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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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Gegenseite angesichts unseres Aufmarsches. Männer liefen hinter dem Wall zusammen, der von einem Graben abgesichert
     und von einem Dornenzaun gekrönt war. Ihn zu durchbrechen würde nicht leicht werden, zumal er von |99| Dänen verteidigt wurde. Ich zählte über vierzig Kämpfer und wusste, dass sich weitere irgendwo verschanzt hielten. Allein
     diese Zahlen sprachen schon gegen unseren Erfolg. Es mochte uns gelingen, bis zu der Dornenpalisade vorzudringen, doch ich
     bezweifelte, dass wir uns einen Durchlass freihacken konnten, stattdessen würden die Dänen viele von uns töten, während wir
     es versuchten, und wir könnten froh sein, wenn wir uns ohne weitere Verluste wieder zurückziehen konnten.
    «Wir stecken in der Scheiße», sagte Leofric.
    «Bis zum Hals.»
    «Und jetzt? Machen wir Peredur und seine Männer nieder und verschwinden mit der Beute?»
    Ich antwortete nicht, denn die Dänen hatten an einer Stelle die Dornenhecke weggezogen, und nun sprangen drei Männer vom Wall
     und kamen auf uns zu. Sie schienen mit uns reden zu wollen.
    «Wer zum Teufel ist das?», fragte Leofric und starrte auf den Anführer.
    Er war sehr groß, breit wie Steapa Snotor und mit einem Kettenhemd gepanzert, das so lange mit Sand abgerieben worden war,
     bis es blitzte. Sein Helm, gleichfalls auf Hochglanz gebracht, hatte eine Gesichtsplatte, die einen Eberkopf mit einem breiten
     flachen Rüssel nachempfunden war, und von der Spitze des Helms wehte ein weißer Pferdeschweif. Die silbernen und goldenen
     Reifen, die er am Arm trug, wiesen ihn als Kriegsherrn aus, als einen Schwertdänen. Er ging über den Hügel, als gehörte er
     ihm, und eigentlich stimmte das auch, denn er hielt die Festung.
    Asser, Peredur und zwei Höflinge eilten auf die Dänen zu. Ich folgte ihnen und hörte, wie Asser versuchte, die Dänen zu bekehren.
     Er behauptete, wir seien von Gott gesandt und würden sie alle niedermachen, und am besten |100| sollten sie sich ergeben und ihre heidnischen Seelen dem Christengott überantworten. «Wir werden Euch taufen», sagte Asser,
     «auf dass der Himmel frohlocke.»
    Langsam nahm der dänische Anführer den Helm vom Kopf und enthüllte ein Gesicht, das fast ebenso furchterregend war wie die
     Ebermaske, ein von Sonne und Wind gegerbtes Gesicht mit den ausdruckslosen Augen eines Mörders. Er war um die dreißig Jahre
     alt, hatte einen kurzgestutzten Bart und eine Narbe, die sich vom Rand des linken Auges über die gesamte Wange zog. Er reichte
     den Helm einem seiner Männer, hob, ohne ein Wort zu sagen, den Saum seines Kettenhemdes und pinkelte auf Assers Habit. Der
     Mönch sprang zurück.
    Immer noch pinkelnd, richtete der Däne seinen Blick auf mich und fragte: «Wer bist du?»
    «Uhtred Ragnarson. Und du?»
    «Svein vom Weißen Pferd», antwortete er herausfordernd, als setze er voraus, dass ich seinen Ruf kennen müsste, und für einen
     Moment verschlug es mir die Sprache. War dies derselbe Svein, von dem es hieß, er ziehe seine Truppen in Wales zusammen? Weshalb
     war er dann hier?
    «Svein von Irland?», fragte ich.
    «Svein von Dänemark», sagte er. Dann ließ er das Kettenhemd los und funkelte Asser böse an, der den Dänen mit der Rache des
     Himmels drohte. «Wenn du am Leben bleiben willst», erklärte er ihm, «dann halt besser dein dreckiges Maul.» Asser verstummte.
     «Ragnarson   …» Svein sah mich wieder an. «Graf Ragnar? Ragnar Ragnarson? Der Ragnar, der für Ivar kämpfte?»
    «Derselbe», antwortete ich.
    «Dann seid Ihr der angelsächsische Sohn?»
    «Der bin ich. Und Ihr?», fragte ich. «Seid Ihr der Svein, der Männer aus Irland hierhergeführt hat?»
    |101| «Ich habe Männer aus Irland hierhergeführt», bestätigte er.
    «Und der Streitkräfte in Wales zusammenzieht?»
    «Ich tue, was ich tue», entgegnete er ausweichend. Er musterte meine Männer, überlegte, wie gut sie kämpften, dann mich, bemerkte
     mein Kettenhemd und meinen Helm, schien sich vor allem für meine Armreifen zu interessieren und gab schließlich mit einer
     Kopfbewegung zu verstehen, dass er sich mit mir unter vier Augen unterhalten wollte.
    Asser erhob Einspruch und meinte, dass alle hören sollten, was hier gesagt werde, doch ich beachtete ihn nicht und folgte
     Svein bergan. «Ihr könnt diese Festung nicht einnehmen», sagte der Däne.
    «Richtig.»
    «Was werdet Ihr also tun?»
    «In Peredurs Siedlung zurückkehren, was sonst?»
    Er nickte. «Und wenn ich die Siedlung angreifen

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