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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Häuptling.
    Zufrieden ergriff Po’ha-bet’chy die Büchse, musterte sie kurz und ließ sich dann von Walther in deren Handhabung einweisen. Zuletzt zeigte er auf den Kugelbeutel. »Du mir Pulver und Kugeln verkaufen?«
    Mit starrem Gesicht nickte Walther. Der Gedanke, dass er mit diesem Tausch möglicherweise etliche Leute zum Tod verurteilte, wenn der Komantsche sie erschoss, quälte ihn fast ebenso wie der, dass sein Sohn sterben würde, wenn er die Indianerin nicht mit zur Farm brachte.
    »Für Decken und Messer du bekommen zwei Mustangs für dich und die Frau. Dein Pferd zu müde, um dich tragen zu können«, sagte Po’ha-bet’chy.
    Auch Walther war müde, doch er sagte sich, dass er erst schlafen durfte, wenn er die junge Indianerin zu seiner Farm gebracht hatte und sein Sohn ihre Milch trinken konnte.
    »Ich danke dir!« Ihn bedrückte zusätzlich der Gedanke, dass er den ganzen Rückweg nur mit einem Messer bewaffnet zurücklegen musste. Er hoffte nur, dass der Ruf der Komantschen ausreichte, um andere Stämme von dieser Gegend fernzuhalten.
    Nizhoni hatte zwar ihren Namen gehört, von dem Gespräch aber nichts verstanden. Jetzt wandte Po’ha-bet’chy sich ihr zu und wies auf Walther.
    »Dieser Mann hat dich eben gekauft. Du wirst mit ihm reiten und tun, was er von dir verlangt. Sein Weib hat geboren, aber keine Milch für ihren Sohn. Du hast deinen Sohn verloren, aber Milch, mit der du jetzt das andere Kind nähren wirst!«
    Der Schreck fuhr Nizhoni in alle Glieder. Auch wenn sie eine Gefangene der Komantschen war, so war dies doch ihre gewohnte Welt. Der Mann mit dem fahlen Haar aber würde sie an einen Ort mitnehmen, der ihr vollkommen fremd war. Einen Augenblick erwog sie, Po’ha-bet’chy zu bitten, es nicht zu tun. Dann bemerkte sie den stolzen Blick, mit dem er seine neue Büchse betrachtete, und begriff, dass ihr nichts anderes übrigblieb, als sich in ihr Schicksal zu fügen.
    Auf einen Befehl des Häuptlings hin brachten die Komantschen zwei Mustangs, die zwar kleiner waren als Walthers Hengst, aber zäher wirkten. Nizhoni wusste, wie man darauf ritt, während Walther sich schwertat, nur mit einer ledernen Decke als Unterlage und zwei an den Seiten herabhängenden Lederschlaufen als Steigbügel zurechtzukommen.
    »Ich bringen dein Pferd, wenn es erholt«, versprach Po’ha-bet’chy noch, dann hob er die Hand zum Abschiedsgruß.
    Walther winkte zurück, nahm dann die Zügel von Nizhonis Mustang, den ihm ein Komantsche reichte, und ritt an. Das andere Tier lief gehorsam nebenher, während die junge Frau sich verzweifelt fragte, welche Geister sie erzürnt haben mochte, weil diese ihr ein solches Schicksal auferlegten.

4.
    D er Ritt war hart, und Nizhoni hoffe vergebens, dass Fahles Haar ihr eine Pause gönnen würde. Auch versuchte er nicht, Kontakt zu ihr herzustellen, sondern saß mit grimmiger Miene auf seinem Mustang und trieb beide Tiere immer wieder zu einer schnelleren Gangart an. Zwar hatte sie schon oft zu Pferde gesessen, aber noch nie so lange an einem Stück reiten müssen.
    Als Fahles Haar am Abend die Pferde bei einem Bach anhielt, hoffte sie schon, er wolle ein Nachtlager aufschlagen. Er ließ jedoch nur die Pferde saufen und forderte sie anschließend mit Gesten auf, sich wieder auf ihre Stute zu setzen.
    »Ich muss ins Gebüsch«, sagte sie in ihrer Sprache, merkte aber sofort, dass er sie nicht verstand. Daher ging sie auf eine kleine Buschgruppe zu. Er eilte ihr jedoch nach und hielt sie fest. Nizhoni kamen die Tränen, denn sie wollte allein sein, um sich erleichtern zu können. Verzweifelt versuchte sie, es ihm begreiflich zu machen, doch anscheinend war er ein Dummkopf, der die Zeichensprache nicht begriff, mit der sich die verschiedenen Stämme verständigten. Erst als sie sich hinhockte und andeutete, was sie wollte, schien er es zu verstehen.
    Walther schwankte, ob er die Indianerin wirklich allein in das Gebüsch gehen lassen sollte. Wenn sie in die beginnende Nacht hinein floh, hatte er sowohl sie wie auch seine Büchse verloren und würde vor Gisela als Versager dastehen. Sein Blick blieb schließlich auf dem Lederseil haften, das an der Satteldecke seines Mustangs befestigt war. Kurz entschlossen schleifte er Nizhoni hinter sich her, wand ihr ein Ende des Seils um den Leib und verknotete es. Danach rollte er das Seil zehn Schritte weit ab und wies mit dem Kinn auf das Buschwerk.
    »So, jetzt kannst du dort hinein!«
    Obwohl Nizhoni seine Sprache nicht verstand,

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