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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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bezahlt werden musste. Es war der Preis von Wessex.
    Ohne ein weiteres Wort zu sagen, drehte sich Hrothgar um und ging. «Richtet dem Grafen Ragnar aus, dass ich immer noch sein
     Bruder bin», rief ich ihm nach.
    «Ihr werdet euch eines Tages bestimmt in Walhalla wiedersehen», rief Hrothgar zurück und winkte mir nachlässig zu. Mir schien,
     als hätten die Dänen nie ernsthaft an eine Waffenruhe gedacht, geschweige denn daran, sich zu ergeben. Sie waren wohl nur
     deshalb auf Alfreds Gesprächsangebot |493| eingegangen, um Zeit zu gewinnen, in der sie ihre Männer neu aufstellen konnten.
    Alfred musterte mich mit verbissener Miene. Er war über meine Einmischung sichtlich verärgert, doch bevor er etwas sagen konnte,
     sprach Beocca. «Was ist mit den Frauen?»
    «Sie haben die Bastarde abgewehrt», antwortete ich. «Aber Iseult ist tot.»
    «Iseult», sagte Alfred, und dann sah er die Tränen in meinen Augen und wusste nicht weiter. Er verzog das Gesicht und stotterte
     ein paar unzusammenhängende Worte. Schließlich schloss er die Augen wie zum Gebet. «Ich bin froh», sagte er, «dass sie als
     Christin starb.»
    «Amen», sagte Beocca.
    «Mir wär es lieber gewesen, sie hätte als Heidin weitergelebt», knurrte ich.
    Wir gingen zu unseren Truppen zurück, und Alfred rief seine Kriegsherren zusammen. Wir hatten keine Wahl. Wir mussten die
     Festung angreifen. Eine Belagerung, wie Alfred sie in Erwägung gezogen hatte, war nicht durchzuhalten. Wir müssten unser Heer
     auf dem Gipfel des Hügels ernähren, und obwohl Osric betonte, dass der Feind innerhalb der Festung kein Wasser hatte, so hatten
     auch wir keine Quelle in der Nähe. Beide Seiten würden Durst leiden, und wir hatten nicht genügend Männer, um die Dänen davon
     abzuhalten, über die steile Böschung abzusteigen und Wasser herbeizuschaffen. Und wenn die Belagerung länger als eine Woche
     andauern sollte, würden sich viele Männer aus dem Fyrd davonmachen, um nach ihren Feldern zu sehen, und Alfred wäre versucht,
     Milde walten zu lassen, besonders wenn Guthrum versprach, zum Christentum überzutreten.
    Also drängten wir Alfred zum Angriff. Mit List und |494| Klugheit war nicht viel zu erreichen. Es mussten Schildwälle gebildet und Männer gegen die Festung geschickt werden, und Alfred
     wusste, dass dieses Mal alle unsere Kämpfer eingesetzt werden mussten. Wiglaf und die Männer aus Sumorsæte würden von links
     angreifen und Alfreds Männer in der Mitte, während Osric, dessen Fyrd um etliche Überläufer aus Guthrums Armee verstärkt war,
     die rechte Flanke stellen sollte. «Ihr wisst, was zu tun ist», sagte Alfred ohne jede Begeisterung, denn er wusste, dass er
     uns zu einem Gastmahl des Todes schickte. «Stellt Eure besten Männer in die Mitte der ersten Reihe und lasst die anderen von
     hinten und auf beiden Seiten nachsetzen.»
    Niemand sagte etwas darauf. Alfred lächelte bitter. «Gott war uns bis jetzt wohlgesinnt», sagte er, «und er wird uns auch
     künftig nicht im Stich lassen.»
    Iseult aber hatte er im Stich gelassen. Die arme, zarte Iseult, die Schattenkönigin mit der verlorenen Seele. Ich drängte
     mich nach vorn in die erste Reihe, weil das Einzige, was ich für sie noch tun konnte, war, Rache zu nehmen. Steapa, ebenso
     mit Blut verschmiert wie ich, nahm neben mir Aufstellung. Leofric trat an meine linke Seite, und Pyrlig stand hinter mir.
     «Speere und Langschwerter», riet er. «Nicht diese kurzen Dinger.»
    «Warum nicht?», fragte Leofric.
    «Wenn man so einen steilen Wall hochmuss», sagte er, «bleibt einem nichts anderes übrig, als auf ihre Knöchel zu zielen. Sie
     von den Beinen holen. Ich habe schon so gekämpft. Dafür braucht man große Reichweite und einen guten Schild.»
    «Gott helfe uns!», stöhnte Leofric. Wir alle hatten Angst, denn es gibt im Krieg kaum etwas Abschreckenderes, als eine Festung
     zu stürmen. Wäre ich bei Sinnen gewesen, hätte ich mich vor diesem Angriff gesträubt, aber |495| der Verlust Iseults schmerzte mich so sehr, dass ich nur noch an Rache denken konnte. «Lasst uns los», sagte ich, «lasst uns
     los!»
    Aber noch konnten wir nicht los. Viele Männer sammelten noch Speere ein, die im vorausgegangenen Kampf eingesetzt worden waren,
     und die Bogenschützen mussten noch Aufstellung nehmen. Unseren Angriff sollte ein Schauer von Speeren und ein Hagel von Pfeilen
     einleiten, um den Feind zu beschäftigen. Doch es dauerte, bis alle Speerwerfer und Bogenschützen in

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