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Der Weihnachtsfluch - Roman

Der Weihnachtsfluch - Roman

Titel: Der Weihnachtsfluch - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heyne
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Sie auch gleich ein Pfund Butter mitnehmen?«
     
    Mrs. Flaherty erschrak, als sie Emily vor der Tür stehen sah, zögerte aber nur ganz kurz, bevor sie Emily hineinbat.
    Emily reichte ihr das Brot und die Butter und erklärte, warum sie beides mitgenommen hatte.
    Mrs. Flaherty nahm die Sachen. Es schien keine Absicht zu sein, dass Emily immer noch an der Tür stand, denn nun bat sie Emily auf eine Tasse Tee herein. Emily nahm gerne an.
    In der Küche war es schön warm von dem großen Ofen an der Wand, und die glänzenden Kupfertöpfe gaben dem Raum eine gemütliche Atmosphäre. Von den Deckenbalken herunterhängende Schnüre mit Zwiebeln, zusammengebundene Kräutersträuße und weißblaues Porzellan auf der alten Anrichte aus Holz trugen zu der ansprechenden Atmosphäre bei.
    »Was für ein schöner Raum!«, rief Emily spontan aus.
    »Danke.« Mrs. Flaherty lächelte. Sie schob den Kessel auf die Kochstelle und holte Tassen und Untertassen. Sie war in die Speisekammer gegangen, um Milch zu holen, als Emily sah, wie sich draußen etwas bewegte.
Sie schaute in den Garten und sah Brendan, der sich angeregt mit jemandem unterhielt, den sie aber nicht erkennen konnte, als Mrs. Flaherty in die Küche zurückkam. Auch sie blickte hinaus und sah ihren Sohn. In ihrem Gesicht stand unendlicher Stolz, als sie ihn betrachtete. Er hielt einen geschnitzten Holzrahmen in der Hand.
    »Sein Vater hat ihn angefertigt«, sagte Mrs. Flaherty leise. »Seamus hatte wirklich ein geschicktes Händchen und er liebte Holz. Kannte die Maserung ganz genau, wusste, wie sie verlief, so als ob sie zu ihm spräche.«
    »Hat Brendan dieselbe Fähigkeit?«, fragte Emily und beobachtete, wie Brendans Hand liebevoll über das Holz strich.
    Ein Schatten legte sich über Mrs. Flahertys Gesicht. »Oh, er ähnelt seinem Vater so wie ein Mensch einem anderen nur ähneln kann.« Sie sprach leise, gequält, mit einer gewissen Traurigkeit. Da merkte Emily plötzlich, wie einsam Mrs. Flaherty war, aber ganz anders als Su - sannah. Mrs. Flahertys Einsamkeit war nicht eindeutig, in ihr steckten noch viele Zweifel, viele ungelöste Probleme.
    Brendan bewegte sich, und Emily konnte erkennen, dass er mit Daniel sprach. Daniel lachte und streckte Brendan seine Hand hin. Brendan gab ihm den Holzrahmen. Die beiden sahen sich an, und Daniel sagte etwas. Brendan legte die Hand auf Daniels Schulter.
    Mrs. Flaherty setzte die Tassen und die Untertassen klappernd auf den Tisch und ging zur Hintertüre, riss sie auf und trat hinaus.

    Brendan drehte sich erschrocken um. Er ließ die Hand von Daniels Schulter fallen. Er sah peinlich berührt aus. Daniel starrte Mrs. Flaherty verständnislos an.
    Sie riss den Holzrahmen aus seiner Hand. »Brendan darf das nicht verschenken«, sagte sie unwirsch. »Nichts von dem, was sein Vater angefertigt hat. Ich weiß nicht, was Sie überhaupt wollen, junger Mann. Sie werden mir jedenfalls nicht ins Haus kommen.«
    »Mutter!«
    Sie drehte sich zu ihm um. »Du verschenkst nichts von den Werken deines Vaters, es sei denn, du kannst es ihm gleichtun!«, schrie sie wütend, mit zittriger Stimme.
    »Mutter …«, versuchte Brendan es noch einmal.
    Daniel unterbrach ihn. »Er hat mir nichts geschenkt, Mrs. Flaherty. Er hat mir den Rahmen nur gezeigt. Er ist stolz auf seinen Vater, so wie Sie es von ihm erwarten.«
    Jetzt wurde Mrs. Flaherty glühendrot. Sie war verwirrt. Darauf war sie überhaupt nicht vorbereitet gewesen. Wie hatte das geschehen können? Aber sie war immer noch wütend.
    »Ich glaube, ich sollte mit Daniel nach Hause gehen und Ihnen jetzt nicht weiter zur Last fallen«, mischte sich Emily ein. »Ich werde Ihre Einladung zum Tee gerne ein anderes Mal annehmen.« Brendan stand ins Gesicht geschrieben, wie ausgesprochen peinlich ihm das war. Er blickte seine Mutter an, sah dann gleich wieder weg und rang nach Worten.
    »Danke«, sagte Daniel, sah Emily dabei an und machte einen Schritt auf sie zu. Er drehte sich zu Brendan hin
und lächelte ihm freundlich und auch etwas belustigt zu. Er berührte Emily am Arm und führte sie den Weg zum Gartentor und zur Straße hin.
    Emily schob den Riegel hinter sich zu und sah, wie sich Brendan und Mrs. Flaherty heftig stritten. Einmal zeigte Mrs. Flaherty mit dem Finger zur Straße, ohne hinzuschauen und zu sehen, wie Emily ihr dabei zusah. Brendan schrie zurück, aber sie konnte nicht verstehen, was er sagte, sah nur, dass er den Kopf schüttelte, weil er offensichtlich etwas

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