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Der Weihnachtspullover

Der Weihnachtspullover

Titel: Der Weihnachtspullover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Glenn Beck
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doch einfach, dass du es vergessen hast. Das stimmt doch irgendwie auch, oder? Wir laufen noch den Rest des Zaunes ab, du bleibst zum Abendessen und gehst dann nach Hause zurück, als sei alles in Ordnung. Komm schon. Und übrigens, ich kenne Grandpas System bereits. Du musst nicht mehr mit ihm Karten spielen, ich werde es dir beibringen«, log ich.
    »Es geht wirklich nicht. Wir sind bei meiner Tante eingeladen. Irgendeine große Familiensache. Ich weiß nicht mal, worum es geht, aber meine Eltern haben ziemlichviel Wind darum gemacht. Im Ernst, wenn ich das verpasse, werden sie mich umbringen.«
    Ich stellte mir Taylor mit verbundenen Augen vor einer Wand vor, während seine Eltern mit altmodischen Gewehren vor ihm standen. »Hast du noch einen letzten Wunsch?«, fragte ich im Scherz und zielte mit einer Knoblauchzehe auf ihn.
    »Du bist wirklich komisch. Dinge, die ernst sind, sind es bei dir nicht, und Dinge, die es nicht sein sollten, sind es.«
    »Was? Wovon zum Teufel sprichst du denn da?«
    »Vergiss es, Eddie. Dein Grandpa sagte, dass wir morgen irgendetwas mit ihm besorgen könnten, wenn wir heute den ganzen Zaun schaffen, also sag ihm doch einfach, dass wir fertig sind.« Er stand auf, strich sich die Krümel von der Hose und schritt zügig an dem einzigen Stück des Zaunes entlang, das wir noch nicht überprüft hatten.
    Ich rannte hinter ihm her, um ihn einzuholen, und wir liefen zur Vorderseite der Farm, ohne dem Zaun noch viel Aufmerksamkeit zu schenken. Wir hätten schadhafte Stellen übersehen können, durch die ein Elefant hindurchgelangt wäre. Aber vermutlich hatte ich eine Menge Erfahrung darin, das zu übersehen, was direkt vor meiner Nase war.
     
     
    Der vordere Teil des Zaunes bestand aus neuem Maschendraht, der an stabilen Metallpfosten befestigt war. Anstatt bis zur Auffahrt zurückzugehen, kletterte Taylor an der Ecke über den Zaun. »Bis dann!«, rief er, ohne sich noch einmal umzudrehen. Er schien wirklich Angst zu haben. Ich schaute ihm nach, wie er die Straße entlangrannte, und bemerkte dabei, dass nebenan etwas vor sich ging.
    Auf der Nachbarfarm gab es zwischen dem alten Haus und den heruntergekommenen Scheunen einen Pferch. Den Pferch konnte man von der Straße aus nicht sehen. Die umliegenden Felder waren sogar derart zugewuchert, dass er nur durch eine Lücke zwischen verkümmerten, nicht abgeernteten Pflanzen vor mir zu erkennen war. Ich kletterte nicht weit von der Stelle, wo Taylor hinübergestiegen war, über den Zaun und schlich mich näher an den Pferch heran. Ich war mir ziemlich sicher, dass mir das Unkraut genug Deckung geben und mich niemand sehen würde.
    Der alte Mann, dem ich früher schon einmal begegnet war, stand in der Mitte des Pferches mit dem Rücken zu einem todunglücklichen Pferd. Sein Overall war beinahe so verschmiert wie sein Gesicht. »Schhh, meine Süße, ist ja gut. Komm her und hol dir den Apfel.« Er hatte den Arm ausgestreckt, und auf seiner nach oben gerichteten Handfläche lag ein Apfelviertel. »Komm her, komm her, komm her«, sagte er jedes Mal ein bisschen leiser. DieStute schnaubte und warf ihren Kopf zurück, während sie sich misstrauisch auf den Fremden zu bewegte. Sie bleckte die Zähne und nahm den Apfel vorsichtig, aber so schnell wie möglich von seiner Hand. Ohne sich zu ihr umzudrehen, griff der Mann langsam in die Tasche seiner dreckigen, karierten Arbeitsjacke und zog ein weiteres Apfelstück hervor. »Hättest du gern noch eins, mein Schatz?«, fragte er mit einer Stimme, die mich an meine Begegnung mit ihm erinnerte. Die Stute nahm das Stück und wich dieses Mal nicht zurück, bevor sie es fraß.
    Als sich der Fremde zu ihr umdrehte, schaute er direkt zu dem Feld, wo ich hockte, und seine Augen ruhten gerade lange genug auf mir, um mir mitzuteilen, dass er wusste, dass ich mich dort befand. Er nahm ein weiteres Apfelstück aus der Tasche und blickte aufmerksam in das Gesicht des Pferdes. Er hielt ihm den Apfel mit der hohlen Hand hin und streichelte ihm mit der anderen über den Kopf. »Wir sind jetzt Freunde, nicht wahr, mein Schatz? Du musst keine Angst haben. Niemand tut dir was.«
    Das Pferd nickte tatsächlich mit dem Kopf, als stimme es ihm zu.
    »Eddie«, sagte er, ohne sich umzudrehen. »Komm her und begrüße meine neue Freundin.«
    Ich trat ein paar Schritte aus dem Feld heraus und drehte mich dann um, um mir die Stelle anzusehen, wo ich im Schatten gekauert hatte. Ich konnte nur schwer nachvollziehen,wie er mich dort

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