Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weihnachtspullover

Der Weihnachtspullover

Titel: Der Weihnachtspullover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Beck
Vom Netzwerk:
zu halten, die repariert werden mussten. Es war ein frischer Nachmittag im Spätherbst, und Taylor und ich hatten große Pläne, in denen es eigentlich nicht vorgesehen war, dass wir an einem schier endlos langen Zaun entlangstapften.
    »Es ist ein wunderschöner Tag«, versuchte Großvater zu argumentieren, »und der Marsch wird euch beiden guttun. Möglicherweise habt ihr sogar Spaß dabei.«
    Taylor hatte zu vielen Dingen eine andere Einstellung als ich. Er betrachtete unsere Aufgabe als Gelegenheit zu einem Abenteuer. Immerhin würden wir in Gegenden der Farm gelangen, die noch nicht einmal ich jemals zu Gesicht bekommen hatte. Großmutter schmierte uns Brote, die sie zusammen mit eingelegtem Knoblauch in Wachspapier einwickelte und in meinem Rucksack verstaute. Ich schämte mich ein wenig für Großmutters selbstgebackenes Brot und das Wachspapier, da Taylor immer Brot ausdem Supermarkt und Plastiktüten mitbekam. Ich hoffte, er würde nicht bemerken, wie wir lebten. Ich füllte meine Feldflasche mit Wasser und riss einen Witz darüber, dass wir auf den Spuren von Lewis und Clark wandeln und das primitive Leben erforschen würden.
    Unser Marsch führte uns auf die Rückseite des Besitzes und in ein Gebiet, in dem der Wald versuchte, einen Teil der Farm zurückzuerobern. Der Zaun bemühte sich nach Kräften, die wuchernden Sträucher und Schösslinge fernzuhalten, aber wir entdeckten einige Stellen, an denen der Wald bereits gewonnen hatte.
    Außer Hörweite meiner Großeltern entschloss ich mich, Taylor zu erzählen, wie gern ich bei ihm zu Hause war. »Deine Eltern sind toll. Manchmal wünsche ich mir, ich könnte bei euch wohnen.«
    »Ernsthaft?« Taylor schien überrascht. »Also, ich würde lieber bei dir wohnen. Deine Großmutter ist eine Superköchin und dein Großvater irrsinnig witzig. Neulich, als ich auf dich gewartet habe, bis du mit deiner Arbeit im Hof fertig warst, haben wir uns die Zeit mit Kartenspielen vertrieben, und das hat wirklich Spaß gemacht. Allerdings habe ich nicht verstanden, warum deine Großmutter ständig seinen Namen aus der Küche gerufen hat.«
    Ich war schockiert. Ich hatte seit dem letzten Weihnachtsfest nicht mehr mit Großvater Karten gespielt. Ich wollte nicht, dass Taylor mit ihm spielte, wenn ich esnicht konnte. »Er schummelt, Taylor«, sagte ich mit einem spöttischen Grinsen.
    »Ja, ich weiß«, erwiderte Taylor gelassen, ganz so, als sei ich der Leichtgläubige von uns beiden. »Deshalb ist es ja so toll. Er denkt sich gerade ein System aus. Er sagte, wenn wir noch ein paarmal spielen, hätte er den Bogen raus und würde es mir beibringen.«
    Der Gedanke daran, wie Taylor mit meinem Großvater Karten spielte, machte mich unheimlich wütend. Aber ich war nicht etwa sauer auf Taylor, sondern auf meinen Großvater. Taylor war mein Freund, und es gefiel mir nicht, dass Großvater mit ihm redete. Ich versuchte es mit einer neuen Taktik. »Ja, ja«, sagte ich, »anfangs wirkt er immer witzig, aber wenn du ihn erst mal besser kennst, wirst du feststellen, dass er gar nicht so klasse ist. Nach einer Weile kennst du alle seine Witze. Aber deine Familie ist immer klasse. Deine Eltern erlauben dir alles. Ihr macht tolle Ferien. Du darfst jede Serie sehen, die du willst, und dein Dad hat mir erzählt, dass ihr schon bald einen Videorecorder bekommt, damit du dir Sendungen aufzeichnen und immer wieder ansehen kannst ... Taylor? Was ist denn nur los mit dir? Dein Dad ist kein Versager. Ihr seid reich. Ihr habt ausgesorgt.«
    »Es ist nicht immer alles so, wie es scheint, Eddie«, murmelte Taylor, ganz so, als führe er Selbstgespräche. Er zuckte mit den Schultern und lief ein paar Schritte vor mirher, was ein sicheres Zeichen dafür war, dass er wirklich keine Lust mehr hatte, über dieses Thema zu reden.
    An einer Stelle der bewaldeten Fläche war ein Baum auf den Zaun gefallen und hatte dadurch nicht nur eine beachtliche Bresche geschlagen, sondern bot uns auch den einzigen Platz, an dem wir innerhalb der Begrenzung sitzen konnten, ohne das Gefühl zu haben, dass wir uns auf einer Farm befanden. Ich weiß nicht, ob mein Großvater das Ganze so geplant hatte, aber der Marsch entwickelte sich zu einem der besten Abenteuer, die wir je erlebt hatten.
    »Auweia«, sagte Taylor zu einer eingelegten Knoblauchzehe, die er eigentlich gar nicht essen wollte.
    »Was ist?«
    »Mein Dad wird mich umbringen. Ich sollte um drei wieder zu Hause sein, und es ist schon viel später.«
    »Sag ihm

Weitere Kostenlose Bücher