Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
Axt grub sich in Eadrics Schild, der meinen Kopf beschützte. Ich
     zog die Klinge frei und |470| stach ein weiteres Mal zu. Säuerlicher Bieratem schlug mir entgegen. Das Gesicht des Dänen war zu einer Fratze verzerrt. Er
     riss seine Axt los, und ich stach abermals zu und fuhr mit der Klingenspitze über Kettenglieder oder Knochen, ich wusste nicht,
     was es war. «Deine Mutter war ein Haufen Schweineschiss», zischte ich ihm zu, worauf er wutschnaubend mit seiner Axt in meinen
     Helm hacken wollte, aber ich duckte mich und stieß wieder zu, und Eadrics Schild schützte mich, und von der Klinge des Wespenstachels
     troff Blut, und dann riss ich sie nach oben.
    Steapa brüllte wie von Sinnen und schwang sein Schwert so wuchtig hin und her, dass sich kein Feind in seine Nähe wagte. Mein
     Gegner strauchelte und stürzte auf die Knie. Ich zerschmetterte ihm mit dem Buckel meines Schildes Nase und Zähne und stieß
     ihm schließlich die Klinge in den blutenden Mund. Sofort nahm ein anderer Mann seinen Platz ein, doch im gleichen Moment versenkte
     Pyrlig schon seinen Spieß im Bauch des Dänen.
    «Schilde!», brüllte ich, und Steapas und Pyrligs legten sich wieder an meines. Ich hatte keine Ahnung, was auf der Hügelkuppe
     sonst noch vor sich ging. Ich sah nur so weit, wie Wespenstachels Klinge reichte.
    «Einen zurück! Einen zurück!», rief Pyrlig, und wir gingen einen Schritt zurück, sodass die nächsten Dänen, die die Plätze
     derjenigen einnehmen würden, die wir verwundet oder getötet hatten, über die Körper ihrer Kampfgefährten stolpern würden,
     und dann würden wir genau in dem Moment wieder gegen sie vorrücken, in dem sie das Gleichgewicht verloren hatten. So musste
     man es machen, das war die Kunst der Krieger, und wir, in der vordersten Reihe, waren Alfreds beste Kämpfer. In dem Glauben,
     dass sie uns allein mit der Wucht ihres Angriffs würden überwältigen können, hatten sich uns die Dänen |471| ohne den Schutz eines Schildwalls entgegengeworfen, angelockt von Alfreds Bannern und der Aussicht darauf, die Schlacht schon
     früh entscheiden zu können, wenn sie nur diese beiden Banner erbeuteten. Doch ihr Angriff traf auf unseren Schildwall wie
     eine Meereswelle auf einen Fels, und scheiterte. Erst jetzt besannen sie sich, bildeten einen Schildwall und rückten mit größerer
     Vorsicht näher.
    Ich hörte ihre Schilde aufeinanderkrachen und sah ihre zornigen Augen über dem abgerundeten Rand ihrer Schilde. Sie sammelten
     Kraft, stießen dann ein lautes Gebrüll aus und kamen, um uns zu töten.
    «Jetzt!», rief ich. Wir rückten vor.
    Die Schildwälle prallten aufeinander. Eadric drängte mich nach vorn. Es kam jetzt darauf an, mit dem linken Arm genügend Abstand
     zwischen Körper und Schild zu halten und dann unter dem Schild mit dem Wespenstachel auf den Gegner einzustechen. Eadric konnte
     mit seinem Schwert über meinen Kopf hinwegkämpfen. Auf meiner rechten Seite hatte ich Platz, denn Steapa hielt als Linkshänder
     seinen Schild mit dem rechten Arm und rückte von mir ab, um mit dem langen Schwert auszuholen. Die Lücke, kaum länger als
     ein Männerfuß, die sich somit auftat, kam einer Einladung an die Dänen gleich, doch sie hatten Angst vor Steapa und hielten
     sich zurück. Allein seine Größe machte ihn unübersehbar, und das von ledriger Haut straff umspannte Gesicht löste Angst und
     Schrecken aus. Er brüllte wie ein Kalb, das kastriert wird, es klang gequält und kämpferisch zugleich, und er forderte die
     Dänen damit auf, zu kommen und sich von ihm töten zu lassen. Aber keiner kam. Sie hatten erkannt, wie gefährlich Pyrlig, Steapa
     und ich waren und verhielten sich vorsichtig. An anderen Stellen in unserem Schildwall wurde geschrien und gestorben. Schwerter
     und Äxte klangen |472| aufeinander wie Glockengeläut. Doch vor uns hielten sich die Dänen zurück und taten kaum mehr als ein paar Lanzen auf uns
     zu richten, um uns auf Abstand zu halten. Ich beschimpfte sie als Feiglinge, doch sie ließen sich nicht in die Reichweite
     meines Wespenstachels locken. Ich schaute nach rechts und nach links und sah, dass Alfreds Reihen überall geschlossen waren.
     Unser Schildwall hielt stand. All die Übung auf Æthelingæg zahlte sich aus. Für die Dänen war der Kampf sogar schwieriger,
     denn sie griffen an, und um uns zu erreichen, mussten sie über ihre Toten und Verwundeten hinwegsteigen. In einer Schlacht
     achtet man nicht darauf, wohin man tritt, denn man

Weitere Kostenlose Bücher