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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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anzutreten und bei der Farm von Moses Gillings eine Rast einzulegen.
    »Natürlich lade ich dich zum Essen ein«, versprach Walther. Seine Aufmerksamkeit wurde jedoch von einigen Gewehren angezogen, die im hinteren Teil des Ladens auslagen. Er wartete noch ab, bis Gisela ihre Einkäufe erledigt hatte und der Ladengehilfe Jack das schwere Bündel mit Tuch für mehrere Kleider und die verschiedenen Haushaltsgegenstände zu seinem Wagen schleppte.
    Dann deutete er auf die langen Büchsen. »Kann ich mir diese dort ansehen?«
    »Sie können sie auch kaufen!« Inzwischen hatte der Ladenbetreiber begriffen, dass Walthers Börse nicht so leer war, wie er befürchtet hatte, und witterte ein gutes Geschäft.
    »Die beiden Büchsen hier stammen aus Kentucky und die andere aus Tennessee«, erklärte er, während er eine Waffe nach der anderen in die Hand nahm und sie Walther zeigte.
    »Ich würde gerne einmal damit schießen«, forderte Walther.
    »Nur zu! Ein guter Schütze trifft mit jeder dieser Büchsen den Kopf eines Eichhörnchens auf hundert Schritt!« Als der Mann Walthers zweifelndes Gesicht sah, lachte er.
    »Kommen Sie mit! Sie werden es sehen.« Er reichte Walther und Thierry die drei Gewehre, nahm selbst ein Pulverhorn und einen Beutel mit Kugeln sowie mehrere Zielscheiben und rief seinem Gehilfen zu, dieser solle für die nächste halbe Stunde den Laden übernehmen. Doch dann entschied er sich anders.
    »Sperr zu, Jack! Das wird eine lustige Sache. Wie wäre es mit einem Wettschießen, Mister? Wenn Sie es gewinnen, gehört eines der Gewehre Ihnen.«
    »Und wenn nicht?«, fragte Walther angespannt.
    »Legen Sie fünfzig Dollar auf den Kaufpreis drauf. Na, ist das kein Angebot?«
    Walther zögerte. Zwar hielt er sich für einen guten Schützen, aber er hatte noch nie eine Waffe dieser Art in der Hand gehalten. Der Lauf war länger als bei seiner alten Büchse und von größerem Kaliber.
    Unterdessen redete der Ladenbesitzer weiter auf seinen Gehilfen ein. »Gestern sind doch Jim Bowie und Amos Rudledge in die Stadt gekommen – oder habe ich mich getäuscht?«
    »Die sind hier!«
    »Dann lauf zu ihnen und frag sie, ob sie mit diesem Mister um die Wette schießen wollen.« Dabei grinste der Ladenbesitzer so, als wäre alles ein großer Spaß. Jim Bowie war dafür bekannt, dass er keiner Herausforderung aus dem Weg ging und zudem ausgezeichnet schießen konnte. Auch Amos Rudledge galt als guter Schütze, und so sah er die fünfzig Dollar, die Walther über den eigentlichen Preis hinaus zahlen sollte, bereits als verdient an.
    Während Jack losrannte, um die beiden Männer zu holen, und dabei allen, die er unterwegs traf, zurief, dass es ein Wettschießen geben würde, führte der Ladenbesitzer Walther, Gisela und Thierry zu seinem Schießstand. Dieser bestand aus einer freien Fläche hinter seinem Haus, wo Baumstämme die Spuren früherer Einschüsse trugen und die unterschiedlichen Entfernungen markierten.
    »Wir warten jetzt nur noch auf Mister Bowie und Mister Rudledge, dann kann es losgehen«, erklärte der Mann.
    »Ich würde gerne mit jeder Waffe einen Probeschuss abgeben«, wandte Walther ein.
    »Das werden Sie und die beiden anderen auch. Wollen Sie den rechten Baum haben, den in der Mitte oder den linken?« Der Ladenbesitzer nahm drei Zielscheiben und stiefelte los. An jedem Baum befestigte er eine Scheibe in Kopfhöhe. Als er zurückkam, hatten sich bereits eine Menge Leute eingefunden.
    Walther begriff, dass der Augenblick, an dem er das Wettschießen hätte ablehnen können, vorbei war. Nun musste er in den sauren Apfel beißen oder als Feigling verlacht abziehen. Sein Blick suchte den seiner Frau, und er las unendliches Vertrauen darin.
    »Bowie kommt!«, riefen mehrere Leute.
    Als Walther sich umdrehte, sah er einen großen, kräftig gebauten Mann in einem fransenbesetzten Lederrock, der durch sein breites Grinsen und ein Messer von enormer Größe auffiel.
    »He, Abe, was gibt’s?«, fragte er den Ladenbesitzer.
    »Dieser Mister hier will meine Büchsen ausprobieren, und da habe ich gedacht, wir könnten ein kleines Wettschießen veranstalten. Nur, wenn es dir recht ist, Jim! Vielleicht macht auch Amos Rudledge mit. Jack sollte auch ihn fragen.«
    Bowies Grinsen wurde womöglich noch breiter. »Auf den guten Amos wirst du verzichten müssen. Der glaubte gestern doch tatsächlich, mich unter den Tisch trinken zu können. Er dürfte immer noch darunterliegen, falls ihn keiner zu Bett gebracht

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