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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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fort.
    «Er belohnt ihn?»
    «Christus hat den Sturm entfesselt, der die dänische Flotte zerstört hat», erklärte Asser, «und seine Engel haben Ubba zu
     Fall gebracht. Damit ist Gottes Macht bewiesen. Wer sich gegen Alfred erhebt, erhebt sich auch gegen unseren Heiland. Mit
     dieser Botschaft werde ich die Könige von Cornwalum aufsuchen.»
    Es beeindruckte mich, dass ein britischer Mönch vom äußersten Rand der Insel über die Vorkommnisse in Wessex so gut Bescheid
     wusste, und ich ahnte, dass der Unsinn, den Asser von sich gab, Musik in Alfreds Ohren gewesen |94| wäre. Gewiss, Alfred hatte viele Boten ausgesandt, natürlich auch zu den Briten, und diese Boten waren samt und sonders Priester
     oder Mönche, die ein Loblied darauf sangen, dass ihr Gott die Dänen abgeschlachtet hatte. Asser hatte diese Nachricht offenbar
     mit Begeisterung aufgenommen. «Warum kämpft Ihr dann eigentlich gegen Callyn?», fragte ich.
    «Weil er sich den Dänen anschließen will», antwortete Asser.
    «Wenn wir über ihn siegen, wird er zur Vernunft kommen.»
    Asser schüttelte den Kopf. «Gott wird siegen.»
    «So hofft Ihr», sagte ich und berührte mein kleines Amulett, Thors Hammer, das ich an einer Kette um den Hals trug. «Es könnte
     aber auch anders kommen, Mönch. In dem Fall würden wir Wessex einnehmen und mit Callyn die Beute teilen.»
    «Callyn wird gar nichts teilen», entgegnete Asser verächtlich, «denn morgen werdet Ihr ihn töten.»
    Die Britonen haben die Angelsachsen nie gemocht. Tatsächlich hassen sie uns, und in jenen Jahren, als auch das letzte englische
     Königreich unterzugehen drohte, hätten sie den Ausschlag geben und sich Guthrum anschließen können. Stattdessen aber ließen
     sie die Waffen ruhen, und dafür können sich die Angelsachsen bei der Kirche bedanken. Denn Männer wie Asser hatten sich darauf
     versteift, dass die dänischen Ketzer ärgere Feinde waren als englische Christen. Darüber hätte ich mich als Britone erzürnt,
     denn die Britonen hätten viele ihrer verlorenen Gebiete zurückerobern können, wenn sie sich mit den heidnischen Nordmännern
     zusammengetan hätten. Doch die Religion stiftet seltsame Bündnisse.
    Genauso wie der Krieg. Peredur bot Haesten und mir |95| zwei seiner Dienstmägde an, um unseren Handel zu besiegeln. Ich schickte Cenwulf zur
Fyrdraca
zurück, damit Leofric wusste, dass er sich am Morgen zum Kampf bereit halten sollte. Zuerst hatten auch Haesten und ich aufs
     Schiff zurückkehren wollen, doch die Mädchen waren so hübsch, also blieben wir. Zur Sorge gab es keinen Anlass. Die Nacht
     verging, ohne dass uns jemand umzubringen versuchte, und es kam uns auch niemand in die Quere, als wir, Haesten und ich, das
     erste Drittel unseres Silbers zur Anlegestelle schafften und mit einem kleinen Boot auf unser Schiff übersetzten. «Die doppelte
     Menge steht noch aus», erklärte ich Leofric.
    Er tippte mit der Fußspitze an den Sack und fragte: «Wo bist du die Nacht über gewesen?»
    «Im Bett mit einer Britonin.»
    «Earsling», knurrte er. «Und gegen wen kämpfen wir?»
    «Gegen einen Haufen Wilder.»
    Wir ließen zehn Männer als Wachen auf dem Schiff zurück. Hätte Peredur einen Angriff auf die
Fyrdraca
gewagt, hätten wir sie wahrscheinlich verloren, aber es waren ja noch die drei Geiseln, mochten sie Peredurs Söhne sein oder
     nicht, an Bord, und das erschien uns sicher genug, zumal Peredur sein Heer im Osten der Stadt zusammengezogen hatte. Von einem
     Heer zu sprechen ist wohl übertrieben, denn es standen nur etwa vierzig Männer unter seinen Waffen. Wir verstärkten sie mit
     unseren dreißig Kämpfern, die in voller Bewaffnung und ihren Lederpanzern einen wahrhaft furchteinflößenden Anblick boten.
     Leofric und ich trugen außerdem Kettenhemden, wie auch ein Dutzend meiner besten Kämpfer, und mit meinem prächtigen Helm samt
     Visier sah wenigstens ich wie ein echter Kriegsherr aus.
    |96| Peredur war in Leder gekleidet und hatte Büschel eines schwarzen Pferdeschweifs in sein Haar und den gegabelten Bart geflochten,
     was ihm einen wilden, bedrohlichen Ausdruck verlieh. Die meisten seiner Männer waren mit Speeren bewaffnet; Peredur selbst
     besaß ein stattliches Schwert. Manche trugen Schilde, nur wenige hatten Helme, und obwohl ich an ihrer Tapferkeit nicht zweifelte,
     schätzte ich sie nicht als besonders schlagkräftig ein. Meine Mannschaft dagegen war schlagkräftig. Sie hatten vor der Küste
     von Wessex dänische Schiffe in die

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