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Der Wein des Frevels

Der Wein des Frevels

Titel: Der Wein des Frevels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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denn bloß damit gemeint?« fragte Burne, als Tez ins Schlafzimmer vorausgegangen war.
    »Daß wir nicht erwarten können, die Quetzalianer würden uns helfen, die Darwin zurückzuerobern.«
    Burne nahm einen Schluck Wein. »Liebst du sie?«
    »Daß ich sie gefunden habe – das ist das Beste, was mir jemals widerfahren ist.«
    »Noch besser als der Cortexclavus? Ist das wirklich Francis Lostwax, mit dem ich hier sitze und Wein trinke?«
    »Du hast Tez nicht in ihrer besten Verfassung erlebt. Ihr Vater wird vielleicht sterben –, und es ist etwas zwischen uns getreten.«
    »Etwas?«
    »Eigentlich nichts. Das fünfzig Millionen Kilometer lange Nichts, das zwischen der Nerde und Luta liegt. Es ist albern, über planetare Fernen hinweg zu lieben, Burne.« In diesem Augenblick konnte Francis der Versuchung nicht widerstehen, seinen Freund mit hellseherischen Fähigkeiten zu verwirren. »Da wir gerade von Liebe sprechen – was ist denn aus dieser hübschen Frau geworden, die du vergewaltigt hast?«
    Burne würgte. »Sie hat sich nicht gewehrt!« Er spuckte einen Schluck Wein auf den Teppich. »Woher weißt du das, zum Teufel?«
    Langsam und detailliert erzählte Francis, wie er sich in den Tolca-Tempel geschlichen und beobachtet hatte, daß aggressive Bedürfnisse durch Träume gestillt wurden. Er wiederholte die Geschichte von Zolmec, vom Propheten und den Gehirnfressern und Janet Vij, dem Genie, das seine eigene Privatwissenschaft erfunden hatte.
    Burne hatte zu viele Planeten besucht und zu viele Wunder erlebt, war zu oft erschreckt worden, um auch nur ein einziges Wort anzuzweifeln. Als Francis seinen Bericht beendet hatte, meinte sein Freund nur. »Ziemlich clever, findest du nicht?«
    »Jedenfalls ist Quetzalia einzigartig. Jede Religion verkündet, der Krieg sei böse, aber irgendwie spielt sie dann doch mit, wenn es dazu kommt. Natürlich hat es auch die Tolteken gegeben.«
    »Und die Quäker.«
    »Aber sie hatten keine systematische Methode, Dampf abzulassen. Sie hatten keine Maschinen.« Spöttisch stieß er das Wort hervor. »Nur Ideale.«
    Burne füllte sein Weinglas von neuem. »Und was hältst du von alledem, Lostwax? Haben die Quetzalianer ihre Menschlichkeit geopfert – ihrer absoluten häuslichen Ruhe zuliebe?«
    »Eine gute Frage. Ich möchte wissen, wie sie wohl ohne Zolmec wären.«
    »Vielleicht könnten wir das herausfinden.« Burne zog einen großen Pegmatiten aus seiner Robe und überreichte ihn Francis wie ein Zauberer, der eine soeben materialisierte Taube präsentiert. »Unsere Rückflugkarte. Im Süddschungel wimmelt es von Polluzit-Erz.«
    »Burne, du bist ein Gott!«
    »Aber da gibt’s ein Problem. Wie sollen wir das Zeug durchs Neurovorenland transportieren? Wir würden eine kleine Armee brauchen.«
    »Da bist du auf den falschen Planeten gekommen.«
    »Sehr wahr – aber nehmen wir einmal an, ein paar hundert von diesen Heiden werden vom Tolca-Tempel ferngehalten. Zum Teufel, nach vier oder fünf Opochen müßten sie doch richtig blutrünstig sein.«
    »Und wie können wir sie dazu überreden, nicht in den Tempel zu gehen?«
    »Wie kann der Töpfer seinen Ton dazu überreden, eine Vase zu werden? Er zieht und zerrt und knetet daran, bis der Ton es begriffen hat.«
    Eine würgende Angst stieg in Francis auf. »Burne, du weißt, daß ich von hier verschwinden und den Poelsig-Preis gewinnen will. Und was die Neurovoren angeht – die verdienen das Allerschlimmste.« Er beugte sich zum Feuer vor, starrte in die zuckenden Flammenspitzen. »Aber was du da vorschlägst, ist häßlich. Zolmec ist schon zweihundert Jahre alt, und in diesem Zeitraum hat niemand einen Gottesdienst versäumt. Wir können mit einer solchen Tradition nicht herumexperimentieren. Es könnte die komplette quetzalianische Gesellschaft zerstören.«
    »Du redest wie die arme Kappie. Aber gibt es denn eine Alternative?«
    Francis packte einen Schürhaken und duellierte sich mit dem Feuer. Er hatte nur selten kühne Ideen, aber nun spürte er, wie eine solche in seinem Kopf wuchs. »Verzeih, wenn ich in undisziplinierten Spekulationen schwelge. Wir haben beide Kybernetik studiert. So wie ich es sehe, sind die Quetzalianer empfindsame Computer, die des Wissens um das Böse müde geworden sind, und so haben sie sich entprogrammiert. Aber wie jeder Schuljunge weiß, kann man solche Prozesse auch umkehren.«
    Die Theorie, die Francis seinem Freund erklärte, ging von der Möglichkeit aus, das System mit winzigen Partikeln von

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