Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Weihnachtswunsch

Der Weihnachtswunsch

Titel: Der Weihnachtswunsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Paul Evans
Vom Netzwerk:
überzeugend.
    »Haben Sie Angst?«
    Sie erweckte den Eindruck, als hyperventiliere sie gleich. »Ein bisschen.«
    »Danke für Ihre Ehrlichkeit. Lassen Sie mich zum Punkt kommen.« Er sah sie einen Augenblick an, bevor er fragte: »Was denken Sie über mich?«
    »Ich verstehe nicht ganz?«
    »Die Frage ist doch klar genug. Was denken Sie über mich?«
    So klar wie ein Minenfeld, dachte Linda. »Ich denke, dass Sie in dem, was Sie tun, gut sind. Wirklich gut.«
    »Und was ist das, was ich tue?«
    »Bauprojekte und andere Investitionen erschließen und managen.«
    »Ja, darin bin ich gut. Aber was denken Sie über mich als Mensch?«
    Sie senkte den Blick, während sie nach einer sicheren Antwort suchte.
    Kier schaute sie unverwandt an.
    Schließlich meinte sie: »Ich verstehe nicht, wonach Sie mich fragen.«
    »Lassen Sie es uns so versuchen: Was für eine Art von Mensch bin ich?« Als sie weiter auf den Boden starrte, rieb er sich das Kinn und seufzte. »Okay, ich mache es ganz einfach. Bin ich ein guter Mensch, ein schlechter Mensch oder irgendwas dazwischen?«
    Linda wählte ihre Worte mit Bedacht. »Sie sind … Sie sind intelligent …«
    »Bin ich die Sorte Mann, die Sie heiraten würden?«
    Ihr Blick schoss hoch. »Die ich was?«
    »Keine Sorge. Ich benutze die Frage nur als Orientierungspunkt. Wenn Sie nicht verheiratet wären, würden Sie dann mit mir verheiratet sein wollen?«
    »Das wäre unpassend«, antwortete sie.
    Er lächelte. »Eine geschickte Antwort, aber keine ehrliche. Denn wenn Sie mich wirklich heiraten wollten, wären Sie nicht so vorsichtig in Ihrer Wortwahl, oder?«
    Sie holte tief Luft. »Möglicherweise nicht.«
    »Gut.« Kier schüttelte langsam den Kopf. »Danke für Ihre Aufrichtigkeit.« Er zog sich hinter den Schreibtisch zurück, setzte sich, nahm einen Stift und legte ihn genau parallel zur Kante seiner Schreibtischunterlage. »Ich weiß, dass es schwer ist, aber könnten Sie ein wenig genauer werden? Warum würden Sie nicht mit mir verheiratet sein wollen? Ich bin reich. Ich sehe nicht schlecht aus. Sie könnten es schlechter treffen.«
    Sie sah zu ihm auf. »Ich glaube, dass Sie sich nicht wirklich für mich interessieren würden. Oder für meinen Sohn.« Ihre Augen füllten sich mit Tränen. »Bitte werfen Sie mich nicht raus, Mr Kier. Sie wissen, dass ich diese Stelle brauche.«
    »Ich werde Sie nicht rauswerfen, Linda.« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück. »Sie haben auf dem College Anglistik studiert. Sie kennen den Dichter Robert Burns?«
    Sie nickte. »Natürlich.«
    »Ach, wär uns doch die Gab’ gegeben, uns so zu sehn, wie andere uns sehen!«
    Er blickte sie mit einem merkwürdigen Ausdruck im Gesicht an, und Linda fragte sich plötzlich, ob er etwas getrunken hatte.
    »In Wahrheit kenne ich die Antworten auf die Fragen, die ich Ihnen gestellt habe, bereits. Also lassen Sie mich aussprechen, was Sie nicht zu sagen wagen. Sie wollen nicht mit mir verheiratet sein, weil ich egoistisch und rücksichtslos bin. Ich würde mir von Ihnen nehmen, was ich haben will, und nichts dafür zurückgeben. Kurz, ich würde Sie ausnutzen. Habe ich Recht?«
    »Ich habe nicht gesagt …«
    »Keine Angst, dies ist mein Geständnis, nicht Ihrs.« Er hielt inne, um nach den richtigen Worten zu suchen. »Wissen Sie, warum es einen Friedensnobelpreis gibt?«
    Sie fragte sich, was das mit ihrem Gesprächsthema zu tun hatte, und starrte ihn irritiert an. »Nein.«
    »Das ist eine interessante Geschichte, wirklich, und … relevant. Alfred Nobel war der Erfinder des Dynamits. Zweifellos eine nützliche Sache. Es wurde im Bergbau und zur Landplanierung eingesetzt und hat beim Bau der transkontinentalen Eisenbahn Jahre eingespart. Aber es wurde auch im Krieg verwendet. Dadurch verloren Menschen ihr Leben. Viele, viele Menschen.
    Wie es das Schicksal so wollte, starb Alfred Nobels Bruder Emil im Jahre 1888. Eine französische Zeitung verwechselte Emil mit seinem Bruder Alfred und schrieb einen Artikel mit der Schlagzeile: Le marchand de la mort est mort , ›Der Händler des Todes ist tot‹. In dem Text hieß es dann, dass Dr. Alfred Nobel reich geworden sei, weil er eine Methode gefunden habe, mehr Menschen schneller zu töten, als dies je zuvor möglich gewesen sei. Das war der erste von zahlreichen Artikeln dieser Art.
    Nobel war so bestürzt über das, was er über sich las, dass er beschloss, sein Testament zu ändern. Er verfügte, dass sein Vermögen für die Schaffung des

Weitere Kostenlose Bücher