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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ihnen hin.
    »Aufhören, verdammt noch mal, oder ich lasse euch wegen Befehlsverweigerung aufhängen!«

7.
    A m nächsten Morgen war Santa Ana noch immer nicht gefunden worden. Houston wusste, dass der Präsident den Kampf weiterführen würde, wenn ihm die Flucht gelang. Daher schickte er Reiter aus, um die Gegend weiträumig abzusuchen. Auch Walther erhielt den Befehl, mit Rudledge und einigen seiner Männer loszureiten.
    Der Scout wartete, bis sie das Lager verlassen hatten, und lenkte dann sein Pferd an die Seite von Walthers Braunen.
    »Ich habe mit einigen Jungs gesprochen. Keiner hat gestern die Flucht eines Reiters mitbekommen, und schließlich haben wir die mexikanischen Gäule alle eingefangen. Meiner Meinung nach muss sich Santa Ana zu Fuß in die Büsche geschlagen haben.«
    »Dann kommt er nicht weit«, rief Walther aus.
    »Das meine ich auch. Er wird gewiss auch nicht über die offene Prärie rennen, sondern sich im Gebüsch halten, und das gibt es hauptsächlich in der Nähe des Flusses. Schätze, wir sollten uns dort umsehen.«
    »Houston hat uns befohlen, nach Süden zu reiten und zu verhindern, dass Santa Ana zu General Cos’ Truppe fliehen kann«, wandte Thierry ein. »Wenn wir das nicht tun und Santa Ana entkommt, geraten wir in Teufels Küche.«
    Für Walther war es eine heikle Entscheidung. Immerhin hatte Houston ihm einen klar formulierten Befehl erteilt. Doch konnte er nicht eines mit dem anderen verbinden?, fragte er sich und drehte sich zu Rudledge um.
    »Wir reiten den Fluss entlang, halten uns aber nirgends lange auf.«
    »Gut!« Der Scout trieb sein Pferd an und gewann etliche Yards Vorsprung. Auf einmal stieß Thierry einen Ruf aus.
    »Dort läuft ein Mann!«
    Sofort lenkten er und Rudledge ihre Pferde dorthin. Der Mann versuchte noch, in dichtere Büsche zu fliehen, doch gegen die Reiter kam er nicht an. Rudledge holte auf und versetzte ihm einen Kolbenstoß, der ihn ins Wasser beförderte. Als der Mexikaner sich wieder hochrappelte, richteten sowohl der Scout wie auch Thierry ihre Büchsen auf ihn.
    »Schön die Hände hoch, mein Freund. Ich habe nämlich einen nervösen Zeigefinger«, erklärte Rudledge grinsend.
    Unterdessen hatte Walther zu ihnen aufgeschlossen und musterte den Gefangenen finster. »Hast du Seine Exzellenz, General Antonio López de Santa Ana gesehen?«, fragte er auf Spanisch.
    Der Mann schüttelte heftig den Kopf. »Nein, Señor! Ich bin nur Sargento Juan Bouquet aus Guadalajara!«
    Walther ahnte, dass der Gefangene log. »Los, durchsucht das Ufergebüsch!«, befahl er seinen Männern.
    Lucien und Fuller stiegen von den Pferden und drangen tiefer in das Buschwerk ein. Plötzlich hörten sie ein Geräusch. Diesmal war kein Befehl notwendig, denn Rudledge und O’Corra ritten sofort los. Das Wasser spritzte unter den Hufen ihrer Pferde, doch sie kamen gut voran und erreichten das andere Ende des Auwäldchens, als dort ein halbnackter Mann heraustaumelte und versuchte, sich auf einer dicht bewachsenen Insel im Fluss zu verstecken.
    Beim Anblick der beiden Reiter blieb er stehen und sah sich verzweifelt um. »Señores, wenn Sie mich laufen lassen, erhalten Sie beide je tausend Pesos«, bot er ihnen schließlich an.
    »Die du gerade in der Hosentasche spazieren trägst, was?«, spottete Rudledge und spannte den Hahn seiner Büchse.
    »Ich glaube, den Kerl machen wir Old Sam Houston zum Geschenk! Er wird sich freuen«, erklärte Ean O’Corra zufrieden.
    Für einen Augenblick lang sah es so aus, als wollte der Gefangene trotz der drohenden Gewehrläufe fliehen. Dann aber sanken seine Schultern herab, und er kam Rudledges Aufforderung nach, aus dem Wasser zu steigen.
    Als der Scout und O’Corra mit ihrem Gefangenen herankamen, zog Walther die Augenbrauen hoch, während ihr zweiter Gefangener Haltung annahm und salutierte.
    »Freunde, ich glaube, wir haben uns eben den Ritt in die Prärie gespart. Darf ich vorstellen? Antonio López de Santa Ana, Präsident und Oberbefehlshaber von Mexiko!«
    »Der Westentaschen-Napoleon!«, kommentierte Rudledge trocken. »Obwohl – wie ein Napoleon sieht er im Augenblick nicht gerade aus. Dafür hätte er schon seine Uniform mitnehmen müssen. An die hat er wahrscheinlich nicht mehr gedacht, als er vor uns davongelaufen ist.«
    Sein Spott traf Santa Ana hart. Dann aber kehrte er Rudledge brüsk den Rücken und trat auf Walther zu.
    »Sie kenne ich doch! Sind Sie nicht einer der Siedler, die Hernando de Gamuzana ins Land geholt

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