Der Weihnachtswunsch
zu Hause sein. Ich muss mir ein neues Handy besorgen.«
»Wir reden später, Chef. Und Glückwunsch.«
»Wieso?«
»Weil Sie nicht tot sind.«
Kier legte auf, duschte und rasierte sich. Während er sich anzog, packte ihn die Neugier. Er setzte sich an seinen Computer und ging auf die Website der Salt Lake Tribune . Der Artikel über ihn war der dritte auf der lokalen Seite. Unter der Story stand eine Flut von Kommentaren.
Maguire17: Bim bam, der gemeine Kier ist tot!!!
LFB09: Jemand muss einen Eimer mit Wasser auf ihn geworfen haben.
Mojo777: In dem Artikel steht, dass Kier an einem Herzinfarkt gestorben ist, bevor er einen Autounfall gebaut hat. Ich glaube, dass man ein Herz haben muss, um einen Herzinfarkt zu kriegen.
LFB09: Kier hatte dort, wo sein Herz hätte sein sollen, einen Banktresor.
Mojo777: Sehr passend, dass sein Auto in Flammen aufgegangen ist: ein Vorgeschmack auf den Ort, an den er jetzt kommt.
Hope17: Erweist dem Toten etwas Respekt!
Mojo777: Warum sollten wir? Kier hat den Lebenden auch keinen Respekt erwiesen.
Supertramp11: Und Amen. Er will sich von seiner Frau scheiden lassen, obwohl sie Krebs hat. Sie haben ihr die Nachricht am selben Tag aufgetischt, an dem sie von ihrer ersten Chemotherapie nach Hause kam. Wer tut denn so was?
Mojo777: Offenbar hatte er Krebskranke besonders auf dem Kieker. Habt ihr nicht die Geschichte darüber gelesen, dass er einen Krebskranken kurz vor dessen Ende hat zwangsräumen lassen?
Prowler2000: Kier hätte an Krebs sterben sollen. An einem schleichenden, qualvollen Krebs. Das wär’s doch gewesen.
Maguire17: Mein Nachbar hat mit Kier Geschäfte gemacht. Er hat Selbstmord begangen.
Prowler2000: Ist das wahr?
Bbaklava: Ich habe das auch gehört.
Supertramp11: Ich kann das nur bestätigen.
Aurcadia500: Ich habe vor drei Jahren für Kier gearbeitet. Er hat mich vor dem gesamten Büro lächerlich gemacht, nur weil ich zu Weihnachten einen Weihnachtsstern an meinem Arbeitplatz hatte. Der Kerl war der Grinch, Scrooge und ein Sklaventreiber in einer Person.
Prowler2000: Ein Sklaventreiber. Lach!!!
Supertramp11: Das stimmt ebenfalls. Kier hat darauf gepocht, dass weder Zeit noch Geld für Weihnachtsdekoration verschwendet wurde. Er bezeichnete Weihnachtsschmuck als »Idiotenglimmer«.
Hope17: Ihr solltet ihn nicht beurteilen, bevor ihr nicht in seinen Schuhen gelaufen seid.
Mojo777: Würde liebend gern darin laufen. Ohne Zweifel Schuhe von Bruno Magli. Und ich verspreche, dass ich niemanden treten würde. Das ist mehr, als Kier tun würde.
Aurcadia500: Kritisiere niemals einen Mann, bevor du nicht eine Meile in seinen Schuhen gelaufen bist. Auf diese Weise kann er dir nichts tun, weil du eine Meile weit weg bist und seine Schuhe hast.
Prowler2000: Lach, brüll, lach!
Kronos345: Wow, Kier hatte einen Fan. Unglaublich.
Prowler2000: Ja, was sagt denn der Fanclub dazu, Hope17? Der Mann war ein Monster.
Hope17: Ich würde sagen, dass du ihn nicht wirklich gekannt hast.
Kronos345: Wie kommt es, dass alle immer versuchen, die Leute nach ihrem Tod besser dastehen zu lassen, als sie waren? Er war, was er war.
Supertramp11: Glaub, was du willst, Hope17, Kiers einzige Motivation im Leben war Geld. Gewinn war das einzige Kriterium für sein Handeln, gleichgültig, wer dadurch geschädigt oder vernichtet wurde. Gestern noch hat er es gefeiert, dass er sich das Anwesen eines alten Mannes unter den Nagel gerissen hat. Glaub mir, ich kannte Kier. Ich habe sieben Jahre lang jede Woche mit ihm Squash gespielt.
Kier biss die Zähne aufeinander. Supertramp11 war Tim Brey. Dieser gemeine Verräter! Ich werde ihm seinen Kopf auf einem Teller servieren. Er begann, einen Kommentar zu schreiben, aber dann hielt er sich zurück. Brey war gerade in Fahrt. Sollte er sich doch ruhig noch tiefer hineinreiten. Und er war neugierig, wer sich hinter Hope17 verbarg.
Hope17: Ich bin Sara. Und du solltest dich schämen, Tim. Jim hat dich und deine Familie über zehn Jahre lang versorgt.
Supertramp11: Tut mir leid, Sara, aber wegen dir, nicht wegen ihm. Von allen Menschen hattest du am meisten zu leiden. Er hat dein Leben zur Hölle auf Erden gemacht. Ich kenne die Wahrheit, wie er dir die Scheidungsunterlagen serviert hat. Ich hatte ihn gebeten, noch bis zum Ende deiner Chemo zu warten, aber dazu war er nicht bereit.
Hope17: Er hat einige schlimme Dinge getan. Aber er ist mal ein guter Mann gewesen. Ich glaube, dass er sich eines Tages besonnen hätte.
Alleykat9: Wie Darth
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