Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Wein des Frevels

Der Wein des Frevels

Titel: Der Wein des Frevels Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Morrow
Vom Netzwerk:
siebenundzwanzig. Offenbar sind Sie klug genug, um den heiligen Zyklus von Zolmec nicht zu durchbrechen. Aber ist es möglich, einen solchen Zeitplan einzuhalten? Kann Ihre hypothetische Armee von tausend Mann in fünfundzwanzig Tagen die Neurovorenfestung erreichen, vernichten und nach Quetzalia zurückkehren?«
    »Es wäre unwissenschaftlich, wenn ich behaupten würde, ich sei mir in dieser Hinsicht völlig sicher«, erwiderte Burne voller Demut. »Wer kann schon die Zukunft beweisen? Aber lassen Sie mich trotzdem einige noch eindrucksvollere Sicherheitsfaktoren erklären.« Er hielt einen Holzstab in der Hand, genauso groß wie er selbst, und klopfte damit jedesmal auf den Boden, wenn er einen Satz mit einem Ausrufungszeichen beenden wollte. »Bevor wir gezwungen waren, unser Magnumauto in Ihrem Tolca-Tempel zurückzulassen, hat uns sein Entfernungsmesser verraten, daß neunhundert Kilometer zwischen der Neurovorenoase und Quetzalia liegen. Ich glaube, Sie sind mit mir der Meinung, daß ein Lipoca, sogar ein langsamer, untrainierter Lipoca, der eigentlich in die Gummizementfabrik gehört, neunhundert Kilometer in acht Tagen zurücklegen kann. Unser Plan sieht hierfür elf Tage vor! Wir müssen es mit höchstens dreihundert Gegnern aufnehmen. In der Oase wurden wir von weniger als hundertfünfzig angegriffen. Deshalb rechne ich damit, daß die Schlacht nur einen Tag dauern wird. Trotzdem sind drei Tage dafür vorgesehen! Danach brechen Dr. Lostwax und ich zu unserem Schiff auf, das wir nach einem Tagesritt erreichen werden, und die Armee kehrt nach Quetzalia zurück – eine weitere Elf-Tage-Reise, die in Wirklichkeit nur acht Tage dauern wird. Kurz gesagt, wir haben fünfundzwanzig Tage Zeit, um eine Expedition durchzuführen, die nur siebzehn Tage in Anspruch nehmen wird!«
    Beifällige Rufe erklangen in den Politikerreihen. Loloc stand noch immer. »Ich sage nichts gegen Ihre Rechenexempel, Newman, aber ich protestiere gegen Ihre Behauptung, Sie könnten die Wilden in einer einzigen Schlacht schlagen. Sie gehen also davon aus, daß sie auf einen Ort konzentriert sind. Aber nehmen wir doch einmal an, die kleine Gruppe, die Sie an der Zugbrücke attackiert hat, streift immer noch durch die Wüste. Vielleicht versuchen sie Ihnen in einem Hinterhalt aufzulauern. Angenommen, ein Neurovore entkommt Ihrer Armee. Die Wüste kann nicht uns gehören, solange auch nur eine einzige Kreatur am Leben ist, die zum Töten fähig ist. Und wenn es noch eine zweite Oase gibt? Oder eine dritte?«
    »Ich will ehrlich sein«, erwiderte Burne. »Meine Interessen sind nicht selbstlos. Dr. Lostwax und ich wollen die Darwin zurückhaben. Aber ich hoffe, Sie glauben mir, wenn ich betone, daß mir diese Zivilisation sehr am Herzen liegt und daß mein Wissen um Luta für immer ein Geheimnis bleiben wird, wenn ich in meine Heimat zurückgekehrt bin. Nichts würde mir größeren Kummer bereiten, als ein weiteres Nerdenschiff hier landen zu sehen. Ich schulde Ihnen mein Leben. Sie hätten damals die Brücke nicht herablassen müssen, aber Sie haben es getan. Ich versuchte Ihnen diesen Heroismus zu vergelten, indem ich den Gehirnfresser-Renegaten tötete. Aber lassen Sie mich noch weiter gehen. Lassen Sie mich den ganzen Neurovorenwurm aus dem quetzalianischen Apfel entfernen!«
    »Das war eine sehr hübsche Rede«, meinte Loloc, »aber wenn sie auch nur eine einzige Antwort auf irgendeine meiner Fragen enthalten hat, so habe ich sie nicht gehört.«
    Burne verließ den blauen Ring und ging auf Loloc zu. Seine Ausrufungszeichen schlugen nun noch öfter auf den Boden. »Meinen tausend Soldaten kann man nicht mit einem Hinterhalt beikommen, Dr. Haz, nicht in der offenen Wüste! Ich hoffe sogar, daß man uns in einem Hinterhalt auflauert! Jeder Neurovore, den wir unterwegs treffen, ist einer weniger, um den wir uns später kümmern müssen. Und was die Hauptschlacht betrifft – es stimmt, daß wir vielleicht nicht alle töten werden. Aber wir werden ihnen eine Niederlage beibringen, von der sie sich niemals erholen werden! Wenn wir nur die Hälfte der Frauen eliminieren, muß die ganze Rasse aussterben. Ja, es könnte eine zweite Oase geben, sogar eine dritte, was ich allerdings bezweifle. Aber wenn Quetzalia einmal eine Armee aufstellen kann, wird es das auch ein zweitesmal schaffen. Dr. Lostwax und ich werden Ihnen eine Spritze überlassen.«
    »Ihre Schamlosigkeit ist für uns alle ein negatives Beispiel.« Als sich Loloc setzte, schien er

Weitere Kostenlose Bücher