationen so - die Martins, die Rosses, die Conneeleys, die Flahertys. Die Rosses und die Martins sind ja ein und dasselbe. Die Conneeleys und die Flahertys auch, aber das ist eine ganz andere Geschichte. Aber vielleicht kennen Sie die schon?«
    »Nein, bitte erzählen Sie doch.«
    Er brauchte nicht zweimal gebeten zu werden. »Vor Jahren, im letzten Jahrhundert, töteten die O’Flahertys alle Conneeleys, alle außer Una Conneeley. Sie konnte mit dem Kind, das sie in sich trug, flüchten. Als ihr Sohn auf die Welt kam und heranwuchs, verweigerte er die Nahrung und zwang sie auf diese Weise, ihm die Wahrheit über seine Herkunft zu erzählen.« Er blickte sie an, um sich zu vergewissern, dass sie auch zuhörte.
    »Erzählen Sie weiter«, forderte sie ihn auf. Sie hatte es
nicht eilig, wieder ins Haus zu kommen. Sie sah zu, wie die Seevögel in den Windschneisen aufstiegen. Die Luft roch stark nach Salz, und die Brandung klatschte mit weißen Schaumkronen ans Ufer. Es überkam sie eine Art Glücksgefühl, ja fast ein Gefühl von Freiheit.
    »Nun, sie erzählte es ihm natürlich«, fuhr er mit leuchtenden Augen fort. »Und als er erwachsen war, kam er hierher zurück und fand den damaligen Tyrannen der O’Flahertys auf einer Insel in einem See bei Bunowen.« Sein Gesichtsausdruck war so lebendig, als ob er das selbst erlebt hätte. »Nun, Conneeley schätzte die Entfernung vom Ufer zur Insel und legte zwei Steine in genau demselben Abstand auf den Hang und übte so lange, bis er so weit springen konnte.«
    »Und dann?«, drängte sie ihn.
    Es machte ihm offensichtlich Spaß weiterzuerzählen. »O’Flahertys Tochter wäre einmal fast im See ertrunken, und der junge Conneeley rettete ihr das Leben. Sie verliebten sich ineinander. Er sprang über das Wasser auf die Insel und stach O’Flaherty die Augen aus.«
    Emily zuckte zusammen.
    Er grinste. »Und als der Blinde ihm dann anbot, ihm die Hand zu schütteln, gab das Mädchen ihrem Geliebten den Beinknochen eines Pferdes, den er ihm statt seiner Hand reichen sollte. Das zeigt, wie gut sie ihren Vater kannte. O’Flaherty zermalmte den Knochen mit seinem Griff zu Staub. Conneeley tötete ihn auf der Stelle, und er und O’Flahertys Tochter lebten glücklich bis ans Ende ihrer Tage. Sie gründeten den ganzen neuen Clan, der jetzt hier in der Gegend ansässig ist.«

    »Wirklich?« Sie konnte nicht einschätzen, ob er das alles im Entferntesten ernst gemeint hatte, aber dann sah sie das Feuer seiner Gefühle in seinem Gesicht und wusste, dass er trotz der Leichtigkeit seines Erzählens von Leidenschaften sprach, die fest in seinem Leben verwoben waren. »Verstehe«, fügte sie noch hinzu, damit er auch merkte, dass sie die ganze Tragweite erfasst hatte.
    »Ich bin Padraic Yorke«, sagte er und hielt ihr seine starke schlanke Hand hin.
    »Emily Radley«, sagte sie und gab ihm einen warmen Händedruck.
    »Oh, ich weiß«, nickte er. »Indirekt gehören Sie auch zu unserer Geschichte, weil Sie Susannahs Nichte sind, und Susannah Hugo Ross’ Frau war.« Er senkte die Stimme. »Seit seinem Tod ist alles anders geworden.«
    Eigentlich hätte sie sich eingeengt fühlen müssen, aber stattdessen war sie froh, ein Teil dieses riesigen, dem Wind ausgesetzten Landes zu sein, wenn auch nur für kurze Zeit. Sie war froh, zu diesen Menschen zu gehören, die sich so verbunden fühlten.
    Padraic Yorke ging nun weiter, und sie hielt mit ihm Schritt. Er machte sie auf die vielfältigen Pflanzen und Gräser aufmerksam, kannte sie alle mit Namen und erzählte ihr, welche Blumen im Frühjahr und welche im Sommer hier blühten. Er sagte ihr, wo die Vögel brüteten, wann ihre Jungen ausschlüpften und wann sie flügge würden. Sie hörte ihm zu, nicht wegen der ganzen Informationen, die sie ohnehin nicht alle aufnehmen konnte, sondern wegen seiner Liebe zu alledem, die man aus seiner Stimme heraushörte.

    Das hier war eine ganz andere Welt als London, aber sie merkte langsam, dass ihr eine einzigartige Schönheit innewohnte. Vielleicht, wenn sich Mann und Frau tief genug liebten, konnte dies ein gutes Fleckchen Erde sein. Womöglich wäre sie an Susannahs Stelle auch hierhergegangen. Jack hatte ihr nichts abverlangt, keinerlei Opfer, außer vielleicht den Verlust der etwas

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