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Der Weihnachtspullover

Der Weihnachtspullover

Titel: Der Weihnachtspullover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Beck
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Not waren, dann verstand ich die wahre Bedeutung seiner Worte: Gott achtet jeden Tag darauf, wer ihn ehrt.
    Im Sommer, wenn ich häufig auf der Farm meiner Großeltern war, gingen wir jeden Sonntag in Großmutters Kirche. Das waren die einzigen Male, an denen ich mich tatsächlich darauf freute, hinzugehen, denn Großvater und ich erfanden Spiele, um uns die Zeit zu vertreiben. Über die Jahre dachten wir uns eine Menge aus, aber mein Lieblingsspiel war »Erhebt euch, Gott zu ehren«. (Großvater wollte es ursprünglich »Springt auf, wenn ihr an Jesus glaubt« nennen, aber selbst er wusste, dass er damit ein wenig über das Ziel hinausschoss, und daher entschieden wir uns für die gefahrlosere Variante.)
    Die Regeln waren einfach: Jedes Mal, wenn der Gottesdienst von der Gemeinde verlangte, dass sie sich hinsetzte, dass sie stand, kniete oder sang, musste man der Erste sein. Das klingt leicht, aber um zu gewinnen, musste man wirklich sehr früh erahnen, wann es womit losging. Wenn man sich verschätzte, hatte man nicht nur verloren, sondern stand zudem als Idiot da – und zog Großmutters bösen Blick auf sich.
    Je öfter wir »Erhebt euch, Gott zu ehren« spielten, desto besser wurden Großvater und ich darin und desto frühermusste man reagieren. Einmal begann Großvater schon so früh das angekündigte Lied anzustimmen, dass Pfarrer Sullivan doch tatsächlich seine Lesung aus der Heiligen Schrift unterbrach und ihm von der Kanzel aus einen zornigen Blick zuwarf. Das war nicht ganz zufälligerweise das letzte Mal, dass Großvater und ich in der Kirche nebeneinandersitzen durften.
    Nachdem Großmutter zwischen uns saß, schienen die Messen eine Ewigkeit zu dauern, aber mit der Zeit geschah etwas Eigenartiges: Ich begann Gefallen daran zu finden. Ich glaube, das lag zu einem Teil daran, dass ich mich dort Dad am nächsten fühlte. Es ist nicht leicht zu beschreiben, aber es gab Momente, in denen ich das Gefühl hatte, als würde er in der Kirche direkt neben mir sitzen. Manchmal hörte ich sogar, wie er mit seiner schrecklichen Stimme mitsang.
    Als ich aus dem Heckfenster sah, war Großmutters Kirche, der Ort, an dem ich mich am meisten mit meinem Vater verbunden fühlte, nur noch ein Fleck im Nebel. Ich dachte darüber nach, wie komisch es doch war, dass ein Mensch, der ganz in meiner Nähe saß, mir ferner zu sein schien als jemand, der nicht einmal mehr am Leben war.
    Nun, da die Kirche am Horizont verschwunden war, drehte ich mich wieder um und riskierte einen kurzen Blick nach vorn. Moms Augen warteten im Spiegel aufmich – aber in ihnen war nicht mehr länger ein wütender oder verletzter Ausdruck auszumachen, sie schauten einfach nur müde drein. Ich wusste, dass sie mir die Möglichkeit zu einer Entschuldigung eröffnete, mit der alles vergessen sein würde, aber dazu war ich immer noch nicht bereit. Ich war zu müde.
    Zehn Minuten später schlief ich ein.
    Und Mom auch.
     
     
    Ich erwachte bei dem tickenden Geräusch, das der Motor des Fords machte, wenn er abkühlte. Ich schaute auf und erblickte den Sitz, auf dem ich eben noch gesessen hatte. Ein Durcheinander von verbogenem Metall und Kabeln schien von allen Seiten, bedrohlichen, knochigen Fingern gleich, nach mir zu greifen. Zerfetzter Stoff hing von Moms Kopfstütze herab. Irgendetwas am Armaturenbrett blinkte und ließ alle paar Sekunden einen winzigen Fleck auf dem Boden aufleuchten.
    Kräftige, wettergegerbte Hände griffen nach mir und zogen mich durch die halbgeöffnete, auf dem Kopf stehende hintere Tür hinaus. Ich konnte das Gesicht des Mannes nicht sehen, aber als er mich festhielt, bemerkte ich, wie dreckig seine Hände waren.
    Ich versuchte nach meiner Mutter zu schreien, aber eskam einfach kein Laut aus meinem Mund. Ich zitterte in meinem Pullover.
    Ich musste wohl wieder weggedämmert sein, denn als ich erwachte, lag ich auf dem Asphalt, ungefähr zwanzig Meter von dem nun brennenden Wagen entfernt. Hellrote und orangefarbene Flammen züngelten in den weiten Nachthimmel hinauf. Die Hitze war schrecklich. Ich vernahm das Unheil bringende Echo von Sirenen und sah Blinklichter, die sich in fernen Wolken spiegelten.
    Dann wurde es erneut dunkel um mich.
     
     
    Als ich meine Augen wieder öffnete, blickte ich in fürchterlich helles Licht. Ärzte und Krankenschwestern liefen geschäftig umher, ohne mir irgendwelche Aufmerksamkeit zu schenken.
    »Wo ist meine Mutter?«, schrie ich. »Wie geht es ihr? Ich will meine Mutter sehen!«
    Die

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