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Der Wein des Frevels

Der Wein des Frevels

Titel: Der Wein des Frevels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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Bürde dieser Affäre liegt nun auf meinen schmalen Schultern.«
    »Helfen Sie uns, zur Darwin zurückzugelangen, und wir verschwinden von Ihrem Planeten.« Francis schnippte mit den Fingern. »Einfach so…«
    Ein übler Geruch schien in Vaxcalas Nase zu steigen. »Sie schlagen also einen Krieg vor?«
    »Wenn wir eine ausreichend große Armee aufbieten, würden nur die Neurovoren sterben.«
    »Sie verstehen das nicht. Die Neurovoren sind trotz ihrer Verworfenheit menschliche Wesen.«
    »Sie haben recht, Vaxcala. Ich verstehe das nicht.«
    »Nachdem ich eine schrecklich lange Konferenz mit der Zolmec-Geistlichkeit abgehalten hatte, beschloß ich, Ihnen etwas von unserer Rasse zu erzählen, Dr. Lostwax. Etwas, das Sie ohnehin durch Beobachtung erfahren oder von schwatzhaften Zungen gehört hätten.«
    »Oder von Burne Newman?«
    Vaxcalas dünner Mund verwandelte sich in einen symmetrischen Halbmond. »Also haben Sie es schon erraten?«
    »Es hat etwas damit zu tun, warum Burne den Neurovoren töten mußte und warum dieser Zamanta seine Kinder nicht verteidigen konnte.«
    »Ich bin immer noch dagegen, daß wir ihm alles sagen«, warf der dunkelhäutige Priester brummig ein.
    »Halten Sie den Mund«, wies Vaxcala ihn so liebenswürdig zurecht, wie nur ein Mensch diese Worte aussprechen kann. »Die schlichte Wahrheit, Francis, besteht in der Tatsache, daß Quetzalia ein gewaltloses Land ist. Seit dem Mauerbau wurde hier kein einziger tödlicher Schlag ausgeteilt.«
    Der Priester war offenbar gewillt, das Beste aus seiner Niederlage zu machen. »Prügelstrafen sind nur Phantasie«, flötete er, »Meuchelmord ist eine Legende, Kidnapping ein Mythos, Folterqual ein entschwundener Alptraum.«
    In diesem Augenblick eilte Mouzon mit einem Teetablett herein und setzte die Litanei fort. »Diebe sind unbekannt, Krieger namenlos, Frauenschänder unvorstellbar.«
    »Wir haben keine Gefängnisse, keine gerichtlichen Strafen, keine Waffen, und wir kennen keine Rache«, fügte der dunkelhäutige Priester hinzu.
    Francis schenkte sich Tee ein und nahm einen Schluck. Das dunkle Getränk belebte seinen Geist so schnell wie alles, was auf der Nerde als Kaffee bezeichnet wurde. »Unterdrücken Sie nur Ihre Aggressionen –, oder sind Sie wirklich unfähig, welche zu empfinden?«
    »Nach zweihundert Jahren Zolmec ist unfähig der richtige Ausdruck«, entgegnete Vaxcala. »Ob Sie es nun wissen oder nicht – Sie und Ihr Freund sind als wandelnde Bomben nach Quetzalia gekommen, deren Explosion bisher nicht stattgefunden hat. Und der Neurovore, der hier immer noch frei herumläuft, ist noch etwas viel Schlimmeres.«
    Helle Verzweiflung stieg in Francis auf, und seine Hoffnung auf einen Cortexclavus- Triumph daheim auf der Nerde begann zu schwinden. Wenn doch nur Burne hier wäre… Burne würde ihnen diesen Unsinn ausreden. »Es fällt mir schwer zu glauben, daß eine Religion so effektvoll sein kann.«
    »Bis jetzt war Zolmec in der Tat effektvoll. Es gibt da natürlich gewisse Schwierigkeiten. Stabilität erzeugt Langeweile. Wir haben eine radikale Partei, die Antistasisten, die einige Veränderungen vornehmen möchten, und ich freue mich keineswegs auf den Tag, an dem sie das tun werden. Aber das Ärgste ist unsere mitleiderregende Verwundbarkeit.«
    Francis setzte ein wissendes Lächeln auf.
    Vaxcala drehte die Teekanne an der Ausgußröhre herum, ergriff den Henkel und schenkte sich ein. »Wir haben uns schuldig gemacht – durch den Glauben, unsere Mauer, unser Burggraben und die Unsichtbarkeit unseres Planeten würde uns für immer schützen.«
    »Ich versichere Ihnen, daß Burne und ich keine andere Absicht hegen, als möglichst schnell von hier wegzukommen. Unsere Ankunft war ein Mißgeschick.«
    »Ja, aber sobald Sie wieder auf der Nerde sind, werden Sie allen Leuten von uns erzählen. Wie lange wird es dauern, bis das nächste Raumschiff kommt – und dann das übernächste? Auch Quetzalia hat verführerische Bodenschätze, und wie Sie wissen, kann unsere Hauptstadt so leicht erobert werden wie ein unbewaffneter Kindergarten.«
    »Sie müssen uns eben Vertrauen entgegenbringen.«
    »Das stimmt«, sagte Vaxcala ohne Begeisterung.
    »Wenn Sie die Neurovoren nicht für uns töten wollen, dann helfen Sie uns wenigstens, Treibstoff aufzutreiben. Wissen Sie, was Polluzit ist?«
    »Ein seltenes Mineral. Ein hochwertiger Stoff, der etwa sechsunddreißig Prozent Cäsiumoxyd enthält. Sie brauchen das Cäsium, nicht wahr? Fliegt Ihr Schiff

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