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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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muss den Gegner im Auge behalten, also stolperten viele Dänen oder rutschten
     auf dem nassen Gras aus, und wenn sie aus dem Gleichgewicht gerieten, schlugen wir zu mit unseren Speeren und Schwertern,
     die wir wie Schlangenzungen vorzucken ließen. Und so sorgten wir dafür, dass noch mehr Leichen auf dem Boden lagen, über die
     unsere Angreifer stolpern konnten.
    Wir von Alfreds Haustruppe kämpften gut. Wir hielten stand, und wir setzten den Dänen zu. Doch hinter uns, im größeren Verband
     von Osric, lag Wessex im Sterben.
    Denn Osrics Schildwall löste sich auf.
     
    Schuld waren Wulfheres Männer. Sie brachen Osrics Schildwall nicht dadurch auf, dass sie angriffen, sondern dadurch, dass
     sie sich ihm anschließen wollten. Nur wenige wollten wirklich für die Dänen kämpfen, und jetzt, in der Schlacht, riefen sie
     ihren Landsleuten zu, dass sie keine Feinde seien und die Seiten wechseln wollten. Und der Schildwall wurde geöffnet, um sie
     aufzunehmen, worauf Sveins Männer wie Wildkatzen in die Breschen sprangen und diese immer weiter aufklaffen ließen. Sie metzelten |473| Wulfheres Männer von hinten nieder, rissen Osrics Reihen auf und verbreiteten den Tod wie eine Plage aus den Schriften. Sveins
     Wikinger waren Krieger unter Bauern, Falken unter Tauben, und der gesamte rechte Flügel unseres Heeres wurde aufgerieben.
     Arnulf rettete die Männer von Suth Seaxa, indem er sie hinter unsere Reihen führte, wo sie in Sicherheit waren, doch Osrics
     Fyrd löste sich auf und zerstreute sich nach Osten und Süden.
    Es regnete zwar nicht mehr, doch der kalte Wind blies umso heftiger. Alfreds Truppen, verstärkt von Arnulfs vierhundert Männern
     und einigen wenigen Flüchtigen aus Osrics Reihen, blieben allein zurück, als sich der Fyrd von Wiltunscir auflöste. Die Männer
     wurden von uns abgedrängt und von Sveins Reitern gejagt. Der Fyrd, vordem ein starkes Heer von achthundert Mann, war in kleine
     Gruppen auseinandergetrieben worden, die sich vergeblich der dänischen Reiter zu erwehren versuchten. Überall lagen Tote.
     Einige Verwundete von Osrics Männern schleppten sich über das Feld nach Süden, auf ein Hügelgrab des alten Volkes zu, wo unsere
     Frauen die Pferde bewachten. Doch die dänischen Reiter setzten ihnen nach und spießten einen nach dem anderen auf. Wir waren
     außerstande, ihnen zu helfen, denn wir kämpften immer noch gegen Guthrums Männer, die von der Festung gekommen waren, und
     konnten, obwohl wir diesen Kampf gewannen, dem Feind nicht einfach den Rücken zudrehen. Wir trieben unsere Gegner so lange
     vor uns her, bis sie erkannten, dass sie einer nach dem anderen starben, und dann riefen sie zum Rückzug in die Festung, und
     wir ließen sie ziehen. Und als sie bemerkten, dass wir sie nicht verfolgten, rannten sie los und suchten hinter den grünen
     Erdwällen der Festung Schutz. Zurück blieb wie Treibgut nach der Flut eine Reihe von Leichen, an die sechzig oder |474| siebzig tote Dänen, während wir nur zwanzig Mann verloren hatten. Von einem Toten erbeutete ich eine Silberkette, von einem
     anderen zwei Armreifen, und einem dritten nahm ich ein hübsches Messer mit beinernem Griff und Bernsteinknauf.
    «Zurück», befahl Alfred.
    Erst jetzt wurde mir das volle Ausmaß der Verheerung auf unserer rechten Seite bewusst. Wir hatten in der Mitte des Heeres
     gestanden, bildeten nun aber den rechten Flügel. Von Osrics Fyrd war nicht viel übriggeblieben. Einige seiner Männer hatten
     sich zu den Frauen und Pferden zurückgezogen und boten diesen nun mit einem Schildwall Schutz. Der Großteil aber war nach
     Osten geflohen und in immer kleinere Gruppen zersplittert worden.
    Svein rief seine Männer, die Jagd auf die Flüchtigen machten, schließlich zurück, doch da gab es unseren rechten Flügel schon
     nicht mehr. Zwar hatten viele überlebt, doch sie waren vom Schlachtfeld abgedrängt worden und würden wohl nicht gern zurückkehren,
     um sich erneut den Schrecken des Kampfes auszusetzen. Auch Osric hatte überlebt und führte die zweihundert Mann, die sich
     zu den Frauen und Pferden zurückgezogen hatten, wieder zu Alfred. Inzwischen stellte Svein seine Kämpfer neu auf, und ich
     sah, dass er gestenreich auf sie einredete. «Sie kommen», sagte ich.
    «Gott wird uns schützen», sagte Pyrlig. Sein Gesicht war blutverschmiert. Ein Schwert oder eine Axt hatte seinen Helm durchschlagen
     und seinen Kopf getroffen, sodass seine linke Wange dick mit Blut verkrustet

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