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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Kriegsherr die Sæfern-See erreicht hat», sagte ich. «Ein Mann namens Svein. Außerdem
     soll er von weiteren Schiffen aus Irland verstärkt werden. Ich würde gerne herausfinden, ob das wahr ist.»
    «Hält er sich in Wales auf, dieser Svein?»
    «So heißt es.»
    «Dann wird er wohl nach Wessex weiterziehen», mutmaßte Leofric.
    «Wenn er tatsächlich in Wales ist.»
    «Du meinst also   …» Er unterbrach sich, als er meine Gedanken erriet.
    «Ich meine, dass es einem Schiff und seiner Mannschaft nicht guttut, wenn sie einen Monat lang nicht auf dem Wasser sind»,
     sagte ich. «Außerdem könnte ich mir vorstellen, |67| dass sich auf der Sæfern-See eine hübsche Gelegenheit zum Plündern ergeben könnte.»
    «Und wenn Alfred erfährt, dass wir da oben einen Kampf angefangen haben, lässt er uns in Stücke reißen», gab Leofric zu bedenken.
    Ich nickte flussaufwärts in Richtung Exanceaster. «Da oben sind hundert dänische Schiffe niedergebrannt worden», sagte ich.
     «Die Wracks liegen immer noch am Ufer. Es dürfte nicht schwer sein, wenigstens einen Drachenkopf zu finden, mit dem wir ihren
     Steven schmücken könnten.»
    Leofric starrte auf die
Eftwyrd
. «Du willst sie tarnen?»
    «Ja», antwortete ich. Mit einem Drachenkopf über dem Bug würde sie keiner als westsächsisches Schiff erkennen. Man würde glauben,
     es wären Dänen an Bord und fürchten, dass sie wieder mit ihren albtraumhaften Raubzügen anfangen könnten.»
    Leofric lächelte. «Um auf Erkundungsfahrt zu gehen, brauche ich keinen Befehl, oder?»
    «Natürlich nicht.»
    «Seit Cynuit haben wir nicht mehr gekämpft», bemerkte er fast wehmütig. «Kein Kampf, keine Beute.»
    «Wie steht’s mit der Mannschaft?», fragte ich.
    Er drehte sich um und musterte seine Mitstreiter. «Die meisten von ihnen sind gemeine Hunde», antwortete er. «Sie hätten nichts
     dagegen, schon gar nicht, wenn Beute winkt.»
    «Um zur Sæfern-See zu kommen, müssten wir am Land der Britonen vorbeisegeln.»
    «Und das sind ausnahmslos diebische Halunken.» Leofric sah mich an und grinste. «Führt auch Alfred keinen Krieg, so werden
     wir ihn führen. Richtig?»
    «Hast du einen besseren Vorschlag?», fragte ich.
    |68| Leofric ließ sich mit der Antwort Zeit. Stattdessen warf er nachdenklich ein paar Kieselsteine in eine Pfütze. Ich schwieg,
     sah die Steinchen im Wasser auftreffen, kleine Wellenmuster bilden und wusste, dass er auf ein Zeichen des Schicksals hoffte.
     Die Dänen warfen Runenstäbe, andere beobachteten den Flug der Vögel; wir alle versuchten, das Wispern der Götter zu vernehmen,
     und Leofric warf eben Steinchen, um sein Schicksal zu erkennen. Der letzte Stein traf auf einen anderen, prallte ab und rollte
     durch den Schlamm, wo er eine Spur hinterließ, die nach Süden wies, in Richtung Meer. «Nein», antwortete er schließlich. «Ich
     habe keinen besseren Vorschlag.»
    Meine Langeweile war verflogen, denn bald wären wir Wikinger.
     
    Vor den Stadtmauern von Exanceaster fanden wir am Flussufer in dem Wust der Überreste von Guthrums Flotte, die hier verbrannt
     worden war, eine Reihe geschnitzter Tierköpfe. Wir wählten die zwei am wenigsten verkohlten Figuren aus und schafften sie
     an Bord der
Eftwyrd
. Ihre Steven gipfelten in einfachen Kanthölzern, die wir absägen mussten, um die beiden Tierköpfe aufsetzen zu können. Der
     kleinere kam nach hinten und stellte einen Schlangenkopf mit aufgerissenem Maul dar, vermutlich die Midgardschlange, die in
     der dänischen Unterwelt an den Leichen nagt. Auf den Vordersteven setzten wir den Kopf eines Drachen, dem aber das Feuer so
     sehr zugesetzt hatte, dass er nun eher einem entstellten Pferdekopf ähnelte. Wir kratzten die verkohlten Augen aus, bis unverbranntes
     Holz darunter zum Vorschein kam, machten das Gleiche mit dem offenen Maul, und als wir damit fertig waren, sah das Ding wirklich
     schrecklich und wild aus. «Wie ein Fyrdraca», meinte Leofric zufrieden. Ein Feuerdrache.
    |69| Die Dänen konnten die Tierköpfe an ihren Schiffen nach Belieben auf- und absetzen. Um die Geister befreundeter Länder nicht
     zu verschrecken, entfernten sie die furchterregenden Kreaturen. Sie zeigten die geschnitzten Monster nur in feindlichen Gewässern.
     Wir folgten diesem Beispiel und versteckten unseren Fyrdraca und den Schlangenkopf in Kielraum der
Eftwyrd
, um bei den Schiffsbauern, die an der
Heahengel
arbeiteten, keinen Verdacht zu erregen. «Der da», sagte Leofric und deutete auf

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