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Der weite Weg nach Hause

Der weite Weg nach Hause

Titel: Der weite Weg nach Hause Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rose Tremain
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verkündete.
    »Ich habe deine Diana-Karte gesehen«, sagte Rudi nach einer Weile. »Ina hat sie mir gezeigt, und ich hab einen Ständer gekriegt. Ich dachte: Prinzessin, lächle dein bezauberndes Lächeln für mich, und dann komm und setz dich auf mich.«
    Lev lachte. Er hörte sein eigenes Lachen wie etwas Fernes, Überraschendes. Und nach einem kurzen Augenblick fiel Rudi mit seinem vertrauten Lachen ein, und Lev dachte an die wodkagetränkte Eisenbahnfahrt nach Glic und wie sie Tango unter dem Sternenhimmel getanzt hatten und an die neonblauen Fische vom Esselsee.
    »Vergiss Diana«, sagte Lev. »Morgen habe ich eine Verabredung mit zwei Komma fünf Metern Abtropffläche aus Stahl.«
    GK Ashe war nicht so, wie Lev ihn sich vorgestellt hatte; er war ein drahtiger Mann, nicht groß, mit wildem schwarzem Haar, das er unter eine Baumwollmütze stopfte, und Augen von einem verblüffenden Blau. Lev schätzte ihn auf etwa 35.
    Er kam kurz vor vier in die Küche und fand Lev mit seiner umgebundenen gestreiften Schürze startbereit vor seinen Spülbecken vor. »Okay«, sagte er und schüttelte Lev die Hand, »ich bin GK Ashe. Schön, dass du jetzt bei uns mitmachst, Olev.«
    »Ich bin auch froh, Sir«, sagte Lev.
    »Nenn mich nicht ›Sir‹. Nenn mich ›Chef‹.«
    »Chef ...«
    »Damian hat dir erzählt, dass hier ein strenges Regiment herrscht?«
    »Regiment?«
    »Der Unterschied zwischen einer Küche mit ein paar faulen und unachtsamen Leuten und einer Küche, in der jeder aufHochtouren arbeitet, ist der zwischen einem erfolgreichen Unternehmen und einem gescheiterten. Und das Wort ›Scheitern‹ kotzt mich an. Ich will nicht einmal drüber nachdenken, kapiert? Alle müssen sich ins Zeug legen, okay?«
    »Ins Zeug legen, Chef?«
    GK Ashe ging, an Lev vorbei, zu den Spülbecken. »So«, sagte er, »dieser Platz hier. Behandle ihn wie einen Operationssaal. Ich wünsche, dass das ganze Zeug hier − jeder Löffel, jedes Blech, jedes Sieb, jede Schüssel, jeder Mixer, jedes Hackmesser, jeder Entsteiner, jede Reibe und noch der letzte Kartoffelschäler − absolut steril ist. Wenn du eine Bratpfanne geschrubbt hast, möchte ich daraus eine Margarita trinken können. Okay?«
    »Margarita, Chef?«
    »Ja. In manchen Küchen ist die Hygiene saumäßig. Siebzig Prozent der Fälle von Lebensmittelvergiftung in diesem Land beginnen in Restaurantküchen. Aber nicht in meiner. Also sorg dafür, kapiert?« GK legte Lev die Hand auf die Schulter. »Dein Spitzname wird ›Schwester‹ sein«, sagte er. »So nenne ich meine Küchenmannschaft. Und du hast deinem Namen gerecht zu werden.«
    »Schwester?«
    »Richtig. Nimm das nicht als Beleidigung. Ganz im Gegenteil. Es ist eine Bestimmung . Erledige einfach deine Arbeit mit Stolz, und alles ist in Ordnung.«
    »Ich will versuchen«, sagte Lev.
    GK lächelte. Er schritt schwungvoll davon, drehte sich aber noch einmal zu Lev um und sagte: »Heute Abend gibt es eine neue Speisekarte, da kann es ein bisschen heiß hergehen, viele Umbestellungen, aber was tun Schwestern? Sie bleiben ruhig. Sie räumen auf. Kapiert? Wir zählen auf dich, Olev.«
    Weitere Angestellte erschienen. Sie kamen zu Lev und stellten sich vor, und Lev versuchte, sich ihre Namen zu merken: Tony und Pierre, Sous-Chefs; Waldo, Pâtisserie- und Dessertkoch; Sophie, Gemüse- und Salatvorbereitung; dann die KellnerStuart, Jeb und Mario. Alle waren jünger als Lev, und sie wirkten ernst, wie Schauspieler, wenn sie nervös sind.
    Um fünf setzte die Gruppe sich an einen Tisch im hinteren Teil des Restaurants, und Jeb servierte pochierte Hühnerbeine mit Sellerie, Möhren und Gnocchi, gekocht von Tony. Lev aß sehr langsam. In den Gnocchi war ein entschlackendes Kraut, von dem er herausfinden wollte, was es war. Er genoss das köstliche Kartoffelklößchen, rollte es im Gaumen hin und her. Petersilie, das war es. Er aß das Klößchen schweigend und überlegte, wie es wohl gemacht wurde, während um ihn herum die Gerichte auf der neuen Speisekarte diskutiert wurden und die Köche sich letzte Notizen machten.
    »Jetzt zur Forellenpastete«, hörte er GK Ashe sagen. »Wenn ihr serviert, will ich die Salatblätter in Rosettenform und nicht an der Schnitte. Ich will nicht, dass sie den Fisch berühren oder, wie bei einer albernen Schnitzeljagd, überall auf dem Teller rumliegen. Kaum angemacht, okay? Nur ein Spritzer Vinaigrette. Und die Pampelmusenmayonnaise sollte wie ein Uniformknopf auf der Pastetenmanschette aussehen. Habt

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