Der Weihnachtsfluch - Roman
- jäger und ein Trunkenbold werden könnte, wie sein Vater. Und doch hat sie ihn bewundert. Sie will, dass Brendan genauso wird und dann auch wieder nicht. So oder so, er wird es ihr nie recht machen können.«
»Ah! Weit verfehlt und doch getroffen«, sagte Daniel anerkennend. »Fragen Sie Mrs. O’Bannion. Obwohl ich nicht glaube, dass Sie Ihnen etwas erzählt. Kommen Sie, gehen wir ins Haus zurück. Sie holen sich den Tod, wenn Sie weiter hier herumstehen. Der Wind am Meer ist schneidend kalt.« Er bot ihr an, sie an der Hand festzuhalten, damit sie sicher über die großen Kieselsteine in den Sand käme.
Als sie wieder zurückkamen, war Susannah in der Küche. Sie sah blass aus - jeglicher Kraft beraubt.
»Was ist los?«, fragte Emily schnell, während sie auf sie zuging und den Arm stützend um sie legte.
»Es ist alles in Ordnung«, sagte Susannah ungehalten,
obwohl das eindeutig nicht stimmte. »Ich habe nur schon den Frühstückstisch gedeckt.«
»Das kann Maggie doch morgen früh machen.«
»Nein«, sagte Susannah mit etwas stockender Stimme. »Fergal ist vorbeigekommen, um mir mitzuteilen, dass sie nicht mehr kommt. Es tut mir leid, denn das bedeutet, du hast jetzt mehr Arbeit, bis ich jemand anderen finde.«
Emily war entsetzt, versuchte es aber zu verbergen. »Mach dir keine Sorgen«, sagte sie mit der ganzen Überzeugungskraft, die sie aufbringen konnte. »Wir schaffen das schon. Ich konnte mal ganz gut kochen. Es wird mir sicher wieder einfallen. Wir werden zurechtkommen. Geh aber jetzt bitte ins Bett.«
Susannah lächelte sie matt an, verzog dabei aber kaum die Lippen, und zusammen gingen sie langsam und beschwerlich die Treppe hoch.
Emily wachte nachts auf und hatte ein ungutes Gefühl. Der Wind hatte wieder aufgefrischt, und sie glaubte, etwas schlagen zu hören. Sie stand auf, wickelte sich ein Tuch um und ging auf Zehenspitzen zum Geländer. Sie hörte es immer noch klappern, aber jetzt schien es mehr der Wind in den Kaminen zu sein, und selbst wenn irgendwo eine Schindel locker war, konnte sie nichts dagegen tun.
Als sie sich umdrehte, sah sie Licht unter Susannahs Tür. Sie zögerte kurz. Sollte sie hineingehen oder nicht? Dann flackerte das Licht, weil sich jemand bewegt hatte, warf Schatten, und sie wusste, Susannah war auf. Sie
ging zur Tür und klopfte. Keine Antwort. Sie spürte die Anspannung in sich, und die Angst um Susannah überwältigte sie. Sie drehte den Türknauf und ging hinein.
Susannah stand mit kreidebleichem Gesicht und nassem, zerwühltem Haar neben dem Bett. Unter ihren Augen lagen dunkle Ringe, wie blaue Flecken, und ihr Nachthemd klebte an ihrem knochigen Körper.
Emily bemerkte sofort, dass sie Fieber hatte und sich übergeben hatte. Die Bettwäsche war in Unordnung, hing an einer Seite runter, und Susannah zitterte am ganzen Körper.
Emily nahm ihr Wolltuch ab, wickelte es um Susannahs Schultern und führte sie dann zum Schlafzimmerstuhl. »Bleib ein paar Minuten hier sitzen«, sagte sie sanft. »Ich zieh mir nur schnell etwas an. Dann mache ich Wasser heiß, hole trockene Handtücher und mache dir das Bett neu. Ich weiß, wo der Schrank mit der Bettwäsche ist. Warte einfach, bis ich zurück bin.«
Susannah nickte. Sie war zu schwach, um zu protestieren.
Emily hatte keine richtige Vorstellung, was sie genau tun sollte, außer dass sie es Susannah so behaglich wie möglich machen wollte. Sie hatte keinerlei Erfahrung in der Krankenpflege. Selbst bei ihren eigenen Kindern war bei einem gelegentlichen Schnupfen oder bei Bauchschmerzen stets ein Kindermädchen für sie da gewesen. Susannah lag im Sterben, und Emily wusste, dass sie nichts dagegen tun konnte. Sie merkte, wie unglaublich nahe ihr das ging. Sich um Susannah zu kümmern, hatte nichts mehr mit Pflicht zu tun, nicht einmal
mehr damit, dafür eventuell Jacks Anerkennung zu bekommen.
Als sie angezogen war, ging sie nach unten, zündete auf dem Weg die Kerzen an und machte Feuer, um das Wasser zu erhitzen. Wäre sie so krank wie Susannah, würde sie sicher gerne in einem sauberen, frisch gemachten Bett liegen und vielleicht nicht alleine sein wollen. Man müsste sich gar nicht mit ihr unterhalten, nur einfach da sein, wenn sie die Augen aufmachte.
Sie brauchte nicht mehr als eine halbe Stunde, um das Bett abzuziehen und mit frischer Bettwäsche zu beziehen. Dabei fiel ihr auf, dass nur noch eine Garnitur da war. Morgen würde sie waschen müssen, auch ohne Maggie.
Als das Bett gemacht war, trug
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