Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)
vermieten.«
»Und den Keller?«
»Nein, nein, der Keller dient als Abstellraum, soweit ich mich erinnere. Nein, ich glaube nicht, dass jemals jemand aus unserem Büro dort unten war. Dazu bestand eigentlich keine Notwendigkeit.«
»Ach so. Noch eins – wann wurden Sie mit der Inventur beauftragt?«
Zögern und Luftholen, während er nachdachte. »Ich denkemal, das war vor etwa einem halben Jahr«, sagte er. »Mehrere Mieter waren ausgezogen, und Ms. Ferriman hatte renoviert, da hielt sie die Gelegenheit für günstig, neue Inventurlisten für die verschiedenen Wohnungen im Haus zu erstellen.«
Ich dankte ihm für seine Hilfe und bat ihn um eine weitere Information: den Namen der Bank, auf die seine Firma die Miete der verschiedenen Hausbewohner überwies.
Er sagte, er freue sich stets, dem LAPD bei den Ermittlungen behilflich zu sein. Er wirkte sympathisch. Ich grübelte über das Messer nach. De’Ath hielt es nicht mehr für wichtig, denn die Bestandsliste des Vermieters bewies ja, dass kein Messer fehlte. Wie er wohl reagieren würde, wenn er herausfände, dass Terry quasi ihr eigener Vermieter war und sie selbst die Idee mit der Bestandsliste gehabt hatte?
Rivron kam zurück, als ich den Hörer auflegte, und er warf sein Notebook auf den Schreibtisch. »Bist du auch mal wieder da?«, sagte er, und man musste kein Hellseher sein, um zu merken, dass er von mir die Schnauze voll hatte.
»Ja, tut mir leid«, sagte ich. »Gibts viel zu tun?«
»Und ob!«, sagte er. Er warf sich in seinen Stuhl und rutschte nach hinten, um die Füße auf den Tisch schwingen zu können. »Ein durchgeknallter Frauenhasser hat langhaarigen Blondinen Säure auf die Beine gesprüht. Eine Jugendliche hat in ihrem Zimmer Katzen gekreuzigt. Zwei bewaffnete Räuber, die behaupten, Stimmen aus dem Jenseits zu hören. Und ein Bibelverkäufer, der sagt, Gott hat zu ihm aus dem Autoradio gesprochen und ihm befohlen auf dem Hollywood Boulevard in eine Touristenmenge zu fahren. Und wie war dein Tag?«
Tja, er hatte von mir definitiv die Schnauze voll.
»Es tut mir leid wegen gestern Abend«, sagte ich. »Ich war an einem Fall dran, und ich habe länger gebraucht als gedacht, um dort hinzukommen. Wie ist es denn heute Nachmittag gelaufen?«
»Das sind die Fälle von heute Nachmittag«, sagte er. »Gestern Nacht gab es noch etwa ein Dutzend andere. Ich bin erst bei Sonnenaufgang nach Hause gekommen und dann rief mich De’Ath kurz vor zwölf an und hat mich schnurstracks zurückbeordert.«
»De’Ath, der gute alte Schwarze To’d«, sagte ich. »Er glaubt, nur weil er jeden Tag zwanzig Stunden arbeitet, sollten das auch alle anderen tun.«
»Ja. Wenigstens bist du jetzt hier«, sagte Rivron. »In Zimmer C wartet ein Wolfsmensch auf dich, an dem du dich mal festbeißen kannst. Oder umgekehrt.«
Ich sah auf meine Uhr. »Verdammt, ich kann nicht. Ich habe eine Besprechung.« Rivron machte ein Gesicht, als wollte er mir seinen Computer an den Kopf schleudern, darum hielt ich als Zeichen der Kapitulation die Hände hoch. »Ich bin nicht lange weg – ich schwöre es bei Gott! Ich muss mich nur mit jemandem von der UCLA treffen.«
»Wegen eines Falls?«, fragte er.
»Wegen eines Falls«, sagte ich mit Nachdruck. »In zwei Stunden bin ich zurück und dann kannst du abzischen.«
Viel glücklicher schien ihn das nicht zu machen, aber er konnte nichts tun, denn letztlich war ich ja sein Vorgesetzter. Nicht, dass ich je darauf gepocht hätte, denn bei Rivron wusste ich, dass das nicht nötig war. Auf dem Weg nach draußen klopfte ich ihm auf die Schulter.
Die Bar, in der ich mich mit Rick Muir verabredet hatte, war ein gefakter »Olde English Pub« mit lauter Plastikbalken, einer Dartscheibe, lauwarmem Bier und
chicken in a basket
, einem zerlegten Hähnchen, das in einem Körbchen heiß serviert wurde. Den Laden schmiss ein schwules Paar, zwei Engländer, deren schrilles Getue nicht minder pseudo war als das Dekor.
Rick war auch Engländer, aber seine Libido schlug heftig nach der Heteroseite aus, was meiner Ansicht nach sein Hauptmotiv für den Umzug an die Westküste gewesen war. Er verbrachte mehr Zeit am Strand als im Institut und stellte den Mädels nach, aber er veröffentlichte genügend wissenschaftliche Abhandlungen, um seine Forschungsgelder zu rechtfertigen, und stieg auf der akademischen Hierarchieleiter ziemlich schnell nach oben. Er sah aus wie ein kalifornischer Strandgammler, blondes Haar, während der Arbeit im Labor zu
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