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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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Walthers Ansicht stellten diese sich alles viel zu einfach vor. Er hatte auf dem Schlachtfeld bei Waterloo erlebt, was Krieg heißt.
    Nachdem Belcher und er sich die Köpfe heißgeredet hatten, sprachen sie noch über ein paar Belanglosigkeiten und gingen bald zu Bett. Am nächsten Morgen wurde Walther ein reichhaltiges Frühstück aufgetischt, das bis zum Abend reichen sollte.
    Beim Weiterreiten ertappte sich Walther bei der Frage, ob Gisela und er nach dem Schiffbruch der
Loire
nicht doch besser daran getan hätten, in die Vereinigten Staaten zu ziehen. Auch wenn es nicht leicht geworden wäre, dort Fuß zu fassen, so würde es solche Probleme dort nicht geben.

6.
    T rotz des Abstechers zu Belchers Farm erreichte Walther San Felipe de Guzmán schneller als sonst. Da seine Kleidung durch den Ritt staubbedeckt war, mied er Gamuzanas Hacienda, ritt in die Stadt und mietete sich in der Cantina ein. Während er sich wusch und die Frau des Wirts seine Sachen ausbürstete, erfuhr Walther, dass Gamuzana in der Stadt anzutreffen wäre. Dies war ihm nur recht, ersparte es ihm doch, zu dessen Hacienda hinausreiten zu müssen.
    Er setzte seinen Hut auf und eilte zum Amtsgebäude des Alcalden. Im Vorzimmer hatten sich bereits etliche Einheimische eingefunden, die Gamuzana ihre Anliegen vortragen wollten, so dass Walther sich auf eine längere Wartezeit einrichtete.
    Als er schließlich zu Gamuzana vorgelassen wurde, begrüßte dieser ihn freundlich und befahl seinem Diener, ein Glas Wein für den Gast zu bringen.
    »
Buenos días,
Señor Fichtner. Ich freue mich, Sie zu sehen«, sagte er und reichte Walther die Hand.
    Dieser ergriff sie und sah Gamuzana mit angespannter Miene ins Gesicht. »Meine Freude wäre größer, wenn ich keine Beschwerde vorbringen müsste!«
    Da er seinen Ärger nicht verbarg, blickte Gamuzana erstaunt auf. »Was empört Sie so sehr?«
    Auf seine Frage hin erhielt der Alcalde einen knappen Bericht über Capitán Velasquez’ Besuch auf der Farm. Gamuzana setzte mehrfach zu einer Unterbrechung an, hörte dann aber doch schweigend zu, bis Walther geendet hatte.
    »Ist dies die Wahrheit?«, fragte er entsetzt.
    »Ja! Meine Frau, unsere Indianerin und die Vaqueros können es bestätigen.«
    »Sie sagen, der Capitán habe bei Ihnen dreißig Mustangs requiriert?«, fragte Gamuzana weiter.
    »Neunundzwanzig, um es genau zu sagen. Leider hat er mir keine Quittung gegeben, mit der ich es beweisen könnte. Er wollte auch unsere Nahrungsvorräte stehlen, doch als zwei seiner Männer unserer Dienerin Gewalt antun wollten, habe ich eingegriffen und den Hauptmann zu einem raschen Abrücken von unserer Farm gezwungen.«
    Da Walther nicht wollte, dass Giselas Rolle über Gebühr bekannt wurde, wich er leicht von der Wahrheit ab und tat so, als hätte er die Soldaten mit Hilfe seines Knechts vertrieben.
    Gamuzana fuhr sich ein ums andere Mal nervös über die Stirn. »Señor, ich weiß zwar, dass Capitán Velasquez in unserer Gegend stationiert worden ist, doch einen solchen Vorfall hätte ich niemals erwartet. Wenn es stimmt, werden Sie für Ihren Verlust entschädigt werden.«
    »Ich glaube kaum, dass Velasquez zugeben wird, was er getan hat. Die Pferde, die er mir gestohlen hat, tragen jedoch mein Brandzeichen. Ich habe mit diesem Raub die Arbeit von zwei Jahren verloren. Sollte ich diesen aufgeblasenen Offizier je wiedersehen, werde ich ihm eine Kugel durch den Kopf jagen!«
    Das Gefühl der Ohnmacht, mit der er den Behörden Mexikos gegenüberstand, steigerte Walthers Zorn.
    Genau diese Reaktion verriet Hernando de Gamuzana, dass sein Gast die Wahrheit gesprochen hatte, und er hob begütigend die Hand. »Bitte bleiben Sie vorerst in der Stadt, Señor. Ich werde mich um diese Angelegenheit kümmern.«
    Und zwar gleich, setzte Gamuzana in Gedanken hinzu. Sein Kopf schwirrte, und ihn überkam die Angst, dass alles, was er hier in Tejas aufgebaut hatte, zusammenbrechen könnte. Dennoch zwang er sich zu einem Lächeln, als er Walther bat, in Ruhe seinen Wein auszutrinken. Danach verabschiedete er sich, befahl draußen, seinen Hengst zu satteln, und ritt los, kaum dass das Tier aus dem Stall geführt worden war.
    Kurz vor seiner Hacienda schlug er einen Bogen zu einem Stück Land, auf dem ein Trupp Dragoner sein Lager aufgeschlagen hatte. Gleich daneben befand sich ein aus Seilen bestehender Korral mit den Pferden der Soldaten. Gamuzana ritt darauf zu und musterte die Gäule. Die neunundzwanzig Mustangs entdeckte er

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