Der weiße Reiter
wurden. Alfred,
wieder zu Pferd, hatte einen Bronzereif über den Helm gestreift und begleitete den Zug. Während Beocca auf den Knien lag und
Gott dankte, lächelte Alfred, und auf seinem Gesicht lag ein Ausdruck erstaunter Verwunderung, und ich schwöre, dass er weinte,
als seine Banner am Rand der Welt in den Boden gerammt wurden. Der Drache und das Kreuz flogen über seinem Königreich, das
fast verloren war und dennoch gerettet wurde, sodass es auch weiterhin einen sächsischen König in England gab.
Leofric und Iseult aber waren tot, und ein schwerer Regen ging auf das Land nieder, das wir gerettet hatten.
Wessex.
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|507| NACHWORT DES AUTORS
Am Rande der Wiltshire Downs ist unterhalb von Bratton Camp ein großes weißes Pferd in den Kreidehang eines Hügels eingeschliffen.
Es ist das weiße Pferd von Westbury. Dreißig Meter lang und über sechzig Meter hoch ist es nach Norden hin meilenweit zu sehen.
Es wurde in den siebziger Jahren des 18. Jahrhunderts geschaffen und ist damit das älteste der zehn weißen Pferde in Wiltshire. Der Legende nach wurde es an die Stelle
eines sehr viel älteren Pferdes gesetzt, das nach der Schlacht von Ethandun im Jahre 878 diesen Kalksteinhügel schmückte.
Ich würde dieser Legende gern Glauben schenken, doch lässt sich nicht mit Sicherheit sagen, wo genau die Schlacht von Ethandun
stattgefunden hat, in der Alfred auf Guthrums Dänen traf. Bratton Camp bei dem Dorf Edington kommt als möglicher Schauplatz
am ehesten in Frage. Bratton Camp ist eine Festungsanlage aus der Eisenzeit und direkt oberhalb des weißen Pferdes von Westbury
gelegen. In seinem lehrreichen Buch
Alfred, Warrior King
lokalisiert John Peddie Ethandun bei Bratton Camp und Edgars Stein bei Kingston Deverill im Wylye-Tal. Seine Ausführungen
überzeugen mich.
Über die Lage von Æthelingæg besteht kein Zweifel. Es ist das heutige Athelney in den Somerset Levels nahe Taunton. Während
Bratton Camp seit 878 im Großen und Ganzen unverändert geblieben ist, haben sich die Levels völlig verändert. Dank der Mönche
des Mittelalters, die Deiche angelegt und das Land trocken gelegt haben, sind sie nun eine fruchtbare Tiefebene. Im neunten
Jahrhundert |508| jedoch befand sich hier noch ein weites Sumpfgebiet aus kaum zugänglichen Marschen, die bei Flut überschwemmt wurden. Hier
hatte Alfred nach dem Desaster von Chippenham Zuflucht gesucht.
Dieses Desaster war das Ergebnis seiner Großzügigkeit in den Bedingungen der Waffenruhe, die es Guthrum erlaubten, Exeter
zu verlassen und sich nach Gloucester in das von Dänen beherrschte Mercien zurückzuziehen. Die Waffenruhe sollte durch dänische
Geiseln garantiert werden, doch Guthrum, der auch schon den 876 bei Wareham geschlossenen Frieden gebrochen hatte, erwies
sich erneut nicht als vertrauenswürdig, besetzte unmittelbar nach dem Dreikönigsfest Chippenham und stürzte Alfred damit in
die schwerste Krise seiner langen Regierungszeit. Der König war geschlagen, und ein Großteil seines Landes wurde von den Dänen
eingenommen. Manche Vertreter des hohen Adels, so etwa Wulfhere, der Aldermann von Wiltshire, liefen zum Feind über, sodass
Alfreds Königreich auf die feuchte Einöde der Somerset Levels reduziert war. Doch schon vier Monate nach der Niederlage bei
Chippenham hatte Alfred wieder ein Heer um sich geschart, mit dem er nach Ethandun zog und Guthrum besiegte. All dies ist
tatsächlich geschehen. Was sich leider höchst wahrscheinlich nicht zugetragen hat, ist die Sache mit den angebrannten Fladenbroten.
Diese Geschichte, derzufolge Alfred aus Unachtsamkeit Fladenbrote anbrennen ließ und dafür von einer Bauersfrau geschlagen
wurde, ist die bekannteste Volkssage um Alfred, doch sie entstammt einer sehr jungen Quelle und muss deshalb stark angezweifelt
werden.
Alfred, Ælswith, Wulfhere, Æthelwold und Bruder (später Bischof) Asser haben wirklich gelebt, genau wie Guthrum. Svein dagegen
ist ein fiktiver Charakter. Die |509| großen dänischen Gegner vor Guthrum waren die drei Lothbrok-Brüder. Der letzte von ihnen fiel in der Schlacht bei Cynuit,
als sich Alfred auf Athelney aufhielt. Aus erzählerischen Gründen habe ich diesen sächsischen Sieg um ein Jahr vorverlegt.
Er bildet den Abschluss des ersten Romans der Uhtred-Trilogie,
Das letzte Königreich
, der dem Roman
Der weiße Reiter
vorausgeht. Um Ersatz für die Schlacht bei Cynuit zu schaffen, musste ich einen
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