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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Velasquez in die Schranken weisen konnte, so war es der Alcalde.
    »Kann einer von euch den Soldaten folgen und schauen, wohin sie reiten?«, fragte Walther die Vaqueros.
    »Das übernimmt Quique! Ihn wird keiner dieser verdammten Kerle sehen!« Julio zwinkerte Walther zu und fing eine der Stuten ein, damit sein Kamerad sie satteln konnte.
    »Ich reite zur Farm zurück. Wenn sich etwas ereignet, so meldet es mir.
Adiós!
« Walther winkte seinen Vaqueros noch einmal zu und trabte an.
    Unterwegs blickte er sich immer wieder um und kniff bei jedem blauen Schein die Augen zusammen. Es waren jedoch nur Spiegelungen des Himmels und einzelne, blau blühende Büsche und Gräser, aber keine Dragoner. Trotzdem befürchtete er, Velasquez könnte mit seinen Männern kehrtmachen, um sich für die Schlappe zu revanchieren. Daher beschloss Walther, noch drei Tage mit seinem Ritt nach San Felipe de Guzmán zu warten.
    Als er die Farm erreichte, war dort bereits alles aufgeräumt. Pepe arbeitete im Stall und schaute nur kurz heraus. Nachdem Walther seinen Gruß erwidert hatte, trat er auf das Haus zu. Noch bevor er es erreichte, öffnete Nizhoni die Tür.
    »Ich habe der Señora einen Beruhigungstrank gegeben. Sie schläft jetzt«, erklärte sie ihm.
    »Das ist gut! Was macht Josef?«
    »Er hat bei dem Überfall geschlafen und nichts mitbekommen.« Nizhoni lächelte bei dem Gedanken an den Jungen, wartete dann, bis Walther eingetreten war, und sank auf die Knie.
    »Was soll das?«, fragte Walther verblüfft.
    Da ergriff Nizhoni seine Hände und legte sie auf ihren Schopf. »Ich möchte mich bedanken, Señor, weil Sie mich vor diesen Kerlen gerettet haben. Dabei haben Sie Ihr Leben riskiert. Andere hätten das nicht getan.«
    »Ich hätte diesen Schurken auch keine andere Frau überlassen«, antwortete Walther und wollte seine Hände zurückziehen.
    Nizhoni hielt sie jedoch fest. »Sie haben mich ihnen nicht überlassen. Dafür werde ich Ihnen und der Señora mit meinem ganzen Herzen dienen und gehorchen.«
    »Das hast du auch bisher getan.«
    »Nun wird es für immer sein!« Ein scheues Lächeln erschien auf Nizhonis Lippen, und sie bat Walther insgeheim um Abbitte, weil sie in ihm bisher vor allem einen harten, misstrauischen Mann gesehen hatte. Dabei hatte er sie, wenn sie richtig nachdachte, bereits seit langem freundlich behandelt und ihr sogar kleine Geschenke aus San Felipe de Austin mitgebracht.
    »Sobald ich sicher bin, dass Capitán Velasquez und seine Männer diese Gegend verlassen haben, werde ich zu Hernando de Gamuzana reiten und Beschwerde gegen diesen Offizier einreichen. Bis zu meiner Rückkehr wirst du auf Gisela und Josef achtgeben«, erklärte Walther.
    Nizhoni spürte das Vertrauen, das er in sie setzte, und fühlte sich glücklich. Wie es aussah, konnte die Farm eine richtige Heimat für sie werden.

5.
    N och nie war Walther in so schlechter Laune nach San Felipe de Guzmán aufgebrochen. Selbst Quiques Nachricht, Velasquez und seine Dragoner wären in südwestliche Richtung geritten und es gäbe keine Anzeichen, dass sie zurückkommen wollten, hatte seine Stimmung nicht bessern können.
    Ihm ging es nicht nur um die neunundzwanzig gestohlenen Pferde, deren Verlust er nur schwer verkraften konnte, sondern auch um Gesetz und Ordnung. Man konnte nicht zulassen, dass die mexikanischen Truppen willkürlich im eigenen Land plünderten. Da Diego Jemelin und dessen Landsleute Velasquez’ Verhalten höchstwahrscheinlich entschuldigen würden, verzichtete er diesmal darauf, bei ihnen einzukehren, legte dafür aber auf Belchers Farm eine Pause ein.
    Andreas Belcher hieß ihn willkommen, bat seine Frau, aufzutischen, was die Tischplatte trug, und wandte sich wieder an Walther.
    »Es freut mich, Sie zu sehen, Nachbar! Sonst haben wir ja kaum Kontakt zu Gamuzanas Siedlern. Die nächste Farm in Gamuzanas Settlement ist zwar nur zwanzig Meilen von hier entfernt, aber die Leute dort beantworten nicht einmal meinen Gruß, wenn ich sie treffe, geschweige denn, dass sie mich besuchen oder mich zu sich einladen.«
    Diese Beschwerde hatte Walther schon mehrfach gehört und nicht sonderlich ernst genommen. Doch diesmal stimmte sie ihn nachdenklich. »Irgendetwas geht im Land vor, Belcher, und ich glaube nicht, dass es etwas Gutes ist. Mir hat ein Trupp mexikanischer Soldaten auf meiner Farm fast dreißig Pferde genommen und mir überdies noch die Vorratskammer ausgeräumt. Als die Kerle dabei unserer Indianerin Gewalt antun wollten,

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