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Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition)

Titel: Der weiße Stern: Roman (Knaur TB) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Iny Lorentz
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sofort, und auf allen sah er das Brandzeichen, das Walther vor fünf Jahren bei ihm hatte eintragen lassen. Velasquez musste mit seinen Dragonern rasch geritten sein, um noch vor dem Deutschen hier einzutreffen, dachte Gamuzana erbittert.
    Die Soldaten saßen um mehrere Lagerfeuer und brieten das Fleisch einer Kuh, die Gamuzana ihnen überlassen hatte. Sie kannten ihn als mexikanischen Patrioten und winkten fröhlich. Gamuzana verzog keine Miene, sondern gab seinem Reittier die Sporen und ritt im gestreckten Galopp zum Hauptgebäude seines Anwesens. Auf dem Hof zügelte er den Gaul, sprang aus dem Sattel und warf einem herbeieilenden Peon die Zügel zu.
    »Wo ist der Capitán?«, fragte er den Mann.
    »Er befindet sich bei den Damen«, antwortete der Knecht.
    Ohne den Mann weiter zu beachten, stürmte Gamuzana ins Haus und platzte in den Salon seiner Ehefrau, die eben Trinkschokolade für sich, ihre Tochter und Velasquez hatte auftragen lassen.
    Verwundert schaute Doña Elvira ihren hereinstürmenden Ehemann an. »Ist etwas geschehen, mein Lieber?«
    »Nichts von Belang, meine Liebe. Capitán, ich würde gerne mit Ihnen sprechen.«
    »Gerne, Don Hernando!« Velasquez stand auf und folgte Gamuzana in einen anderen Raum. Zwar weilte er erst seit einem Tag auf der Hacienda, doch es gefiel ihm hier ausgezeichnet. Noch mehr behagte ihm, dass es nur eine Tochter gab und diese einmal alles erben würde. In seiner schmucken Uniform hoffte er, Eindruck auf Mercedes und deren Mutter zu machen. Auch hatte er sich bereits eine Strategie zurechtgelegt, wie er sich Gamuzana selbst als Schwiegersohn empfehlen konnte.
    »Capitán Velasquez, Sie sagten, Sie hätten mit Ihrer Einheit einen Feldzug gegen die Komantschen unternommen?«, fragte Gamuzana mit einer für den Hauptmann überraschenden Kälte.
    »
Sí,
Don Hernando, das habe ich, und dabei eine stattliche Anzahl an Mustangs erbeutet«, antwortete Velasquez selbstzufrieden.
    »Es sind neunundzwanzig, wie ich hörte. Eigenartig finde ich nur, dass sie alle dasselbe Brandzeichen aufweisen. Indios brennen niemals ihre Gäule!«
    »Wahrscheinlich haben die Komantschen diese Tiere bei einem Raubzug auf einer Hacienda erbeutet«, versuchte der Hauptmann, die Brandzeichen zu erklären.
    »Seltsamerweise behauptet ein Farmer, dass Sie diese Tiere bei ihm beschlagnahmt haben!« Gamuzana behielt den Hauptmann scharf im Auge und sah dessen kurzes Erschrecken.
    Velasquez rettete sich in ein gekünsteltes Lachen. »Der Mann erzählt Märchen, Don Hernando!«
    »Ich kenne den Mann gut, Capitán, und ich vertraue ihm.«
    »Einem dreckigen Americano! Das kann doch nicht Ihr Ernst sein«, rief Velasquez empört.
    »Der Mann ist kein Americano, sondern ein Siedler aus Europa. Ich selbst habe ihm dieses Land gegeben! Zudem ist er einer meiner beiden Stellvertreter in meinem Siedlungsgebiet. Er war stets ein treuer Bürger Mexikos! Doch mit Ihrem Raubzug haben Sie dafür gesorgt, dass er Mexiko und dessen Behörden von nun an mit Misstrauen betrachten wird.«
    Obwohl Gamuzana seine Stimme nicht erhob, spürte der Hauptmann den Zorn des Alcalden. Velasquez war jedoch nicht bereit nachzugeben. »Das hier ist unser Land, Don Hernando, und die Americanos haben hier nichts verloren. Präsident Generalissimus Antonio López de Santa Ana hat erklärt, dass er, sobald die Rebellionen im Süden niedergeschlagen sind, nach Tejas marschieren wird, um alle Americanos und Europäer über die Grenze zu treiben.«
    »Wenn Santa Ana dies versucht, gibt es Krieg, und zwar mit den Vereinigten Staaten!«, stieß Gamuzana hervor.
    »Der Generalissimus wird auch gegen die Truppen der Vereinigten Staaten keine Gnade walten lassen, sollten diese sich in unsere Angelegenheiten einmischen.« Velasquez sah sich wieder im Vorteil und erklärte Gamuzana, dass es im Sinne Santa Anas sei, die amerikanischen Texaner und europäischen Siedler so weit zu bringen, dass diese freiwillig das Land räumten.
    »Damit bricht Santa Ana sämtliche Verträge, die die Regierung von Mexiko mit uns Empresarios und den Siedlern geschlossen hat«, rief Gamuzana empört. »Auch war es ein Fehler, die Verfassung von 1824 außer Kraft zu setzen, denn sie war der Garant der Freiheit in unserem Land. Für nicht weniger sinnlos halte ich die Inhaftierung von Stephen Austin. Auch wenn ich keine freundschaftlichen Gefühle für diesen Mann hege, so hat er doch die Schreier in seinem Siedlungsgebiet unter Kontrolle gehalten. Jetzt aber haben Männer

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