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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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ihnen nach und spie aus. »Was für ein Gesindel!«
    »Wenigstens haben sie unsere Vorräte zurücklassen müssen!« Für Gisela war dies das Wichtigste. Sie wollte die ersten Lebensmittel wieder ins Haus bringen, doch Walther hielt sie auf.
    »Das sollen Pepe und Nizhoni übernehmen. Du legst dich ins Bett und ruhst dich aus!«
    Da sie sich kaum noch auf den Beinen halten konnte, gehorchte Gisela.
    Nun tauchte auch Pepe wieder auf, der sich in einem Gebüsch versteckt hatte, und half Nizhoni, die Lebensmittel zurück in den Vorratskeller zu schaffen.
    Walther hingegen schwang sich in den Sattel. »Ich muss zu den Vaqueros! Nicht, dass diese Schufte ihre Wut an unseren Leuten ausgelassen haben.«
    So rasch er konnte ritt er zur Pferdekoppel und fand diese vollkommen leer. Zuerst entdeckte er die Vaqueros nicht, hörte dann aber einen Laut und wandte sich in diese Richtung.
    Julio, Lope und Quique lagen gefesselt und geknebelt in einer Senke. Alle drei waren mit Abschürfungen und Blutergüssen übersät, und Lope fehlten mehrere Zähne. Rasch befreite Walther seine Männer und schüttelte voller Zorn die rechte Faust. »Das waren keine Menschen mehr, sondern Teufel!«
    »Sie haben die Pferde mitgenommen! Alle dreiunddreißig«, stieß Quique, halb verrückt vor Schmerz und Wut, hervor.
    »Sie haben nur neunundzwanzig«, schränkte Julio ein. »Vier sind ihnen entkommen. Die müssen wir einfangen. Kommt rasch!« Obwohl er bei jedem Schritt die Zähne zusammenbeißen musste, wollte der Vaquero zu Fuß in die Prärie hinaus.
    Walther folgte ihm und hielt ihn auf. »Mein Freund, das Einfangen übernehme ich. Versorgt ihr erst einmal eure Verletzungen!«
    Während der Vaquero erleichtert nickte, holte Walther eine Seilschlinge und stieg auf sein Pferd. Auf seinem Ritt achtete er auf Hufspuren und entdeckte bald die Abdrücke von unbeschlagenen Mustanghufen, die sich von dem Pferch und der Weide entfernten. Er richtete sich bereits auf eine längere Verfolgungsjagd ein, als er die gescheckte Stute entdeckte, die er bei seinem letzten Handel mit den Komantschen erhalten hatte. Vorsichtig ritt er auf sie zu und sah erleichtert, dass sie stehen blieb.
    »Komm, meine Gute«, lockte er und trieb sie in Richtung Koppel. Es ging besser als erwartet. Das Tier war an ihn gewöhnt und lief vor ihm her. Ein zweiter Mustang kam und schloss sich ihnen an und schließlich ein dritter. Nur der junge Hengst ließ sich nicht sehen.
    Walther war dennoch froh über diesen Erfolg. Mit den drei Stuten waren wenigstens seine Vaqueros wieder beritten. Dennoch war er nicht bereit, den Gewaltakt der Mexikaner so einfach hinzunehmen. Zwar hatte der Hauptmann seinen Namen nicht genannt, dafür aber wusste er den des Leutnants, nämlich Calientes. Wenn er nach dessen Vorgesetzten fragte, hatte er den Schuldigen.
    Mit diesem Gedanken kehrte er zum Pferch zurück. Seine Vaqueros staunten über seinen raschen Erfolg und halfen ihm, die Pferde einzusperren.
    »Das haben Sie sehr gut gemacht, Señor! Um den Hengst kümmern wir uns. Der wird nicht ohne die Stuten bleiben wollen. Sobald er hierherkommt, haben wir ihn«, erklärte Julio.
    »Vielleicht finde ich ihn doch!« Noch während er es sagte, begriff Walther, dass er diese Arbeit seinen Vaqueros überlassen musste. Immerhin ging es um deren Stolz.
    »Was ist eigentlich mit den Kühen?«, fragte er. »Nicht dass diese Schufte auch die mitgenommen haben.«
    »Haben sie nicht!«, antwortete Julio grinsend. »Quique war vorhin bei der Herde. Dort ist alles in Ordnung. Capitán Velasquez und seine Leute haben sie zum Glück nicht entdeckt.«
    »Velasquez heißt dieser Kerl also! Wer hat euch das gesagt?«
    Quiques Grinsen wurde noch breiter. »Als der Capitán zurückgekommen ist, hat der Teniente ihn mit diesem Namen angesprochen. Er war übrigens sehr wütend, der Capitán, meine ich. Einer seiner Begleiter ist damit herausgeplatzt, dass die Señora und Sie dem Capitán und den Soldaten ziemlich heimgeleuchtet haben. Dafür haben wir die Prügel gerne hingenommen.«
    »Auch dafür wird Velasquez noch bezahlen!« Obwohl Walther noch immer vor Wut kochte, wusste er, dass er sich keinen Privatkrieg gegen den Hauptmann leisten konnte, denn hinter diesem stand die mexikanische Armee. Doch ungeschoren wollte er den Kerl nicht davonkommen lassen. Die einzige Möglichkeit für ihn war, nach San Felipe de Guzmán zu reiten und seine Klage bei Hernando de Gamuzana vorzubringen. Wenn es in Tejas einen Mann gab, der

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