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Der Weihnachtspullover

Der Weihnachtspullover

Titel: Der Weihnachtspullover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Beck
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Pläne!«
    Meine Großmutter benötigte einen Moment, um ihren Schock zu überwinden, als sie hörte, dass ich die Ashtons bei ihren Vornamen nannte. Das gefiel ihr ganz undgar nicht. »Tut mir leid, wenn meine Kochkünste deinen hohen Erwartungen nicht genügen, aber wenn du etwas vorhattest, dann hättest du das vielleicht zunächst einmal mit deinem Großvater und mir besprechen sollen.« Großmutters Stimme klang freundlich, aber bestimmt.
    »Aber, Grandma« – ich hatte noch nicht alles Pulver verschossen –, »die Schule fängt doch nächste Woche an, und dann kann ich nur noch an den Wochenenden drüben übernachten.«
    »Nein, Eddie. Nicht heute Abend. Genau genommen wirst du nicht mehr bei ihnen übernachten, bis wir sehen, wie sich das neue Schuljahr für dich entwickelt und wie es mit deinen Hausaufgaben läuft.«
    Ich konnte es einfach nicht fassen. Jetzt reichte es mir aber! Ich packte meinen Rucksack an einem Riemen und schleuderte ihn weg. Eigentlich war es nur meine Absicht gewesen, ihn ein kurzes Stück zu werfen, aber der Schwung war wohl doch größer gewesen, als ich gedacht hatte, denn er flog durch die Luft, krachte gegen die Wand und hinterließ eine tiefe Delle im Putz.
    Großmutter starrte mich einen Moment lang ungläubig an. »Du hast Glück, dass dein Großvater nicht hier ist und das mitangesehen hat.« Jegliche Liebenswürdigkeit war aus ihrer Stimme gewichen.
    »Oh ja, ich habe in letzter Zeit wirklich verdammt viel Glück!« Die Worte rutschten mir heraus, als ich die Treppehinauf in mein Zimmer stürmte. Mein Großvater hatte nur ein einziges Mal Hand am mich gelegt, aber ich hatte keine Ahnung, wie er wohl darauf reagieren würde, dass ich meine Großmutter derart behandelt hatte. Wahrscheinlich würde er zu irgendeinem Werkzeug greifen, das er auf der Farm benutzte.
    Tief in meinem Inneren wusste ich auch, dass ich jede nur erdenkliche Strafe verdient hatte. Und damit entfernte ich mich nur noch weiter von ihnen.
    Ungefähr eine Stunde später hörte ich Großvater mit seinem Pick-up die Auffahrt hinauffahren. Ein Auspuffknall erinnerte mich daran, wie ich diese alte Karre hasste. Wenige Augenblicke später wurde die Haustür geöffnet und wieder geschlossen, und dann erklang die gedämpfte, ruhige Stimme meiner Großmutter. Großvaters Stimme antwortete, und sie war nicht annähernd so ruhig.
    »Er hat was?«, schrie er. Dann folgte wieder Großmutters gedämpfte Stimme und anschließend ein weniger aufgebrachter Großvater.
    Meine Anspannung ließ allmählich nach.
    Er kam nicht nach oben.
    Als ich am nächsten Morgen zum Frühstück erschien, rechnete ich mit dem Schlimmsten, aber nichts geschah. Sie waren beide ruhig und begrüßten mich mit einem freundlichen, wenn auch ein wenig zurückhaltenden »Guten Morgen«.
    Nach dem Frühstück ging ich durch das Wohnzimmer und sah, dass die Wand schon wieder repariert war. Wenn die Stelle, wo ich sie beschädigt hatte, nicht ein wenig weißer gewesen wäre als die Umgebung, hätte man es gar nicht gesehen. Mein Großvater musste seinem Zorn mit Gips und Spachtel Luft gemacht haben. Ein Eimer mit Farbe stand auf dem Boden vor der Wand.
    »Eddie, es sieht ganz so aus, als hättest du etwas zu streichen«, sagte Großvater, ohne von seiner Zeitung aufzublicken. »Aber sei vorsichtig und spritz nichts auf den Boden.«
    »Jawohl, Sir«, erwiderte ich ohne jede Spur von Sarkasmus. Ich glaube, das war das einzige Mal in meinem ganzen Leben, dass ich meinen Großvater »Sir« nannte.
    Ich fragte mich, ob sie wohl ebenso unglücklich waren, mit mir zu leben, wie ich mit ihnen.
     
     
    Ich traute mich nicht zu fragen, ob ich zu Taylor gehen durfte, solange der Vorfall mit dem Rucksack noch nicht vergessen war, stattdessen kam er in den nächsten Wochen beinahe jeden Tag zu uns auf die Farm. Meine Großeltern behandelten ihn genau so, wie die Ashtons mich behandelten, wenn ich bei ihnen war.
    Wenn er bei uns war, dann machte das fast so viel Spaß,als wenn ich Zeit drüben bei ihm verbrachte. Großmutter war so froh, mich in der Nähe zu haben, dass ein bloßes »Aber wir wollten gerade etwas unternehmen, Grandma« ausreichte, um mich vor meinen lästigen Pflichten zu drücken. Großvater war da schon etwas schwieriger auszutricksen, aber wenigstens war Taylor bereit, mir bei dem zu helfen, was auch immer sich Großvater für uns einfallen ließ.
    Eines Tages bat uns Großvater, den Zaun abzugehen, der die Farm umgab, und nach Stellen Ausschau

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