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Der Wein des Frevels

Der Wein des Frevels

Titel: Der Wein des Frevels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
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Minnix Cies auf der anderen Seite der Arena ein Stichwort zu geben.
    »Ich möchte für Dr. Newman sprechen«, begann Minnix. Er trug die flammenden Augen und grimmigen Lippen eines Mannes zur Schau, der für Selbstzweifel ebensowenig Verwendung hatte wie für die Billigung anderer Leute. »Für mich ist er ein zivilisierter Mensch. In der Vergangenheit hat dieses Land seine Kinder gelehrt, daß nur Quetzalianer zivilisiert sind. Ja, er kann töten. Aber er kann auch getötet werden. Seine Neurovorenjagd war mehr als riskant. Ich glaube, Dr. Newman gleicht den Falken, die unsere Ahnen in der Eden Drei mitgebracht haben. Er hat Krallen, aber er setzt sie nicht willkürlich ein.«
    »Solange alles nach seinem Willen geht«, warf Loloc ein, ohne aufzustehen.
    »Da habe ich mehr Vertrauen zu ihm. Dr. Newman war nicht gezwungen, diese Versammlung einzuberufen. Er hätte ganz einfach tausend Mann zusammentrommeln, in die Wüste schleppen und ihnen Injektionen geben können, bevor die Neurovoren angegriffen hätten. Da sie in der Minderzahl sind, müssen sie diesen Kampf verlieren, und Dr. Newman kann zu seinem Schiff reiten.«
    »Bringen Sie ihn nicht auf falsche Gedanken!« warnte Loloc.
    »Ich kann nur betonen, daß die Antistasisten in diesem Kriegsplan jene Kühnheit sehen, die sich Quetzalia aneignen muß, wenn es der Stagnation und dem Verfall entgehen will.«
    Nun war Mool an der Reihe. Er schien nicht nur aufzustehen, sondern emporzusteigen, faltete die Hände vor der Brust und wandte sich an den wolkenlosen Himmel. »Viele von Ihnen wissen, daß ich ein Mann bin, der sehr genau auf jedes einzelne Wort achtet, der jedes Wort zerpflückt, in seine Bestandteile zerlegt. Der Antistasist, der soeben gesprochen hat, betrachtet den totalen Sieg als Quetzalias Schicksal. Das stelle ich in Frage. In seinem Vorschlag erklärt Dr. Newman, daß er eine zehnprozentige Lösung verwenden müsse, eine Dosis von einem cm 3 pro fünfundzwanzig Kilogramm Körpergewicht. Jenseits dieses Limits würde die Droge jeden, der sie injiziert bekommt, in ein tollwütiges Wiesel verwandeln. Als Wissenschaftler kann ich Dr. Newmans Vorsicht meinen Beifall nicht versagen. Aber als Vater, dessen Sohn vielleicht bei diesem bizarren Abenteuer sein Leben verlieren wird, muß ich mir die größten Sorgen machen.« Mools Blick glitt vom Himmel in die Arena hinab. »Dr. Newman, Sie haben bewiesen – zumindest zu meiner Zufriedenheit, und zwar mittels kontrollierter Studien, die das Zeug dazu haben, als Klassiker in die Annalen der Pharmakologie einzugehen – Sie haben bewiesen, daß verdünnte Noctus einen pazifistischen Organismus zu einer Obszönität namens Schlacht verleiten kann. Und zwar insofern, als sich jener Organismus verteidigen wird, wenn man ihn angreift.«
    »Das haben Sie sehr gut ausgedrückt«, lobte Burne.
    »Nun meine Frage… Ich bezeichne dies als Frage, aber, wie es in solchen Situationen üblich ist, stelle ich nicht so sehr eine Frage – vielmehr soll dies als Kombination von Fakten, Meinungen und Herausforderungen gelten. Ich frage also – wenn unsere Feinde Neurovoren sind, genügt da eine bloße Verteidigungshaltung, auch wenn sie mit numerischer Überlegenheit gekoppelt ist? Sie haben es hier mit einer der kräftigsten, bösartigsten Tierarten der Galaxis zu tun – nicht mit Quetzalianern.« Mool blickte in die Runde, um sich zu vergewissern, daß man seine Ausführungen mit einem wohlwollenden Lächeln quittierte.
    »Sind Sie fertig?« fragte Burne und kehrte in den blauen Ring zurück.
    »Ich bin niemals fertig. Aber Sie dürfen sprechen.«
    »Hinter meiner Strategie steckt mehr als nur eine zahlenmäßige Überlegenheit, Dr. Mool. Meine Soldaten sind auch beweglicher als der Feind. Sie werden als Kavalleristen kämpfen – und unsere Feinde als bloßfüßige Infanteristen. Außerdem sind meine Soldaten intelligenter als der Gegner. Die meisten Quetzalianer sind so gebildet, daß sie sich auf der Nerde mit Philosophiedoktoren und Medizinern messen könnten. Unser Feind hingegen besitzt eine Bildung, die man auf der Nerde mit der Zivilisationspotenz sabbernder Nasenbohrer gleichsetzen würde. Und letztlich werden meine Soldaten über die bessere Ausrüstung verfügen. Die Neurovoren können sich nur im Nahkampf behaupten, aber Quetzalianer können aus der Ferne töten.« Mit einer plötzlichen Bewegung, wie ein Schachspieler, der seine Gegner mit einem Zug schachmatt setzt, fügte er hinzu: »Bedenken Sie

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