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Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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aus, als wären sie mit blauer Flüssigkeit gefüllt, und die Nase schien noch knollenartiger geworden zu sein. Die wächserne Gesichtshaut hing schlaff herunter, als hätte er an einem heißen, lodernden Feuer gesessen, und sie war fast völlig farblos. Der Mund war schlaff und leicht schief, als hätte er vor Jahren einen kleinenSchlaganfall gehabt, und Speichel rann ihm in einem dünnen Faden am Kinn herunter. Die Augen waren ausdruckslos, und es gab kein Anzeichen, ob er den Arzt oder mich wahrnahm.
    »Jean«, sagte Dr. Lyttelton stirnrunzelnd.
    Sie legte das Buch auf den Stuhl und kam herüber. »Ach, Mr. Turner, wir sabbern ja schon wieder«, gurrte sie, zückte ein weißes Taschentuch und tupfte sein Kinn ab. Dann ging sie zu ihrem Buch zurück. Turner schien nicht zu reagieren.
    »Wie geht es Ihnen denn heute, Mr. Turner?«, fragte der Arzt.
    Erst jetzt schien Turner uns zu bemerken. Die Augen flackerten und er zwang sich zu lächeln. Als er endlich einen Ton herausbrachte, klang es so vertrocknet, wie seine uralte Haut aussah.
    »Dr. Lyttelton?« Es war eine Frage und der Arzt nickte.
    »Das Leben geht weiter«, sagte Turner. Ich dachte, er wollte einen Witz machen, und ich lächelte. »Und immer, immer weiter«, sagte Turner. Doch, es war ein Scherz.
    »Hatten Sie heute Besuch?«, fragte der Arzt.
    Turner schüttelte den Kopf. Eine Hand kam unter der Decke hervor und legte sich auf die Seite des Rollstuhls. Sie mutete wie eine mumifizierte Klaue an. »Kein Besuch«, sagte die brüchige Stimme. »Niemand mehr übrig. Nur ich.« Anscheinend war er bei Verstand, obwohl ich Lytteltons Diagnose nicht in Zweifel zog. Er kannte sich offensichtlich aus, und in seinem Büro hatte er mir kluge Fragen zu meinem Profiling-Programm gestellt. Außerdem hatte er mir ein paar praktische Tipps für meine weitere Forschung gegeben und mir ein paar Veröffentlichungen als lohnende Lektüre empfohlen. Wenn der gute Doktor alsosagte, dass Turner manchmal ein bisschen spann, dann glaubte ich ihm das.
    Lyttelton legte mir die Hand auf die Schulter. »Mr. Turner, dies ist Dr. Beaverbrook. Er würde sich gern ein bisschen mit Ihnen unterhalten.« Turner lächelte mich an. Er sabberte wieder.
    Lyttelton wandte sich an mich. »Ich lasse Sie mit Mr. Turner allein«, sagte er. »Schwester Orlowski ist in der Nähe, falls Sie sie brauchen. Aber bedenken Sie bitte, was ich Ihnen vorhin gesagt habe.« Er klopfte mir auf den Rücken und verschwand durch die Bäume in Richtung Haus. Die Pflegerin sah mich an, dann las sie weiter.
    Ich ging vor dem alten Mann in die Hocke, sodass wir beide auf Augenhöhe waren. Ich lächelte ihn an, aber hinter den leeren Augen schien sich nichts abzuspielen. Mein Mund war trocken und ich hatte Probleme mit dem Schlucken, nicht weil ich nervös gewesen wäre, sondern weil ich wusste, dass ich mich selbst in fünfzig, sechzig Jahren sah, falls ich denn so lange leben sollte. Eine tolle Alternative, nicht? Man sitzt auf einem Stuhl mit einem Hirn wie Rührei oder man ist tot. Mehr gibt es nicht zur Auswahl, und Turner erinnerte an das, was kommen sollte. Ich wollte weglaufen und mich betrinken und ihn aus meinem Gedächtnis löschen, aber es gab Dinge, die ich in Erfahrung bringen musste.
    »Ich habe einen von Ihren Filmen gesehen, Mr. Turner«, sagte ich langsam. »
Zeit des Flieders
. Erinnern Sie sich?
Zeit des Flieders

    Seine Augen schienen mich zu fixieren und er holte Luft. Es hörte sich an wie Wind, der durch einen verfallenen Kamin bläst.
    »
Zeit des Flieders
«, wiederholte er.
    »
Zeit des Flieders
. Sie waren der Star. Sie haben ihn neunzehn-hundertzweiundfünfzig gedreht. Erinnern Sie sich?«
    Die dünnen Lippen verzogen sich zu einem Lächeln. »Lausiger Film«, sagte er. »Das ganze Ding haben wir in weniger als sechs Tagen runtergedreht. Kaum zu glauben, was?«
    Die Worte kamen langsam, fast mühsam aus dem dünnen Strich von einem Mund. Er lispelte leicht, und immer wenn er den Mund so weit öffnete, dass ich hineinsehen konnte, blickte ich in ein zahnloses rosa Loch. Was der ehemalige Filmstar wohl zum Lunch gegessen hatte? Das war bestimmt zuerst durch den Mixer gejagt worden. Mit Babybrei fangen wir an und damit hören wir auch auf. Am Anfang sind wir hilflos, am Ende unserer Tage ebenso.
    Es überraschte mich, wie prompt er sich an den Film erinnerte, den er vor sechzig Jahren gedreht hatte, aber so ist das mit Alzheimer, es löscht große Teile der Erinnerung aus, lässt aber

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