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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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war.
    «Wo war dein Schild?», herrschte ich Æthelwold an.
    «Ich trage ihn doch bei mir», antwortete er. Er war bleich und verängstigt.
    «Du solltest Pyrlig damit schützen», knurrte ich.
    |475| «Es ist nichts», sagte Pyrlig, um meinen Zorn zu besänftigen.
    Æthelwold schien sich verteidigen zu wollen, beugte sich aber unvermittelt vor und übergab sich. Ich wandte mich von ihm ab.
     Ich war wütend und auch enttäuscht. Die Angst vor der Schlacht, die mir den Magen zugeschnürt hatte, war gewichen, doch es
     schien, als hätten wir halbherzig und unergiebig gekämpft. Es war uns zwar gelungen, den Angriff der Dänen zurückzuschlagen,
     aber wir hatten sie nicht so schwer getroffen, dass sie den Kampf verloren gaben. Ich wollte mich dem Blutrausch ergeben,
     die Lust am Töten wieder empfinden, doch stattdessen schien alles schwerfällig und mühsam zu sein.
    Ich hatte während des Kampfes nach Ragnar Ausschau gehalten und gefürchtet, gegen meinen Freund antreten zu müssen. Als Guthrums
     Männer in die Festung zurückwichen, hatte ich ihn am äußeren Rand unserer Linie kämpfen sehen. Nun entdeckte ich ihn wieder.
     Er stand auf dem Erdwall und starrte auf uns herab. Ich blickte nach rechts, gefasst darauf, dass Svein uns erneut mit seinen
     Männern angriff. Stattdessen sah ich ihn auf die Festung zureiten. Vermutlich wollte er sich von Guthrum Verstärkung holen.
    Die Schlacht war noch keine Stunde alt, aber schon unterbrochen. Einige Frauen brachten uns Wasser und muffiges Brot, während
     die Verwundeten sich helfen ließen, so gut es ging. Mit einem Tuchfetzen verband ich Eadrics linken Arm. Er war von einer
     Axt getroffen worden, die seinen Lederärmel aufgerissen und eine Wunde geschlagen hatte. «Der Hieb hat Euch gegolten, Herr»,
     sagte er und grinste zahnlos.
    Ich verknotete den Verband. «Tut es weh?»
    «Nicht besonders.» Er beugte und streckte den Arm, |476| fand, dass er noch zu gebrauchen war, und griff nach seinem Schild. Ich warf wieder einen Blick auf Sveins Männer, die es
     offenbar nicht eilig hatten, den Kampf wiederaufzunehmen. Ein Mann setzte einen Schlauch mit Wasser oder Bier an den Mund.
     Dann setzte sich vor uns, mitten zwischen den Toten, plötzlich ein Mann auf. Es war ein Däne mit schwarzen Haaren, die geflochten
     und mit Bändern geschmückt waren. Ich hatte ihn für tot gehalten, doch er richtete sich auf, sah uns verächtlich an, und unversehens,
     so schien es, gähnte er. Sein Blick war direkt auf mich gerichtet, sein Mund stand offen, und dann quoll ein Blutstrom über
     seine Unterlippe und rann in seinen dichten Bart. Dann verdrehte er die Augen und kippte auf den Rücken.
    Sveins Truppen hielten sich immer noch zurück. Es waren an die achthundert Mann. Sie bildeten nach wie vor den linken Flügel
     von Guthrums Armee, der aber nun, ohne Wulfheres Männer, um einiges kleiner war. Ich drehte mich um und drängte durch unsere
     Reihen auf Alfred zu. «Herr!», rief ich, um ihn auf mich aufmerksam zu machen. «Greift diese Männer an!» Ich deutete auf Sveins
     Truppen. Sie waren gut zweihundert Schritt von der Festung entfernt und hatten keinen Anführer, denn Svein war noch jenseits
     des Erdwalls bei Guthrum. Alfred blickte von seinem Sattel auf mich herab. Ich drängte ihn, mit allen Männern aus dem mittleren
     Abschnitt unserer Armee anzugreifen. Die Dänen hatten die abschüssige Böschung im Rücken, und ich glaubte, dass wir sie über
     den Rand drängen konnten. Alfred hörte mir aufmerksam zu, musterte Sveins Männer und schüttelte dann den Kopf. Beocca kniete
     mit ausgebreiteten Armen auf dem Boden und betete, das Gesicht vor Inbrunst verkniffen.
    «Wir können sie abdrängen, Herr», beharrte ich.
    |477| «Aber dann kommen sie aus der Festung», entgegnete Alfred und meinte, dass Guthrums Männer Sveins Leuten zu Hilfe kommen würden.
    Ich dagegen war mir sicher, dass, wenn überhaupt, nur ein Teil von ihnen käme. «Aber wir wollen sie doch auch aus der Festung
     locken», erwiderte ich. «Auf freiem Feld haben wir es leichter gegen sie, Herr.»
    Alfred schüttelte wieder den Kopf. Ich glaube, er war zu diesem Zeitpunkt nahezu gelähmt vor Angst, die falsche Entscheidung
     zu treffen. Und so tat er lieber nichts. Er trug einen einfachen Helm, der nur den Schädel und das Nasenbein schützte, nicht
     aber das übrige Gesicht, das kreidebleich war. Er sah den Vorteil nicht, den ich ihm begreiflich zu machen versuchte, und
     daher überließ er es

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