Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der werfe den ersten Stein

Der werfe den ersten Stein

Titel: Der werfe den ersten Stein Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kanger
Vom Netzwerk:
»Ein Paar Arbeitshandschuhe draußen im Garten. Es kann daher kommen, weil wir uns letztes Mal auf das Haus und die Garage konzentriert haben. Die Handschuhe lagen in einer Hecke, aber ich hab trotzdem schlampig gearbeitet. Sie gehen zur Analyse.«
    Määttä holte eine Zigarette hervor. Er hielt sie hoch, neigte den Kopf und hob die Augenbrauen, als wollte er fragen, ob jemand etwas dagegen hatte.
    »Meinetwegen darfst du«, sagte Jönsson. »Aber du riskierst es, dass der Feueralarm losgeht.«
    Määttä schob die Zigarette zurück ins Päckchen.
    »Ich hab ihnen gesagt, dass es eilt«, sagte er. »Den ersten Bescheid könnt ihr wahrscheinlich Freitag haben, genau rechtzeitig zum Haftprüfungstermin. Eriksson und ich machen morgen da draußen weiter.«
    »Und morgen werden wir ein paar fette Fische fangen«, sagte Jönsson.

20
    Elina Wiik fühlte sich leicht erschöpft. Sie wusste nicht, mit wie vielen Personen sie im Lauf des Donnerstags gesprochen hatte, nur, dass es viele waren. Und das Ergebnis war mager. Ein einziger von Bertil Adolfssons Arbeitskollegen war sicher gewesen, dass er Bertil nach Feierabend auf seinem Fahrrad gesehen hatte. Anfangs waren sie denselben Weg gefahren, in Richtung Norden, die Bruksgatan entlang. Dann war Adolfsson nach links in den Herrgårdsvägen zum Kanal abgebogen und der Arbeitskollege war geradeaus weitergefahren.
    Aus dieser Zeugenaussage zog Elina den Schluss, dass Bertil Adolfsson nach der Arbeit keine anderen Pläne gehabt hatte, als nach Hause zu fahren. Sie hatte Zeugen an der Kreuzung Bruksgatan/Herrgårdsvägen gesucht, aber niemand in den Häusern entlang seines Heimwegs hatte Bertil an dem Tag gesehen. Auch keiner der nächsten Nachbarn von Adolfssons hatte ihn nach Hause kommen oder später am Nachmittag von zu Hause weggehen sehen.
    Elina überlegte, wie sie mit Mikaels Nazikumpels umgehen sollte. Die hätte sie am liebsten ausgefragt, was Mikael von seinem Vater erzählt hatte. Aber sie musste einsehen, dass das zu heikel war. Jede dieser Fragen würde vermutlich den Verdacht auf Mikael lenken, obwohl er formell gesehen ein Opfer war. Sein Vater war verschwunden, es ging um den Sohn einer betroffenen Familie. Dass der Vater seine Familienmitglieder misshandelt hatte, machte sie nur noch mehr zu Opfern.
    Sie hatte Mikael am Telefon nach seinem Kontakt zum Sozialamt gefragt. Er hatte geantwortet, er erinnere sich an kein Gespräch mit jemandem von dort oder dass er einen Termin für eine Besprechung bekommen hätte. Außerdem habe er nie Grund gehabt, das Sozialamt aufzusuchen. Elina war beharrlich gewesen, hatte gesagt, dass es in der Rezeption eine Notiz mit seinem Namen gebe. Aber er hatte eigensinnig an seiner Version festgehalten.
    Ich kann die Familie nicht mal zum Verhör zwingen, dachte sie. Mir sind die Hände gebunden. Die Gefahr ist groß, dass ich nicht weiterkomme. Bei meinem ersten Mordfall.
    Möglichem Mordfall, korrigierte sie sich selber.
    Was ich brauche, ist eine Leiche. Denk jetzt nach, Elina. Du bist cleverer als die anderen. Wo ist der Totenschädel? Das ist hier die Frage – Shakespeare.
    Sie holte ihren Plan von Surahammar hervor, ein DIN-A4-Blatt und einen Stift. Auf das Blatt schrieb sie drei Namen: Bertil, Peter, Mikael. Unter Bertil schrieb sie 16.05, der frühstmögliche Zeitpunkt, zu dem er nach Hause hätte kommen können. Unter Peter schrieb sie 16.30, die ungefähre Zeit, zu der er selbst behauptete, von seinem Besuch der Autohalle in Hallstahammar nach Hause gekommen zu sein. Und unter Mikael schrieb sie 16.40.
    Sie lehnte sich auf dem Stuhl zurück. Denk nach, Elina, denk nach! Die Zeiten scheinen zu stimmen. Ich glaube nicht, dass Peter und Mikael lügen, da auch die Mutter und Stina ungefähr zu dieser Zeit nach Hause kamen.
    Aber wenn wir uns nun einmal vorstellen, dass einer von ihnen schon früher zu Hause war und dem Vater begegnete, als er von der Arbeit kam? Und dann mit ihm auf dem Fahrrad weggefahren ist? Und ihn getötet hat?
    Wenn es Peter war, hatte er insgesamt 25 Minuten Zeit. Von 16.05 bis 16.30 Uhr. Das heißt 12,5 Minuten zum Mordplatz und noch einmal genauso lange zurück.
    Mikael hätte 3 5 Minuten zur Verfügung gehabt, was 17,5 Minuten in jede Richtung bedeuten würde. Mikael hätte es am weitesten schaffen können. Aber Peter könnte es genauso gut gewesen sein.
    In 17,5 Minuten kann man im Gelände nicht mehr als 1,5 Kilometer gehen. Vermutlich nicht einmal so viel. Und der Mord selbst muss auch eine ganze

Weitere Kostenlose Bücher