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Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Leather
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einem Pferdeschwanz gebunden, breitschultrig, sonnengebräunt wie ein Filmstar. Er saß an einem Tisch mit irgendeinem braunen Gebräu aus Nordengland in einem hohen Glas vor sich. »Jamie, wie gehts denn so?«, fragte er. Er stand auf und schüttelte mir die Hand.
    Eine Kellnerin wollte gar nicht wieder verschwinden, offenbar erpicht darauf, Ricks Aufmerksamkeit zu erregen. Er beehrte sie mit seinem Schlafzimmerblick, und ich hörte sie förmlich winseln, als er ein Bier für mich bestellte. Ach, habe ich eigentlich erwähnt, dass er gut zehn Jahre jünger ist als ich? Wohl so in Terrys Alter.
    »Es läuft gut«, sagte ich, als wir beide der Kellnerin nachschauten, die zur Bar stöckelte.
    »Hübsch«, sagte er.
    »Sehr«, sagte ich.
    Wir unterhielten uns ein Weilchen über das Wetter, über die jeweiligen Vorzüge kalifornischer und englischer Frauen, über meine Scheidung und sein Sexleben, und dann kam ich endlich auf mein Anliegen zu sprechen, den Gefallen, um den ich Rick Muir, Ph. D., bitten wollte. Ich überreichte ihm den Umschlag. »Kannst du das mal nach der C14-Methode untersuchen?«, fragte ich.
    »Klar«, sagte er. »Was ist es denn?«
    »Haar«, sagte ich.
    Er hob fragend eine Braue. »Menschliches Haar?«
    »Ja.«
    Er verzog das Gesicht. »Wie alt ist das deiner Ansicht nach?«, fragte er. »Ich meine, ist es ein Fossil oder so was? Du weißt doch ebenso gut wie ich, dass sich die C14-Methode nicht für jüngere Exemplare eignet. Selbst für rund fünfhundert Jahre alte Proben bedeutet das plus/minus ein Jahrhundert. Und selbst für diese zeitliche Eingrenzung muss man sich mit der Technik verdammt gut auskennen.«
    »Was auf dich ja zutrifft«, sagte ich und ich bestellte uns noch zwei Bier bei der Kellnerin, die nur Augen für Rick hatte, während ich mit ihr sprach.
    »Was auf mich zutrifft«, bestätigte er. Er lächelte das Mädel an und zwinkerte ihr jungenhaft zu. »Ich will damit sagen, Jamie, dass es zwecklos ist, mir eine Locke von einem Mädchen zu geben, damit ich herausfinde, wie alt sie ist. So funktioniert das nicht. Ich kann dir sagen, ob etwas fünf- oder zehntausend Jahre, aber nicht, ob ein menschliches Haar fünf Wochen oder fünf Jahre alt ist.«
    »Aber wüsstest du, ob es neueren Datums ist oder nicht?«
    »Na ja, schon«, sagte er zögernd, »aber das könntest du auch einfacher haben. Wenn du es unter dem Mikroskop ansiehst. Oder darüber streichst. Abgeschnittenes Haar trocknet recht schnell aus. Vermutlich wäre auch eine chemische Analyse einfacher.«
    »Was meinst du damit?«
    »Es auf Verunreinigungen überprüfen und so. Viel von diesem Scheißdreck in der Luft und im Wasser war vor fünfzig Jahren noch nicht da, darum kann der Nachweis in tierischem oder pflanzlichem Gewebe ziemlich guten Aufschluss über das Alter des Haars geben. Das kann verdammt viel genauer sein als die C14-Methode.«
    Ich nickte und rief nach der Rechnung. »Tu mir einfach den Gefallen, okay? Teste es mit deinen Geräten, und wenn das nicht klappt, probier ich was anderes.«
    »Und du willst mir nicht verraten, worum es eigentlich geht?«
    Die Rechnung kam und ich zahlte. Die Kellnerin bedankte sich bei Rick.
    »Es ist verrückt«, sagte ich. »Tu es doch einfach mir zuliebe. Wenn du irgendwas herausfindest, erzähl ich dir alles. Und glaub mir, das liefert dir dann einen verdammt guten Stoff für eine Publikation.« Das stellte ihn anscheinend zufrieden und er steckte das Kuvert in die Tasche seines Blazers. Ich ließ ihn mit der Kellnerin stehen. Es sah so aus, also würde er ihre Telefonnummer bekommen.
    Rivron war in einem der Vernehmungszimmer, als ich ins Präsidium zurückkehrte, also hinterließ ich ihm eine Nachrichtauf dem Schreibtisch, er solle Feierabend machen. Dann rief ich unten beim diensthabenden Sergeant an, um zu fragen, was sonst noch anlag. Man teilte mir mit, dass ein Brandstifter in Zimmer E auf mich wartete, der eine vierköpfige Familie getötet hatte, indem er einen selbst gebastelten Molotowcocktail durch ein Schlafzimmerfenster geschleudert hatte. Er behauptete, sie seien Satanisten gewesen, die ihn verhext hätten. Ich ließ ihn durch das Programm laufen und er erwies sich als völlig zurechnungsfähig. Ich meldete das den Ermittlungsbeamten und sie knöpften ihn sich erneut vor. Als ich gerade ein Gutachten schrieb, rollte De’Ath herein wie ein Panzer im schnellsten Gang.
    Er grinste wie ein Honigkuchenpferd. »Na?«, fragte er, »siegst du denn im Kampf gegen die

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