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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Flucht geschlagen und im Schildwall bei Cynuit gekämpft. Ich war mir sicher, dass sie Callyns
     Männern überlegen sein würden.
    Es war schon Nachmittag, als wir den Hügel hinaufzogen. Wir hätten schon am Morgen aufbrechen sollen, doch nach dem Trinkgelage
     der vergangenen Nacht mussten sich etliche von Peredurs Männern von ihrem Rausch erholen, und andere wurden von ihren Frauen
     aus der Siedlung aufgehalten, die sie aus Angst, dass ihnen etwas zustoßen könnte, nicht gehen lassen wollten. Und zu allem
     Überfluss beriet sich Peredur auch noch mit seinen Gefolgsleuten darüber, wie die Schlacht geführt werden sollte. Mir war
     schleierhaft, was es da zu beraten gab. Callyns Männer waren in der Festung, und wir waren draußen, also blieb uns nichts
     anderes übrig, als die Bastarde anzugreifen. Keine Listen, einfach bloß ein Angriff. Trotzdem berieten sie sich und fanden
     kein Ende. Pater Mardoc sprach oder, genauer gesagt, brüllte ein Gebet, und schließlich war ich es, der den Aufbruch verzögerte,
     weil das restliche Silber noch nicht beigebracht worden war.
    Doch dann kam es, in einer Truhe, die von zwei Männern getragen wurde. Und so machten wir uns endlich, als die Sonne schon
     am Nachmittagshimmel stand, auf den |97| Weg die östliche Hügelflanke hinauf, gefolgt von einigen Frauen, die ein schrilles Kriegsgeheul anstimmten, das sie sich allerdings
     hätten sparen können, weil der Feind noch viel zu weit entfernt war, um es hören zu können.
    «Also, wie gehen wir vor?», fragte mich Leofric.
    «Wir bilden einen Keil», schlug ich vor. «Wir zwei und unsere besten Männer vorneweg. Und dann erledigen wir die Bande einfach.»
    Er runzelte die Stirn. «Hast du jemals eine dieser Festungen zu stürmen versucht?»
    «Nein.»
    «Es könnte schwierig werden», warnte er mich.
    «Falls es zu schwierig wird», sagte ich, «bringen wir einfach Peredur und seine Männer um und nehmen das Silber trotzdem mit.»
    Bruder Asser, den Saum seines sauberen schwarzen Habits mit Dreck besudelt, kam auf mich zugeeilt. «Eure Männer sind ja Angelsachsen!»,
     empörte er sich.
    «Ich hasse Mönche», knurrte ich. «Ich hasse sie noch mehr, als ich Priester hasse. Es gefällt mir, ihnen den Hals umzudrehen
     oder ihnen die Bäuche aufzuschlitzen. Es gefällt mir, sie sterben zu sehen. Und jetzt verzieht Euch lieber und sterbt am besten,
     bevor ich Euch selbst die Gurgel durchschneide.»
    Er lief los, um Peredur darüber aufzuklären, dass wir Angelsachsen waren. Der König starrte uns mürrisch an. Er hatte geglaubt,
     eine Schiffsmannschaft dänischer Wikinger angeheuert zu haben, und war nicht sehr glücklich darüber, getäuscht worden zu sein.
     Ich zog mein Schwert und schlug mit der Klinge auf meinen Lindenholzschild. «Wollt Ihr nun kämpfen oder nicht?», ließ ich
     ihn durch Asser fragen.
    Peredur entschied sich für den Kampf, das heißt, er |98| wollte, dass wir den Kampf für ihn führten. Und so setzten wir unseren Marsch fort, der sich so sehr in die Länge zog, dass
     wir erst am späten Nachmittag die Hügelkuppe erreichten und die mit Gras bewachsenen Erdwälle der Festung Dreyndynas zu Gesicht
     bekamen. Von einem hohen Pfahl mit Querstange wehte ein dreieckiges Banner, auf dem ein weißes Pferd zu sehen war, das über
     ein grünes Feld sprengt.
    Ich blieb stehen. Peredur führte als Feldzeichen eine Wolfsrute. Wenn ich ein Banner getragen hätte, wäre es wie alle angelsächsischen
     Banner viereckig gewesen. Ich kannte nur ein Volk, dessen Banner dreieckig waren, und ich wandte mich an Bruder Asser, der
     schwitzend den Hügel heraufkeuchte. «Das sind Dänen», rief ich anklagend.
    «Na und?», erwiderte er. «Ich hielt Euch auch für einen Dänen, und alle Welt weiß, dass Dänen für Silber jeden Kampf aufnehmen,
     und sei es gegen die eigenen Landsleute. Habt Ihr Angst vor ihnen, Angelsachse?»
    «Eure Mutter hat Euch nicht geboren, sondern ausgefurzt», blaffte ich ihn an.
    «Angst oder nicht», sagte Asser. «Ihr habt Peredurs Silber genommen, also müsst Ihr jetzt kämpfen.»
    «Noch ein Wort, Mönch, und ich schneide Euch den schlaffen Sack ab.» Ich betrachtete die Festung und schätzte die Lage neu
     ein. Alles hatte sich geändert, seit ich das Banner mit dem weißen Pferd gesehen hatte. Statt einer Horde schlecht bewaffneter
     britischer Wilder stand uns eine Mannschaft im tödlichen Kampf erprobter Dänen gegenüber. Doch ebenso wie ich fühlte sich
     wohl auch die

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