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Der Weihnachtswunsch

Der Weihnachtswunsch

Titel: Der Weihnachtswunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
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hast du auch.‹ Ich begann zu weinen, und Mr Jimbo sagte: ›Du wirst eines Tages ein großer Mann sein, jemand, zu dem jeder aufblickt.‹ Ich wusste nicht, was ich sagen sollte. Aber er wusste, was zu sagen war. Er fragte mich, ob ich gern lese. Ich antwortete: ›Ja, vor allem Fantasy und Science Fiction.‹ Darauf er: ›Ich auch.‹ Dann gab er mir das Buch, das er gerade las. Es war Der Hobbit . Er sagte, er findet, ich bin so wie der.
    Von da an haben wir uns jeden Tag unterhalten, und schließlich haben wir die ganze Trilogie Der Herr der Ringe zusammen gelesen. Es hat das ganze Schuljahr gedauert. Er hat mich durchgezogen.« Der Teenager wischte sich über die Augen.
    »Dann bist du also Steffan«, sagte Mrs Kier mit einem warmen Lächeln. »Jim hat mir so viel von dir erzählt.«
    Der Jugendliche antwortete: »Ich bin wegen ihm hier, Ma’am.«
    »Danke, dass du mich daran teilhaben lässt. Wir werden ihn beide vermissen, nicht wahr?«
    »Mit Sicherheit, Ma’am.« Er hielt ihr das Buch hin, das er bei sich trug. »Das hat ihm gehört. Wir hatten einige gute Gespräche darüber. Ich bringe es zurück.«
    Sie drückte den Band an sich. Es war … trotzdem Ja zum Leben sagen von Viktor Frankl. »Dies war eins von Jims Lieblingsbüchern«, sagte sie. Dann gab sie ihm das Buch zurück. »Behalte es. Ich weiß, dass er das wollen würde.«
    Dem Jugendlichen schossen Tränen in die Augen. »Danke, Ma’am. Ich werde ihm einen Ehrenplatz geben. Gott segne Sie.«
    »Gott segne dich, Steffan.«
    Der Teenager ging weiter und wischte sich mit dem Ärmel seines T-Shirts die Tränen ab.
    Die Frau sah Kier an, dann streckte sie ihm die Hand entgegen. »Ich bin Martha Kier.«
    »Ich bin James.«
    »Ich freue mich, Sie kennenzulernen, James.«
    »Mein Beileid.«
    »Danke. Jim war einer der Guten, die Gott auf diese Erde geschickt hat.«
    Kier fühlte sich plötzlich ein wenig unbehaglich. »Es sind viele Menschen hier.«
    »Er war ein einfacher Mann, aber er hat viele Menschen berührt.«
    »Ja. Also Ihr Verlust tut mir wirklich leid. Man wird Ihren Mann vermissen. Die Welt ist ein wenig dunkler geworden, seit sie ihn verloren hat.«
    Kier ging an der Reihe der trauernden Familiemitglieder entlang. Der andere James hatte drei Kinder: zwei Mädchen, die aussahen, als besuchten sie noch das Gymnasium, obwohl eins von ihnen bereits verheiratet war, und einen Sohn, der etwa in Jimmys Alter war. Er war groß und schlaksig und hatte eine Igelfrisur. Er trug einen dunkelblauen Nadelstreifenanzug, der ihm offensichtlich zu groß war. Er stand neben einer schönen jungen Frau, mit der er, so vermutete Kier, verheiratet war.
    Der junge Mann streckte die Hand aus, als Kier auf ihn zukam. »Ich bin Danny.«
    »Mein Beileid.«
    »Woher kannten Sie meinen Vater?«
    Kier rang um eine Antwort. »Um ehrlich zu sein, kannte ich ihn nicht sonderlich gut. Unsere Wege haben sich lediglich gekreuzt.«
    »So war er, nicht? In dem Augenblick, in dem man ihm begegnete, hatte man das Gefühl, er ist ein Freund. Er war jedermanns Freund.« Der junge Mann kämpfte mit den Tränen, und seine Frau legte den Arm um ihn. »Er war mein bester Freund. Ich hatte das Glück, dass er mein Vater war.«
    Kier sah ihn einen Augenblick lang an und sagte dann: »Das war mehr Glück, als Sie ahnen. Gott segne Sie.«
    »Danke.«
    Kier ging hinaus. Obwohl es bereits nach Mittag war, trafen noch immer Leute ein, und die Schlange war jetzt sogar noch länger als bei seiner Ankunft.
    Bloß ein Busfahrer.
    Als Kier sein Auto erreicht hatte, rief er Linda an.

Sechzehntes Kapitel
    Linda meldete sich nach dem zweiten Klingeln. »Hallo, hier spricht Linda Nash.«
    Es hatte etwas Tröstliches, ihre Stimme zu hören. »Hi, Linda.«
    »Wer spricht da?«
    »Jim.«
    »Welcher Jim?«
    »Ihr Chef. Jim.«
    Sie schwieg kurz. Dann sagte sie: »Das ist nicht komisch«, und legte auf.
    Kier drückte auf die Wahlwiederholungstaste. Als sie sich meldete, sagte er: »Linda, bitte legen Sie nicht auf. Ich bin es wirklich.«
    »Der echte James Kier würde niemals ›bitte‹ sagen«, entgegnete sie und legte auf.
    Er drückte erneut auf die Wahlwiederholungstaste.
    Sie meldete sich nach dem zehnten Klingeln. »Hören Sie auf, mich anzurufen«, sagte sie verärgert. »Ich weiß nicht, was für ein kranker Scherz das hier sein soll, aber ich werde die Telefongesellschaft benachrichtigen, wenn Sie noch einmal anrufen.«
    »Hören Sie, Linda, ich bin James Kier, und ich bin nicht tot. Ich kann

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