Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
Vom Netzwerk:
würde?»
    «Ihr würdet sie einnehmen», antwortete ich, «aber auch selbst Männer verlieren. Ein Dutzend vielleicht?»
    «Und das bedeutet ein Dutzend weniger Ruderer», sagte er nachdenklich und richtete seinen Blick hinter Peredur auf die beiden
     Männer mit der Truhe. «Ist das Euer Kampfpreis?»
    «Ja.»
    «Teilen wir?», schlug er vor.
    Ich zögerte kurz. «Wenn wir auch teilen, was in der Stadt zu holen ist», sagte ich.
    «Abgemacht.» Und mit einem Blick auf Asser, der hektisch auf Peredur einredete, sagte er grimmig: «Er ahnt, was wir vorhaben.
     Also müssen wir sie täuschen.» Noch ehe mir klar war, wie er das meinte, versetzte er mir einen |102| wuchtigen Schlag ins Gesicht, und als ich instinktiv nach meiner Waffe griff, kamen zwei seiner Männer mit gezückten Schwertern
     auf uns zugelaufen.
    «Wir verlassen die Festung und stoßen zu Euch», flüsterte er mir zu. Dann, lauter: «Du verdammtes Stück erbärmlicher Ziegenschiss!»
    Ich spuckte ihn an, während die beiden Männer so taten, als zerrten sie ihn in Sicherheit; dann kehrte ich wutschnaubend zu
     Asser zurück und schrie: «Wir machen sie nieder, allesamt!»
    «Was hat er Euch gesagt?», wollte der Mönch wissen. Er hatte Verdacht geschöpft und zu Recht geargwöhnt, dass Svein und ich
     gemeinsame Sache machen könnten, aber Sveins Scheinangriff auf mich ließ ihn wieder zweifeln. Um seine Zweifel zu nähren,
     wütete ich wie ein Verrückter, brüllte dem Dänen unflätige Worte hinterher und versprach ihm, seine erbärmliche Seele zur
     Totengöttin Hel hinabfahren zu lassen. «Werdet Ihr kämpfen?», erkundigte sich Asser.
    «Natürlich werden wir kämpfen!», schrie ich ihn an und lief zu Leofric. «Wir stehen auf der Seite der Dänen», murmelte ich
     ihm leise zu. «Wir töten die Britonen, plündern ihre Siedlung und teilen die ganze Beute mit den Dänen. Sag es den Männern,
     aber unauffällig.»
    Svein hielt Wort und rückte mit seinen Männern aus Dreyndynas aus. Asser und Peredur hätten Verrat wittern müssen, denn kein
     vernünftiger Mann würde seine geschützte Stellung hinter einem dornengekrönten Wall aufgeben, um auf offenem Feld zu kämpfen.
     Doch anscheinend erklärten sie es mit dem Hochmut der Dänen. Dazu gab Svein ihnen auch allen Grund, denn zwei Dutzend seiner
     Kämpfer saßen zu Pferd. Sie taten so, als wollten sie unseren Schildwall mit Schwertern und Äxten |103| durchbrechen, um die Überlebenden anschließend vom Pferd aus mit Speeren zu jagen. Svein ließ vor seinen Reitern ebenfalls
     einen Schildwall errichten, und ich ließ zu Peredurs linker Seite einen weiteren bilden. Einmal in Stellung, begannen wir,
     uns mit Beleidigungen zu überschütten. Inzwischen ging Leofric unsere Formation ab, flüsterte mit den Männern. Cenwulf und
     zwei weitere Männer schickte ich mit eigenen Befehlen in die hintere Reihe. Sie machten sich gerade auf den Weg, als Asser
     auf uns zurannte.
    «Greift an!», verlangte der Mönch und zeigte auf Svein.
    «Sobald wir bereit sind», entgegnete ich, denn Leofric hatte noch nicht allen Männern ihre Befehle erteilt.
    «Jetzt sofort!», kreischte Asser. Mir wäre viel Ärger im Leben erspart geblieben, hätte ich in diesem Moment meinen Gefühlen
     nachgegeben und den Bastard an Ort und Stelle ausgeweidet. Doch ich hielt mich zurück und ließ den Mönch zu Peredur zurückkehren,
     wo er, die Arme gen Himmel gereckt, zu beten anfing und Gott anflehte, dass er ein tödliches Feuer auf die Heiden herabregnen
     lassen möge.
    «Traust du diesem Svein?», fragte mich Leofric, der an meine Seite zurückgekehrt war.
    «Ja, ich traue ihm», antwortete ich. Warum? Nur weil er Däne war und ich die Dänen einfach mochte. Heute stimmen wir natürlich
     alle darin überein, dass sie eine Ausgeburt der Hölle sind, Teufelsdreck, heidnische Barbaren, die man gar nicht genug schmähen
     kann. In Wahrheit aber sind die Dänen Kämpfer, und sie respektieren andere Kämpfer. Möglich, dass Svein daran gedacht hatte,
     nach dem gemeinsamen Sieg über Peredur auch über uns herzufallen, doch das glaubte ich nicht. Davon abgesehen |104| gab es in Peredurs Palas etwas, das ich wollte, und um es zu bekommen, musste ich die Seiten wechseln.
    «Fyrdraca!»
, rief ich, und das war unser Signal, und wir schwenkten mit unserem Schildwall rechts herum und stürzten uns in den Kampf.
    Es war, wie zu erwarten, ein ungleicher Kampf. Peredurs Männer hatten nicht den Mut zu entschiedener Gegenwehr. Sie

Weitere Kostenlose Bücher