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Der Weihnachtswunsch

Der Weihnachtswunsch

Titel: Der Weihnachtswunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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es beweisen. Fragen Sie mich etwas, was nur ich wissen kann. Irgendetwas.«
    Es ist seine Stimme, dachte Linda. Aber der Ton klang ganz und gar nicht nach James Kier. »Mit wem haben Sie sich am Freitagmorgen um zehn Uhr getroffen?«
    »Mit meinem Anwalt Lincoln, mit meiner Frau Sara und mit Steve … Nein, das war vorher. Es war mit, eh, mit Allen. Mit Vance Allen, Scott Homes.«
    Lindas Stimme entspannte sich. »Vor dem Termin, was haben Sie da als Letztes zu mir gesagt?«
    Er dachte an jenen Morgen zurück. »Ich hatte Sie angewiesen, nicht mit Vance zu sprechen. Ich wollte, dass er nervös wird.«
    Am andern Ende der Leitung herrschte ein langes Schweigen. Schließlich sagte Linda: »Alle glauben, dass Sie tot sind. Es ist überall durch die Nachrichten gegangen.«
    »Ich weiß. Es war eine Verwechslung. Ein anderer James Kier ist gestorben. Ich bin gerade bei seiner Trauerfeier gewesen.«
    »Das ist so sonderbar.« Sie war offensichtlich verlegen. »Ich weiß nicht, was ich sagen soll.«
    »Die gute Nachricht ist, dass Sie sich nicht nach einem neuen Arbeitsplatz umzusehen brauchen.« Kier merkte, dass sie nichts sagte. »Ich vermute, dass die schlechte Nachricht darin besteht, dass Sie auch weiterhin für mich arbeiten müssen. Ich muss mich so schnell wie möglich mit Ihnen treffen. Können Sie es heute ermöglichen?«
    »Ich war gerade auf dem Weg zur Kirche.«
    »Wir können uns nach der Kirche treffen. Bitte, Linda, es ist sehr wichtig.«
    »Ich muss Mason mitbringen …«
    »Das ist in Ordnung. Wir werden nur wenige Minuten brauchen. Bitte.«
    »Ich komme gegen vier aus der Kirche. Ich muss Max noch etwas zu essen holen, aber ich könnte gegen halb sechs im Büro sein.«
    »Halb sechs ist hervorragend. Einfach hervorragend. Danke.«
    In all den Jahren ihrer Anstellung hatte sie ihn nie in dieser Weise sprechen hören. Plötzlich kam ihr ein Gedanke, warum er sie möglicherweise angerufen hatte.
    »Wenn Sie mich feuern wollen, können Sie das einfach jetzt tun.«
    »Warum sollte ich Sie feuern?«
    »Ich frage mich nur, was so wichtig sein könnte, dass es nicht bis morgen Zeit hat.«
    »Ich erkläre Ihnen alles, wenn wir uns um halb sechs treffen.«
    »Gut. Bis dann. Auf Wiedersehen.«
    Kier klappte das Handy zu. »Danke«, sagte er in die Leere hinein. Er startete sein Auto und fuhr nach Hause.

Siebzehntes Kapitel
    Kier saß in seinem Büro und las die neu geposteten Kommentare unter dem Artikel über ihn, als er hörte, wie Linda die Hintertür des Gebäudes aufschloss und eintrat. Sie sagte etwas zu ihrem Sohn Mason: »Nun fass hier nichts an. Du kannst hier sitzen und etwas zeichnen. Ich bin gleich hinter der Tür.«
    »Kann ich eine Dose Rootbeer haben?«
    »Nicht kann, darf.«
    »Darf ich eine Dose Rootbeer kriegen?«
    »Nein, darf ich eine Dose Rootbeer haben .«
    »Kann ich?«
    Sie stöhnte. »Warte einen Moment.«
    Kier schaltete seinen Computer aus. Es hatten sich weitere Kommentare zu seinem »Nachruf« angesammelt. Zum größten Teil handelte es sich nur um ähnliche abwertende Bemerkungen. Er wusste nicht recht, was ihn zu der Website zurückzog. Es war, als reibe er mit der Zunge über die scharfe Kante eines abgebrochenen Zahns. Wie sehr es auch schmerzen mochte, er konnte es einfach nicht lassen.
    Er hörte Linda sagen: »Es gibt kein Rootbeer. Ich habe dir eine Traubenlimonade mitgebracht.«
    »Okay. Danke, Mom.«
    Man hörte einen leisen Knall, als der Junge die Dose öffnete. Dann erschien Linda auf der Türschwelle.
    »Guten Abend, Mr Kier.«
    Sie trug ein zerknittertes burgunderrotes Samtkleid und hatte sich die Haare mit einer einfachen Drehung hochgesteckt.
    Kier hatte vergessen, wie hübsch sie war.
    »Entschuldigen Sie, dass ich mich verspätet habe. Masons Lehrer an der Sonntagsschule hat mich noch aufgehalten, als ich gehen wollte.«
    »Schon gut. Kommen Sie herein.«
    Sie wirkte nachdenklich, als sie das Büro betrat. »Habe ich etwas falsch gemacht?«
    »Nein, natürlich nicht. Würden Sie bitte die Tür schließen?«
    »Mein Sohn ist da draußen …«
    »Oh, stimmt.« Kier stand auf, ging um seinen Schreibtisch herum und wies auf den Besucherstuhl. »Bitte, setzen Sie sich.«
    Seine Stimme hatte noch nie so sanft geklungen. Es war ihr bewusst, dass es irrational war, aber es erschreckte sie. Voller Anspannung nahm sie Platz.
    Kier lehnte sich gegen seinen Schreibtisch und setzte sich auf eine Ecke.
    »Wie geht es Ihnen?«, fragte er.
    »Gut«, antwortete sie wenig

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