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Der weiße Reiter

Titel: Der weiße Reiter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernard Cornwell
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geregnet
     hatte. Der Roggen war von einem schwarzen Pilz befallen, und deshalb ließ er sich nicht einmal an die Tiere verfüttern. Aber
     das Stroh konnte verwendet werden, um das Haus zu decken, das ich baute. Ich habe immer gern gebaut. Die dicken Wände des
     Hauses bestanden aus Lehm, Kies und Stroh, die miteinander vermengt wurden. Darüber lagen Eichenbalken, die den langen, hohen
     Dachstuhl trugen, der ebenfalls aus Eichenholz bestand und mit Stroh gedeckt wurde, weshalb das Dach anfangs golden schimmert.
     Zum Anstrich der Wände löste ich Kalk in Wasser, dem einer der Männer aus dem Nachbardorf Ochsenblut beimischte, sodass die
     Wände so rot wurden wie ein Abendhimmel im Sommer. Die große Eingangstür wies nach Osten in Richtung der Klippe, und ich bezahlte
     einen Mann aus Exanceaster dafür, dass er mir |142| die Pfosten und den Türsturz mit Schnitzereien verzierte. Mildrith wollte Heilige dargestellt sehen, doch sie bekam ineinanderverschlungene
     Wölfe. So wollte ich es, denn das Banner der Bebbanburg, mein Banner, trägt einen Wolfskopf. Ich entlohnte die Arbeiter gut,
     und als sich herumsprach, dass es bei mir Silber zu verdienen gab, kamen viele, die nach einer Beschäftigung suchten. Und
     obwohl sie nur meine Wohnhalle bauen sollten, wählte ich nur diejenigen aus, die auch zu kämpfen verstanden. Ich rüstete sie
     mit Spaten, Äxten, Hacken, Waffen und Schilden aus.
    «Du stellst ein Heer zusammen», bemerkte Mildrith vorwurfsvoll. Ihre Erleichterung über meine Rückkehr war schnell verflogen,
     als deutlich wurde, dass ich mich immer noch nicht in einen Christen verwandelt hatte.
    «Ein Heer? Aus siebzehn Männern?»
    «Wir haben Frieden», sagte sie. Daran glaubte sie, weil es die Priester predigten, und die Priester sagten nur, was ihnen
     die Bischöfe zu sagen auftrugen, und die Bischöfe nahmen ihre Befehle von Alfred entgegen. Eines Nachts suchte ein reisender
     Priester Obdach bei uns und bekräftigte, dass der Krieg gegen die Dänen vorüber sei.
    «Aber sie stehen doch immer noch an der Grenze», sagte ich.
    «Gott hat ihre Herzen besänftigt», beharrte der Priester, der mir dann sogar noch einzureden versuchte, dass Gott die Lothbrok-Brüder
     Ubba, Ivar und Halfdan getötet habe und die übrigen Dänen so entsetzt darüber seien, dass sie es nicht mehr wagten, gegen
     Christen zu kämpfen. «Das ist die Wahrheit, Herr», sagte der Priester feierlich. «Ich habe selbst gehört, wie es in Cippanhamm
     gepredigt wurde. Der König war auch zugegen und lobte Gott für seine Weisheit. Wir sollen unsere Schwerter zu Pflugscharen
     und die Speerspitzen zu Sicheln umschmieden.»
    |143| Ich lachte über den Gedanken, Schlangenhauch in ein Ackergerät zu verwandeln und die Felder von Oxton damit zu pflügen, denn
     ich glaubte nicht das Geringste von dem Unsinn, den der Priester erzählte. Die Dänen warteten einen günstigen Moment ab, das
     war alles, und dennoch schien wirklich Friede zu herrschen, als aus dem Sommer unmerklich Herbst wurde. Die Grenzen blieben
     ruhig, und kein feindliches Schiff kreuzte vor unseren Küsten. Das Korn wurde gedroschen, wir fingen Rebhühner, jagten in
     den Bergen Hirsche, legten im Fluss Netze aus und übten uns an unseren Waffen. Die Frauen spannen und sammelten Nüsse, Pilze
     und Brombeeren. Auch die Äpfel und Birnen waren reif, denn es war die Zeit der Ernte, und das Vieh wurde für die Winterschlachtung
     gemästet. Wir schmausten wie die Könige, und als mein Palas fertig war, gab ich ein Fest, und Mildrith sah den Ochsenkopf
     über der Tür. Sie wusste, dass ich damit Thor ein Opfer gebracht hatte, sagte aber nichts.
    Mildrith hasste Iseult, was nicht verwundern konnte, denn ich hatte ihr erzählt, dass ich mir für Iseult, die eine Königin
     der Britonen sei, ein Lösegeld verspräche. So würde es natürlich niemals kommen, aber immerhin konnte diese Geschichte Iseults
     Anwesenheit erklären. Doch Mildrith nahm es mir übel, dass ich die Britonin in ihrem eigenen Haus wohnen ließ. «Sie ist eine
     Königin», sagte ich.
    «Du nimmst sie mit auf die Jagd», grollte Mildrith.
    Ich tat mehr als das mit Iseult, doch meine Frau verschloss die Augen davor. Sie begnügte sich mit ihrer Kirche, ihrem Kind
     und dem täglichen Einerlei. Ihr unterstanden die Mägde, die Kühe melkten, Butter stampften, Wolle verspannen und Honig sammelten,
     und Mildrith war immer sehr stolz, wenn diese Dinge gut gerieten. |144| Sooft sich ein Nachbar zum

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