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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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fragte er mich.
     «Wir sagen, dass ein gutes Pferd so viel wert ist wie zwei gute Frauen und dass eine gute Frau so viel wert ist wie zwei gute
     Hunde, und dass ein guter Hund so viel wert ist wie zwei gute Pferde.»
    «Was sagt ihr?»
    «Ach, macht Euch nichts draus.» Er klopfte mir auf die Schulter. «Für einen Sachsen kämpft Ihr recht gut, fast wie ein Britone.»
    Ich verwarf meine Überlegungen zu dem Angriffsweg auf die Festung, drehte mich um und sah, dass Ragnar und sein Schildwall
     immer weiter zurückwichen. Ich wusste, dass das der richtige Moment war, um ihn anzugreifen und den Kampfeseifer neu zu schüren,
     doch unsere Männer plünderten die Toten und Sterbenden, und keiner hatte die Kraft zu einem neuen Angriff, und das bedeutete,
     dass wir uns später der härteren Herausforderung stellen mussten, die Dänen innerhalb der Festung zu besiegen. Ich dachte
     an meinen Vater, der bei einem Angriff auf eine Festung ums Leben gekommen war. Er hatte mir gegenüber, |488| der ich noch ein kleines Kind war, als er starb, wenig Zuneigung gezeigt. Und nun würde ich ihm in die Todesfalle eines gutgeschützten
     Walls folgen. Das Schicksal ist unausweichlich.
    Sveins Banner mit dem weißen Pferd war von einem unserer Männer erbeutet worden, und er schwenkte es in Richtung der Dänen.
     Ein anderer hatte Sveins Helm auf einen Speer gesteckt, und zuerst dachte ich, es wäre Sveins Kopf, doch dann sah ich, dass
     es nur der Helm war. Der weiße Pferdeschweif war jetzt rosarot. Pater Willibald reckte seine Hände gen Himmel und sprach ein
     Dankgebet, was mir voreilig erschien, denn bislang hatten wir nur Sveins Männer geschlagen, und noch standen Guthrums Kämpfer
     hinter den Erdwällen der Festung, und da war auch Ragnar. Die Wälle reichten in einem Halbkreis bis auf die Ebene hinaus und
     bildeten auf der anderen Seite den Rand des Steilhangs. Sie waren sehr hoch und zusätzlich gesichert durch einen Graben. «Die
     zu überwinden wird verflucht schwer sein», sagte ich.
    «Vielleicht müssen wir das gar nicht», entgegnete Pyrlig.
    «Natürlich müssen wir.»
    «Nicht, wenn es Alfred gelingt, sie herauszulocken», sagte Pyrlig und machte mich auf den König aufmerksam, der sich, von
     zwei Priestern sowie Osric und Harald begleitet, der Festung näherte. «Er wird sie zum Aufgeben überreden.»
    Ich konnte nicht glauben, dass das die richtige Zeit zum Verhandeln war. Jetzt war die Zeit zum Töten. «Sie werden nicht aufgeben»,
     sagte ich. «Bestimmt nicht. Sie glauben immer noch, uns besiegen zu können.»
    «Alfred wird sie eines Besseren belehren», erwiderte Pyrlig.
    |489| «Nein.» Ich schüttelte den Kopf. «Er wird ihnen eine Waffenruhe anbieten», sagte ich wütend. «Und dann wird er ihnen anbieten,
     Geiseln zu stellen. Und dann wird er eine Predigt halten. Das tut er doch immer.» Ich wollte ihm fast folgen, und sei es nur,
     um ihm seine ach so vernünftigen Vorschläge ein bisschen zu vergällen, doch dann war mir die Anstrengung zu groß. Drei Dänen
     sprachen inzwischen mit dem König, doch ich wusste, dass sie sein Angebot ablehnen würden. Geschlagen gaben sie sich noch
     lange nicht. Sie hatten weiterhin viel mehr Männer als wir, und sie hatten die Wälle der Festung. Sie konnten immer noch gewinnen.
    Dann hörte ich Schreie. Schreie der Wut und des Schmerzes. Als ich mich umdrehte, sah ich, dass die dänischen Reiter über
     unsere Frauen herfielen. Die Frauen schrien, und wir konnten nichts tun.
     
    Die dänischen Reiter hatten erwartet, dass unser Schildwall zerstört würde und sie den Flüchtenden nachsetzen könnten. Nun
     aber waren stattdessen Sveins Truppen aufgerieben worden, weshalb sich die Reiter auf die Ebene zurückgezogen hatten. Sie
     hatten wohl vorgehabt, einen Bogen um unsere Armee zu schlagen, um sich, von Westen kommend, wieder mit Guthrum zusammenzuschließen.
     Auf diesem Weg hatten sie unsere Frauen und die Pferde entdeckt und leichte Beute gewittert.
    Unsere Frauen aber hatten Waffen und die Unterstützung einiger weniger verwundeter Männer, und zusammen waren sie den Reitern
     entgegengetreten. Es hatte ein kurzes Gemetzel gegeben, und weil es für sie nichts zu holen gab, waren die Dänen weiter westwärts
     geritten. Es war alles ganz schnell gegangen. Hild hatte einen Speer ergriffen und war auf einen Dänen zugelaufen. |490| Hasserfüllt schrie sie ihre Rache für die Schande heraus, die ihr die Dänen in Cippanhamm angetan hatten. Eanflæd, die

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