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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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rechts neben mir stand, trug ein Schwert. Es war nicht so lang wie das, mit dem er vor Cippanhamm
     gegen mich gekämpft hatte, aber doch beeindruckend genug. Gleichwohl wirkte es in seiner riesigen Faust geradezu mickrig.
     Pyrlig hatte einen Jagdspieß, kurz, gedrungen und mit breiter Spitze. Immer und immer wieder murmelte er ein und denselben
     Satz.
«Ein tad, yr hwn wyt yn y nefoedd, sancteiddier dy enw.»
Es waren, wie ich später erfuhr, Worte aus einem Gebet, das Jesus seine Jünger gelehrt hatte. Steapa knurrte, die Dänen seien
     Bastarde. «Bastarde, so wahr mir Gott helfe», brummte er unablässig, «Bastarde.» Mein Mund war plötzlich so trocken, dass
     ich nicht mehr sprechen konnte, und ich hatte das Gefühl, als wollte sich mein Magen umdrehen.
    «Vorwärts, vorwärts!», brüllte Osric. Schild an Schild rückten wir weiter und konnten jetzt auch die Gesichter der Feinde
     sehen. Wir sahen zerzauste Bärte, gebleckte gelbe Zähne, pockennarbige Haut und gebrochene Nasen. |468| Die Gesichtsplatte meines Helmes ließ nur den Blick nach vorn zu und schirmte die Seiten ab. Manchmal ist es besser, ohne
     Gesichtsplatte zu kämpfen, um Angriffe von der Seite kommen zu sehen, doch im Schildwall hat sich dieser Schutz bewährt. Mein
     Helm war mit Leder gefüttert. Ich schwitzte darunter. Erste Pfeile zischten durch die Luft. Die Dänen hatten nur wenige Bogenschützen,
     und die Pfeile flogen nicht sehr dicht. Dennoch hoben wir die Schilde, um uns zu schützen. Mir kam keiner nahe. Aber ich hatte
     mich trotzdem weit genug zurückgelehnt, um die grünen Erdwälle der Festung zu sehen, auf denen sich die Schwertdänen drängten.
     Und ich sah dort Ragnars Banner mit der Adlerschwinge und fragte mich, was wohl wäre, wenn wir uns plötzlich von Mann zu Mann
     gegenüberstünden.
    Der Regen trommelte auf Helme und Schilde. Wieder gerieten unsere Reihen ins Stocken. Osrics Schildwall hatte sich Sveins
Skjaldborg
bis auf zwanzig Schritt genähert. Die Männer blickten dem Feind in die Augen und sahen in die Gesichter derer, die sie töten
     mussten, wenn sie nicht selbst getötet werden wollten. Beide Seiten schrien und brüllten Schmähungen. Die Speerwerfer hatten
     ihre Waffen erhoben.
    «Dicht zusammenbleiben!», rief jemand.
    «Schild an Schild!»
    «Gott ist mit uns!», rief Beocca.
    «Vorwärts!» Noch zwei Schritte, aber wir schleppten uns eher weiter, als dass wir entschlossen vorrückten.
    «Bastarde», knurrte Steapa. «So wahr mir Gott helfe.»
    «Jetzt!», schrie Osric. «Jetzt! Vorwärts! Tötet sie! Los, los jetzt!» Und die Männer von Wiltunscir gehorchten. Um sich selbst
     Mut zu machen und den Feind zu schrecken, brüllten alle wie aus einer Kehle. Schnell rückte der |469| Schildwall vor. Männer schrien. Speere, von beiden Seiten geworfen, flogen über uns hinweg. Und dann kam der Zusammenstoß
     und der wahre Schlachtendonner grollte, als unser Schildwall auf die
Skjaldborg
traf. Der Aufprall lief als Welle der Erschütterung durch die ganze Linie, sodass sogar meine Leute schwankten, die noch gar
     nicht mit dem Feind in Berührung gekommen waren. Ich hörte die ersten Schreie, Waffengeklirr und das dumpfe Schlagen von Metall
     auf Holz, das Ächzen von Männern. Und dann sah ich die Dänen über die grüne Schanze kommen, eine Flut von angreifenden Kämpfern,
     die uns in die Flanke fallen wollten, und genau deshalb hatte uns Alfred links von Osrics Truppen Aufstellung nehmen lassen.
    «Schilde!», brüllte Leofric.
    Ich riss meinen Schild in die Höhe, richtete ihn an den Schilden von Steapa und Pyrlig aus und wappnete mich, um dem Angriff
     zu trotzen, den Kopf geduckt, die Beine gespreizt und das Kurzschwert gepackt. Hinter uns und zu unserer Rechten kämpften
     Osrics Männer. Ich konnte Blut riechen und Kot, den Gestank der Schlacht. Dann vergaß ich Osrics Seite, denn der Regen schlug
     mir ins Gesicht, und die Dänen rannten vom Festungshügel auf uns zu. Wild entschlossen, uns einfach mit der Wucht ihres Angriffs
     zu überrennen, hatten sie darauf verzichtet, einen Schildwall zu bilden. Es waren Hunderte, denen nun unsere Leute ihre Speere
     entgegenschleuderten.
    «Jetzt!», rief ich, und wir rückten einen Schritt nach vorn, um dem Angriff zu begegnen, und mein linker Arm schlug mir vor
     die Brust, als ein Däne mit seinem Schild auf meinen prallte. Er holte mit einer Axt aus, und ich stieß mit dem Wespenstachel
     zu, an seinem Schild vorbei und ihm in die Seite, und seine

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