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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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hatten
     gehofft, dass wir den Dänen den Schneid abkaufen würden und anschließend ihnen, den Britonen, die Verwundeten und Toten zum
     Plündern überließen. Stattdessen wandten wir uns gegen sie, griffen sie an und hieben auf sie ein, und während Svein von der
     anderen Seite vorrückte, versuchten Peredurs Männer zu flüchten. Da trieben Sveins Reiter ihre Pferde an, senkten die Lanzen
     und setzten ihnen nach.
    Es war kein Kampf, es war ein Massaker. Zwei Männer Peredurs versuchten sich zu wehren, doch Leofric schlug ihnen mit der
     Axt die Speere aus der Hand und streckte sie nieder. Schreiend fanden sie den Tod. Peredur kam durch mein Schwert zu Fall.
     Er fing gar nicht erst an zu kämpfen und schien sich in seinen Tod zu schicken, zu dem ich ihm dann auch schnell verhalf.
     Cenwulf und seine beiden Mitstreiter taten, was ich von ihnen verlangt hatte: Sie nahmen die Truhe mit dem Silber in Beschlag,
     und wir scharten uns um sie, während Sveins Reiter den Flüchtenden nachjagten. Nur einer kam mit dem Leben davon. Es war Asser,
     der Mönch, der immerhin so viel Geistesgegenwart hatte, nach Norden und nicht Richtung Westen zu fliehen. Sveins Reiter sprengten
     den Hügel hinunter und schleuderten Peredurs Männer ihre Speere in den Rücken. Asser sah also, dass er auf diesem Weg nur
     den Tod finden konnte. Mit überraschender Wendigkeit wechselte er die Richtung, raffte seinen Habit bis über die Knie und
     rannte |105| an meinen Männern vorbei. «Tötet den Bastard!», rief ich denen zu, die ihm am nächsten waren, doch sie starrten mich nur an
     und ließen ihn laufen. «Ich hab gesagt ‹Tötet ihn›!», knurrte ich.
    «Er ist doch ein Mönch», sagte einer. «Wollt Ihr, dass ich zur Hölle fahre?»
    Ich sah Asser mit fliegender Kutte davonrennen, und im Grunde war es mir egal, ob er lebte oder tot war. Vielleicht, so dachte
     ich, würde er von Sveins Reitern noch eingeholt werden, doch anscheinend hatten sie ihn nicht bemerkt. Pater Mardoc aber entkam
     ihnen nicht. Er wurde mit einem einzigen Schwerthieb geköpft, und manche von meinen Leuten, die es sahen, bekreuzigten sich.
    Die Reiter töteten, doch die anderen Dänen formierten sich zu einem Schildwall uns gegenüber. Unter dem weißen Pferdebanner
     stand in der Mitte Svein mit seiner Ebermaske. Auch auf seinen Schild war ein weißes Ross gemalt, und die Streitaxt, die er
     in der Faust hielt, war die größte, die ich je gesehen hatte. Unter meinen Männern machte sich Nervosität breit. «Bleibt ruhig!»,
     knurrte ich.
    «Wahrhaftig, wir stecken bis zum Hals drin», bemerkte Leofric gelassen.
    Svein starrte uns an, und in seinen Augen schimmerte der Tod. Er hatte angelsächsisches Blut geleckt und gierte nach mehr.
     Krachend schlugen die Schilde aufeinander, als sie den Schildwall bildeten, und da schleuderte ich Schlangenhauch hoch in
     die Lüfte. So hoch, dass in der schweren, wirbelnden Klinge das Sonnenlicht blitzte, und natürlich sahen alle gespannt zu,
     ob ich das Schwert würde wieder auffangen können oder ob es einfach zu Boden fiele.
    Ich fing es, zwinkerte Svein zu und ließ das Schwert in die Scheide zurückgleiten. Svein lachte. Seine Mordgier war verraucht,
     denn er hatte eingesehen, dass ein Kampf |106| gegen uns auch seiner Seite große Opfer abverlangen würde. «Habt Ihr wirklich geglaubt, dass wir uns mit Euch anlegen?», rief
     er mir zu.
    «Ich hab’s gehofft», antwortete ich. «Dann hätten wir nämlich nicht mit Euch teilen müssen.»
    Er ließ die Axt fallen und kam auf uns zu, und ich ging auf ihn zu, und wir umarmten uns. Auf beiden Seiten senkten die Kämpfer
     ihre Waffen. «Sollen wir uns jetzt dieses erbärmliche Dorf vornehmen?», fragte Svein.
    Also zogen wir bergab, vorbei an Peredurs toten Männern und auf die Siedlung zu, und niemand verteidigte den Dornenwall, sodass
     wir ganz leicht hineinkamen. Ein paar Männer versuchten, ihre Häuser zu verteidigen, aber es waren sehr wenige. Die meisten
     Leute flohen ans Ufer, doch da lagen nicht genügend Boote, auf denen sie hätten entkommen können. Also kesselten Sveins Männer
     sie ein und begannen sie in Nützliche und Tote einzuteilen. Nützlich waren die jungen Frauen und diejenigen, die als Sklaven
     verkauft werden konnten. Alle anderen gehörten dem Tod.
    Ich hielt mich heraus und ging stattdessen mit all meinen Männern auf direktem Weg zum Palas. Einige Dänen, die wohl vermuteten,
     dass dort Silber zu finden wäre, folgten mir. Doch wir

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