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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ihrer Herrin gestohlen worden. Für diese Leute galt Gerechtigkeit nur, wenn sie sie selbst betraf, und nicht eine Frau, die sie verächtlich Squaw nannten.
    Es fiel ihr nicht leicht, der Spur zu folgen, denn an dem Tag hatten etliche Siedler San Felipe de Austin in Richtung Osten verlassen. Dazu war Giselas Pferd kein Mustang, sondern stammte aus mexikanischer Zucht und war ebenso beschlagen wie die Pferde der weißen Männer, während ihre gescheckte Stute keine Hufeisen trug.
    Am späten Nachmittag erreichte sie die erste Siedlung. Die Auskunft, die sie dort erhielt, war enttäuschend. Obwohl sie rasch geritten war, hatte sie zwei weitere Stunden an den Pferdedieb verloren. Dies brachte sie dazu, in der Nacht weiterzureiten. Um ihre Stute zu entlasten, stieg sie immer wieder ab und lief neben ihr her. Da der Mann, den sie verfolgte, bis jetzt immer nach Osten geritten war, hoffte sie, dass er es weiterhin tun würde. Sollte er jedoch die Straße verlassen haben, würde sie es trotz des Sternenlichts und des halbvollen Mondes nicht bemerken.
    Zu ihrem Pech hatte er offenbar genau das getan, denn als sie die nächste Farm erreichte, erfuhr sie, dass der Kerl dort nicht vorbeigekommen war. Enttäuscht beschloss sie, umzukehren und nach Spuren zu suchen. Obwohl sie im Fährtenlesen weitaus geschickter war als die weißen Männer, entdeckte sie nichts. Als die nächste Nacht hereinbrach, war sie so erschöpft, dass ihr die Augen im Stehen zuzufallen drohten, und ihrer Stute ging es kaum besser. Mit dem Gedanken, versagt zu haben, ritt Nizhoni zuerst zu einem Bach und ließ ihr Reittier saufen. Auch sie trank, danach suchte sie sich ein Versteck für sich und die Stute und wickelte sich in ihre Decke. Die Großvaterpistole behielt sie schussfertig in der Hand, um dies jedem, der versuchen wollte, die Schecke zu stehlen, von vornherein auszutreiben.
    In der Nacht blieb alles ruhig, doch am nächsten Morgen erwachte sie durch laute Männerstimmen. Leise streifte sie die Decke ab, wies die Stute an, ruhig zu sein, und schlich bis zum Rand des Gebüschs, in dem sie Schutz gesucht hatte.
    Eine größere Gruppe von Männern tränkte die Pferde am Bachlauf. Bei ihnen waren Gertrudes ehemaliger Ehemann Schüdle und dieser Spencer, von dem Nizhoni wusste, dass Gisela und Fahles Haar ihn hassten. Die beiden schienen nicht sonderlich glücklich zu sein.
    »Wenn wir Pech haben, sind unsere ganzen Investitionen in Texas für die Katz«, erklärte Schüdle eben.
    Spencer zog so heftig am Zügel seines Pferdes, dass dieses empört wieherte. »Ein zweites Mal lasse ich mich nicht verjagen wie einen Hund!«
    »Dabei sind wir gerade auf dem Weg nach Lafayette, und das liegt nun mal nicht in Texas«, antwortete Schüdle bissig.
    »Das meine ich nicht! Ich meine das Anrecht, das ich auf größere Landstücke in Texas erworben habe. Als ich das erste Mal versucht habe, mich hier niederzulassen, war ich nicht richtig darauf vorbereitet, mich gegen diesen verdammten Fitchner durchzusetzen. Deshalb konnte dieser elende Hund mich vertreiben. Aber diese Rechnung ist noch nicht bezahlt, das sage ich dir! Im Augenblick interessiert mich Santa Ana jedoch mehr. Wenn er mit einer solchen Armee kommt, wie es heißt, zerquetscht er Houstons Sauhaufen wie eine Laus. Aber er darf nicht gewinnen! Daher müssen die Vereinigten Staaten eingreifen und sich Texas aneignen. Der Gouverneur von Louisiana ist doch dein Freund. Sprich mit ihm! Er muss etwas tun.«
    »Und was?«, fragte Schüdle mit hochrotem Gesicht. »Präsident Jacksons Anweisung ist eindeutig: Weder die Armee der Vereinigten Staaten noch die Miliz von Louisiana dürfen sich in den Konflikt in Texas einmischen.«
    »Papier ist geduldig! Vielleicht kann Gouverneur White einen Zwischenfall provozieren, der die Schuld den Mexikanern zuweist. In dem Augenblick lässt Jackson die Armee von der Leine, das verspreche ich dir.«
    »Wenn es nur so wäre!« Schüdle klang zweifelnd, trotzdem begriff die heimliche Lauscherin, dass die beiden alles daransetzen würden, um an der Rebellion der Texaner zu verdienen. Die Gier dieser Männer ekelte sie an, und daher war sie froh, als Spencer erklärte, die Tiere hätten genug getrunken und sie könnten weiterreiten.
    Nizhoni wartete, bis die Männer weit genug weg waren, dann holte sie ihre Stute, ließ diese saufen und schwang sich wieder auf ihren Rücken. Die Suche nach dem gestohlenen Pferd musste sie aufgeben. Da immer mehr Menschen aus San Felipe de

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