Der Wert des Blutes: Kriminalroman (German Edition)
sie«, sagte sie. »Und ich habe sie in den Keller gehen sehen.« Sie zeigte auf das Klingelbrett an der Wand.»Probieren Sie mal den Knopf da«, sagte sie und sah mir dabei zu, wie ich es tat. Bestimmt war sie inzwischen davon überzeugt, dass ich einbrechen wollte.
Es machte immer noch niemand auf, darum sagte ich zu ihr, ich würde es lassen und versuchen Terry telefonisch zu erreichen. Als ich mich zum Gehen wandte, kam mir eine Idee. Ich fragte sie nach dem Namen der Hausverwaltungsfirma, die sich hier um die Mietangelegenheiten kümmerte. Sie gab mir den Namen und eine Telefonnummer und ich notierte sie auf der Rückseite des Briefumschlags mit den Haarsträhnen. Ich spürte ihren Blick auf mir ruhen, als ich zum Wagen zurückging, darum unterdrückte ich mein Verlangen und sah ich nicht durch die Fenster des schwarzen Porsche. Terry und ich hatten das Thema Autos zwar nur flüchtig gestreift, nur ein paar Bemerkungen über mein inniges Verhältnis zum Alpine, aber da hätte sie doch auch ihren Porsche erwähnen können. Porschefahrer sind ja nicht gerade für ihre Bescheidenheit bekannt, nicht wahr? Ich fragte mich, wie ein junges Mädchen, das in einer engen Einzimmerwohnung in einem nicht besonders wohlhabenden Stadtviertel lebte, sich solch einen Wagen und die schwindelerregenden Versicherungsprämien dafür leisten konnte.
Als ich in die Einsatzzentrale kam, war sie menschenleer. An meinem Platz lag eine Nachricht von Rivron, dass Chuck Harrison angerufen hatte, also rief ich den Anwalt als Erstes an. Er wollte mir mitteilen, dass er das Schriftstück für den Vergleich aufgesetzt hatte und ich es jederzeit in seinem Büro unterzeichnen könnte. Er klang enttäuscht, dass ich mich so schnell hatte breitschlagen lassen, aber Deborah hatte mich zermürbt.
Mein nächster Anruf ging an die Firma, die das Haus verwaltete, in dem Terry wohnte. Ich hatte den Boss an der Strippe und sagte ihm, wer ich war, vergewisserte mich, dass die Adresse in der North Alta Vista Avenue zu seinen Immobilien gehörte, und fragte, welche Wohnung sie gemietet hatte.
Der Mann, der langsam und mit einer Baritonstimme sprach, hüstelte und sagte, dass Ms. Ferriman eigentlich keine Mieterin in dem Gebäude sei. Ich unterbrach ihn und sagte, ich sei bereits mit ein paar Detectives des Morddezernats dort gewesen, daher wüsste ich, dass sie da wohne.
Er hüstelte wieder. »Was ich meinte, Dr. Beaverbrook«, sagte er geduldig, »ist, dass Ms. Ferriman keine Wohnung dort mietet, sondern Eigentümerin ist.«
»Eigentümerin welcher Wohnung?«, fragte ich.
»Ms. Ferriman besitzt sie alle«, sagte er. »Das ganze Gebäude gehört ihr. Wir machen die Verwaltung für sie, finden geeignete Mieter, ziehen die Mieten ein, lassen Reparaturen ausführen, derartige Dinge.«
Ich war verblüfft. Nach vorsichtiger Schätzung durfte das Gebäude um die zehn Millionen Dollar wert sein. Wie um alles in der Welt kam ein junges Mädchen an eine so teure Immobilie? Der Wagen fiel mir wieder ein.
»Wie lange arbeiten Sie schon für Ms. Ferriman?«, fragte ich.
Ein weiteres Hüsteln. »Seit sechs Jahren, wenn ich mich nicht irre.« Seit ihrer Teenagerzeit also. Das ergab keinen Sinn.
»Und alle Wohnungen sind vermietet?«, fragte ich.
»Ja.«
»Aber die Einzimmerwohnung wird von ihr genutzt?«
»Das stimmt. Und sie benutzt auch den Keller. Als Speicher, soviel ich weiß. Er ist sehr geräumig und nimmt buchstäblich die ganze Kellerfläche ein, mit Ausnahme der Waschküche und der Heizungsanlage.«
»Ich möchte ja nicht den Eindruck erwecken, dass ich Ihnen nicht glaube, aber ich war eigentlich davon überzeugt, dass sie die Wohnung gemietet hat. Die Einzimmerwohnung.«
»O nein, ich kann Ihnen hundertprozentig versichern, dass sie die besitzt. Wie kommen Sie darauf, dass sie sie gemietet hat?«
Für einen Augenblick war ich mir nicht sicher, aber dann fiel es mir plötzlich wieder ein. »Es gab eine Liste«, sagte ich. »In der Wohnung. Ein Inventar, eine Liste von allem, was in der Wohnung ist, von der Art, wie sie ein Vermieter hat, wenn jemand auszieht und er überprüft, ob etwas fehlt.« Zum Beispiel ein Messer, dachte ich.
»Ach so, dann begreife ich das Missverständnis, Mr. Beaverbrook. Ja, wir haben vor einiger Zeit eine Inventur in allen Wohnungen gemacht, auf Wunsch von Ms. Ferriman. Und ich erinnere mich, dass wir dabei auch die Einzimmerwohnung einbezogen haben, denn sie deutete an, sie wolle diese in Zukunft eventuell
Weitere Kostenlose Bücher